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Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy

Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy

Titel: Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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die Scheibe und steckte beide Hände in seine Hosentaschen.
    Was macht Nora wohl in diesem Moment? Sitzt sie im Hotelrestaurant und genießt ihr Abendessen? Oder unternimmt sie noch einen Strandspaziergang, um die Seele baumeln zu lassen? Das hätte sie verdient. In den letzten beiden Jahren hat sie wirklich viel Mist durchgemacht. Das reicht für ein ganzes Leben. Ich hoffe, dass sie jetzt wieder einigermaßen auf den Damm kommt.
    Es ist schon seltsam. Ich lebe in jeden neuen Tag hinein, ohne irgendwelche Verpflichtungen zu haben. Fast jede Woche lerne ich eine andere Frau kennen. Diese zwanglosen Beziehungen reichen mir voll und ganz aus. Sie geben mir alles, was ich brauche. Hingegen versucht Nora ständig, einen geregelten Ablauf in ihren Alltag zu bekommen. Erst mit Max. Dann mit Timo. Doch Max hat sie bitter enttäuscht und Timo starb auf dramatische Weise. Ich frage mich, wie ein Mensch diese Erlebnisse verkraften kann. Irgendwann muss der Punkt kommen, an dem man den Glauben an das Gute verliert. Und ich befürchte, dass Nora ganz dicht vor diesem Punkt steht.
    Er beugte sich vor und beobachtete zwei junge Frauen, die auf der anderen Straßenseite standen. Offenbar warteten sie auf jemanden, da sie immer wieder ungeduldig nach einem Wagen Ausschau hielten.
    Vielleicht wäre Nora besser dran, wenn sie meinen Lebensstil übernehmen würde. Meine lockere Art erspart mir viel Leid. Es gibt niemanden, der mich seelisch verletzen kann. Ich muss mir um keine Menschenseele ernsthafte Sorgen machen. Das ist eine unbeschreibliche Befreiung.
    Andererseits mag dieses Leben auf Dauer keine Erfüllung sein. Vielleicht möchte ich früher oder später eine Familie gründen, um Stabilität zu bekommen. Es muss ein tolles Gefühl sein, das eigene Kind auf den Armen zu tragen, es in den Schlaf zu singen und beim Aufwachsen zu beobachten.
    Ein Hauch von Wehmut überkam Tommy. Er wusste nicht, was die Zukunft für ihn bereithielt. Würde er eines Tages die Liebe seines Lebens finden und seine gesamte Ansicht überdenken? Zwar hatte das Singledasein seine Vorteile, doch mit fünfzig oder sechzig Jahren könnte es für ihn sehr einsam werden.
    Oder es könnte alles sogar schon bald vorbei sein. Das hat Judith Breims Tod mal wieder bewiesen. Auch ich könnte morgen sterben. Durch eine Kugel im Einsatz. Durch einen Herzinfarkt. Durch einen Unfall. Die Zeit vergeht zu schnell, um nicht das Beste aus jedem Tag herauszuholen. Die Frage ist aber, was das Beste ist. Nora und ich haben in dieser Hinsicht andere Vorstellungen. Das heißt jedoch nicht, dass diese Ansichten für immer feststehen. Wir haben die Qual der Wahl. Ich weiß nur nicht, ob das gut oder schlecht ist.
    Thomas raffte sich wieder auf und trat den Rückweg zu seiner Wohnung an. Dabei dachte er an die Ereignisse des Nachmittages zurück. Nach der Besprechung mit Kortmann hatte er zunächst mit Judith Breims Vorgesetzten Kontakt aufgenommen. Dieser garantierte ihm, die Angehörigen der Polizistin telefonisch über den Mord zu informieren. Damit nahm er Tommy eine große Last ab, da der Kommissar es hasste, derartige Nachrichten übermitteln zu müssen. Anschließend erfuhr Thomas, dass Judith Breim an keinem festen Fall gearbeitet hatte. Vor einer Woche war sie mit ihrem fest zugeteilten Partner Torben Kranich bei der Aufklärung eines Diebstahls beteiligt gewesen. Das war alles. In den letzten Tagen habe sie lediglich die alltäglichen Aufgaben erledigt.
    Als Thomas sich mit Torben Kranich in Verbindung setzen wollte, musste er feststellen, dass der Polizist nicht erreichbar war. Weder an seinem Arbeitsplatz noch bei sich zuhause. Nicht einmal auf dem Handy meldete er sich. Auch die Kollegen konnten Tommy nicht weiterhelfen. Niemand wusste, wo Torben steckte.
    Ich hoffe, dass er noch am Leben ist. Aber falls er mit Judith zusammen war, als sie ermordet wurde, dann könnte der Täter ihn ebenfalls getötet haben.
    Tommy gelangte bei seiner Wohnung an und schloss sie auf.
    Doch wo hat der Kerl dann die Leiche hingebracht?
    Warum liegt sie nicht auch auf dem Friedhof?

8
    Freitag, 28. Juni 2013
    „Ich bin schon richtig nervös. Hoffentlich bekomme ich das hin. Wenn ich nicht mindestens eine zwei minus kriege, dann kann ich die Versetzung vergessen.“
    Magdalena Fischer knibbelte an ihrem rechten Daumennagel herum. Zudem biss sie sich in regelmäßigen Abständen auf die Unterlippe. Es war unverkennbar, dass sie unter enormem Druck stand. Sie musste bei der anstehenden

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