Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
dass sich ein Fingerabdruck oder eine andere Spur auf ihr befindet. Ich gehe aber nicht davon aus. Der Mörder hat die Karten absichtlich an den Tatorten hinterlassen. Das können wir jetzt mit Sicherheit sagen. Er wird sie also äußerst sorgfältig behandelt haben.“
„Befand sie sich wieder in der Hosentasche des Opfers?“
„Ja, in der rechten.“
„Wie steht es mit einem Portmonee, einem Handy oder einem Schlüssel?“
„Es konnte nichts gefunden werden. Nur die Karte. Genau wie gestern bei Judith Breim. Und an dieser gab es keine Spuren. Aber wie steht es eigentlich mit ihrem Handy?“
„Kein Signal. Vermutlich hat der Mörder es zerstört.“
„Und das Auto?“
„Konnte noch nicht gefunden werden.“
„Denkst du, dass der Täter es irgendwo im Niemandsland abgestellt hat?“
„Schon möglich. Aber jede Streife hat das Kennzeichen bekommen. Falls der Wagen irgendwo steht, dann werden die Kollegen ihn früher oder später finden.“ Thomas trat einen Schritt vor. Dabei sah er wieder auf das Opfer. „Wie es scheint, liegen auch diesmal keine weiteren äußeren Verletzungen vor. Ich kann lediglich die beiden Schnitte am Hals erkennen. Wir können jedoch festhalten, dass Kranich nicht hier ermordet wurde. Dazu befindet sich zu wenig Blut um ihn herum. Auch das ähnelt dem gestrigen Mord. Judith Breim wurde ebenfalls zum Fundort transportiert.“
„Ja, aber ich kapiere das nicht. Warum hat der Täter Kranich hierhin gebracht? Auf die Mädchentoilette einer Schule? Das ist völlig absurd. Den Friedhof kann ich noch nachvollziehen, weil er eine religiöse Bedeutung erfüllt. Aber ich sehe keine vergleichbare Funktion in dieser Toilette. Nicht einmal annähernd.“
„Für den Täter könnte dieser Ort dennoch eine besondere Bedeutung haben. Vielleicht ist er hier zur Schule gegangen und wurde von seinen Mitschülern gehänselt.“
„Okay, aber das betrifft die Schule an sich. Die Mädchentoilette ist jedoch ein Ort in der Schule. Der Mörder wird kaum hier gehänselt worden sein.“
„Wieso nicht? Ich habe gestern schon gesagt, dass es sich auch um eine Mörderin handeln könnte.“
„Dann würde mich aber brennend interessieren, wie du die beiden Opfer in diese Theorie einbindest. Sie sind nämlich nicht gleichalt. Demnach werden sie nicht in derselben Klasse gewesen sein. Und ob sie überhaupt hier auf der Schule waren, steht auch noch nicht fest. Ich glaube daher nicht, dass Hänseleien aus der Schulzeit eine Rolle spielen. Selbst die Fundorte könnten nur zweitrangig sein. Die Opfer sind Polizisten. Darin wird das eigentliche Motiv liegen.“
„Wären die Fundorte zweitrangig, dann hätte der Mörder die Opfer gar nicht erst transportieren müssen. Das hätte ein unnötiges Risiko bedeutet.“ Thomas sah sich um und wollte wissen: „Sind die anderen Kabinen sauber?“
„Ja.“
„Habt ihr die Waschbecken auch schon überprüft?“
„Die Jungs von der SpuSi haben sie grob untersucht. Ohne Ergebnis.“
„Wie steht es mit den Türgriffen?“
Kaum hatte Thomas diese Frage gestellt, da betrat Waldemar Ruttig die Toilette. Er zog gerade einen seiner Latexhandschuhe straff und erwiderte: „An der Kabinentür ist alles verwischt. Bei der Eingangstür konnten wir zwar vollständige Abdrücke finden, aber die werden wohl der Schülerin oder der Lehrerin gehören.“
Thomas nickte dem 36-Jährigen zu. „Wir haben uns schon gewundert, wo Sie abgeblieben sind.“
„Ich war im Treppenhaus und habe dort zwei meiner Mitarbeiter angewiesen, den Bereich zu inspizieren.“
Tommy musterte Ruttig. Der schmächtige Mann war eins achtzig groß. Seine blonden Haare reichten bis zu den Schultern hinab. Die blauen Augen wanderten leicht umher.
„Ich habe gehört, dass Sie die Karteikarte schon wieder ins Labor geschickt haben.“
„Ja.“ Mehr sagte Ruttig nicht zu diesem Sachverhalt. Er schien in Tommys Äußerung keinen Vorwurf erkannt zu haben. Stattdessen blickte er auf die Fliesen und äußerte: „Meine Jungs werden mikroskopischen Dreck auf dem Boden finden. Eine verwertbare Spur würde ich aber nicht erwarten. Wenn Sie noch irgendwelche Fragen haben, dann wenden Sie sich an meine Mitarbeiter. Ich widme mich jetzt wieder der Arbeit.“
Tommy nickte. Dann fragte er Dorm: „Gibt es hier Überwachungskameras?“
„Nein, aber das könnte sich bald ändern. Irgendwann müssen wir wohl auch alles überwachen lassen. Wie in den USA. Dann gibt es Metalldetektoren an den Eingängen. Eine
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