Rachels Geheimnis: Verräterisch klopfendes Herz (German Edition)
jetzt brauchte.
Schnell betrat er den Stall und wurde sofort von dem vertrauten Geruch nach Pferden, Leder und staubigem Heu eingehüllt. Ein älterer brauner Wallach namens General schnaubte, als Slade sich näherte, und schob den Kopf über die Tür seiner Box. „Wie geht’s, alter Junge?“, grüßte Slade und rieb dem Pferd über die unregelmäßige Blesse.
Durch die Ritzen in der Wand hörte er Kelly Dillinger lachen. Mit Mühe drängte er seinen Neid zurück. Er hatte kein Recht auf solche Gefühle. Schließlich war er froh, dass Matt und Kelly heirateten. Jahrelang hatte Matt eine Freundin nach der anderen gehabt. Es wurde höchste Zeit, dass er sich auf eine Frau konzentrierte.
Und was ist mir dir? Willst du den Rest deines Lebens damit verbringen, um Rebecca und das Baby zu trauern? Oder willst du irgendwann auch eine Frau finden?
Eine Frau. Slade hatte nie in Betracht gezogen, eines Tages zu heiraten. Noch nicht einmal bei Rebecca und dem Baby hatte er darüber nachgedacht. Wieder hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er sie nicht von ganzem Herzen geliebt hatte. Jedenfalls nicht so, wie Thorne und Nicole sich liebten. Oder Matt und Kelly.
Rebecca und er waren eher Freunde gewesen als ein leidenschaftliches Liebespaar. Sie hatten sich beim Wildwasserrafting kennengelernt, hatten beide Extremsport geliebt. Nachdem sie acht Monate zusammen gewesen waren, war sie schwanger geworden. Nur vier Wochen später hatte sie den tödlichen Unfall erlitten.
Und was ist mit Janine?
Ja, was? Nachdenklich kniff Slade die Augen zusammen. Seine Gefühle für Janine hatten sich niemals in ruhigem Wasser bewegt. Nein, mit ihr war es immer die pure Leidenschaft gewesen. Wild. Er war vollkommen verrückt nach ihr gewesen, hatte sie lieben wollen, immer und immer wieder … In ihrem Hunger nach ihm und in ihrer Neugier hatte er sich selbst wiedererkannt. Nie wieder hatte er eine Frau getroffen, die so hemmungslos gewesen war wie sie. Außerdem hatte jede andere etwas von ihm gewollt. Einschließlich Sue Ellen und Rebecca.
„Dummkopf“, brummte er.
Wie abwesend berührte er die Narbe auf seiner Wange und lauschte einer Stute, die leise in der Dunkelheit wieherte. Rebecca. Schwanger. Und gestorben im Alter von sechsundzwanzig Jahren. Er schloss ein paar Sekunden lang die Augen und atmete tief durch. Beim Gedanken an Rebecca fühlte er sich jedes Mal wie in seiner Schuld gefangen. Es war wie eine offene Falle, die nur darauf wartete, dass er hineintappte.
Seit Rebeccas Tod hatte er nichts mehr mit einer Frau gehabt. Und er hatte es auch nicht gewollt.
Bis jetzt.
Bis Janine Parsons wieder aufgetaucht war.
Und wieder fühlte er sich schuldig.
„Dann besuchst du mich also in Grand Hope?“, fragte Janine in den Hörer. Das Herz sank ihr, während sie nervös die Telefonschnur um ihren Finger wickelte. Im Moment konnte sie eines garantiert nicht gebrauchen, und das war Besuch von Chuck Jansen. „Ich dachte, du wärst unabkömmlich, weil du so viel zu tun hast.“
„Rein sachlich gesehen stimmt das sogar“, gestand Chuck ein. „Aber ich habe beschlossen, meinen Terminplan zu ändern. Außerdem vermisse ich dich.“
„Oh.“
Chuck hielt inne. „Oh?“, wiederholte er. „Mehr hast du dazu nicht zu sagen? Nur ‚oh‘? Die korrekte Antwort müsste heißen: ‚Ja, Chuck, ich vermisse dich auch. Ich kann es kaum erwarten, dich endlich wiederzusehen.‘“
„Ich fürchte, ich habe mein Stichwort verpasst“, konterte Janine. Sie fühlte sich genervt von ihm. Wie so oft.
In der Öffentlichkeit wurde Chuck nicht müde, ihre Arbeit und ihren „scharfen Verstand“ in den höchsten Tönen zu loben. Aber sobald sie allein waren, hatte er es sehr eilig, sie zu kritisieren, wie sie diese oder jene Situation mit ein „bisschen mehr juristischem Feingefühl“ hätte bewältigen können. Oft zwinkerte er ihr zu, pochte mit den Knöcheln auf ihren Schreibtisch und sagte: „Mach dir nichts draus, Honey. Du wirst es schon lernen.“
Der Mann tat so, als hätte er ein fünfzehnjähriges Schulmädchen vor sich und nicht etwa eine erwachsene Frau mit einem juristischen Examen. Es nervte sie unglaublich.
„Und wann willst du in Grand Hope eintreffen?“, fragte Janine. Sie weigerte sich, ihm die Worte zu sagen, die er hören wollte.
„Übermorgen. Ich habe schon eine Übernachtung im Mountain Inn gebucht. Nach dem Einchecken rufe ich dich an. Vielleicht können wir zusammen zum Dinner gehen.“
„Vielleicht“,
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