Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
wollte partout keinen Fehler machen.
Das nenne ich Pech, Kumpel. Du bist mir wieder einen Schritt hinterher. Ich kann deine Handlungen genau deuten. Jede einzelne.
Mit höchstem Tempo preschte der Mörder den Bürgersteig entlang. Dann lief er über ein Privatgrundstück, um zur Parallelstraße zu gelangen. Er konnte hören, dass Thomas Korn seinen Wagen wendete und ihn verfolgte. Aber er war nicht so dumm, sich umzudrehen, um seinen Vorsprung abzuschätzen. Das hätte wertvolle Kraft und Zeit gekostet.
Gekonnt schlug er einen Haken, ließ Bäume und Büsche links liegen und rannte in östlicher Richtung weiter. Bei jedem Schritt vermied er es, in den Schein der Straßenlaternen zu kommen. Er hielt sich eng an den jeweiligen Wohnhäusern und kontrollierte die Umgebung.
Ich muss gestehen, dass mein Herz wie wild hämmert. So eine Aufregung hatte ich schon länger nicht mehr. Das Adrenalin pumpt nur so durch meinen Körper. Ein wahnsinniges Gefühl. Aber es wird noch übertroffen. Und zwar durch die Gewissheit, dass ich den Bullen wieder einmal ein Schnippchen geschlagen habe.
Thomas trat aufs Gaspedal. Er riss das Lenkrad herum und raste auf das Ende der Straße zu. Doch kaum hatte er dieses erreicht, da verschwand der Mörder auch schon aus seinem Blickwinkel. Der Kerl rannte über ein Privatgrundstück und lief im Schutz der Dunkelheit zur Parallelstraße.
Zwar stieg Tommy noch aus und kontrollierte die umliegenden Grundstücke, aber es war bereits zu spät. Vom Mörder war nichts mehr zu sehen. Er war in die Nacht eingetaucht.
Wie ein Geist.
Tommy nahm seine Waffe sowie seine Taschenlampe und trat zwischen zwei Wohnhäuser. Dabei sah er sich weiterhin aufmerksam um. Er spitzte die Ohren. Doch es ertönte kein Geräusch. Absolute Stille umgab ihn.
„Denkst du ernsthaft, dass du dich ewig vor mir verstecken könntest?!“, schrie er in die Schwärze hinein. „Ich werde dich jagen und finden! Dann wirst du für immer in den Knast wandern! Du wirst für alles büßen! Für jeden einzelnen Mord!“
Er lauschte. Ließ der Mörder sich auf diese plumpe Weise zu einer Erwiderung provozieren?
Nein, so dumm ist er nicht. Sollte er mich noch hören können, dann wird er sich höchstens ins Fäustchen lachen.
„Du bist erbärmlich! Komm raus und zeig dich! Stell dich wie ein Mann! Traust du dich etwa nicht?!“
Tommy hörte ihn zu spät. Der Mörder trat urplötzlich hinter ihm hervor. Wie aus dem Nichts. Ehe Thomas sich umdrehen und seinen Rückraum mit der Taschenlampe erfassen konnte, traf ihn bereits ein Schlag am Hinterkopf. Postwendend sackte er zusammen.
„Du bist so arrogant!“, spuckte der Mörder. „Wie kann sich ein zweitklassiger Bulle wie du nur so toll fühlen? Ich könnte dich jederzeit kaltmachen. Jederzeit! Es wäre kein Problem für mich, dir jetzt eine Kugel in dein Gehirn zu jagen! Aber wenn ich das täte, dann wäre das Spiel vorbei. Das kann ich nicht zulassen. Dazu macht es mir zu viel Spaß.“ Er sah Tommy voller Abscheu an. „Allerdings werde ich nicht verschwinden, ohne dir ein Andenken zu verpassen. Wolltest du nicht schon immer eine weitere Narbe im Gesicht haben? Damit wirkst du doch so männlich und stark, oder?“ Er zog ein Messer hervor und beugte sich zu Thomas herab. Dann setzte er die Klinge an dessen Gesicht an.
„Kommissar Korn? Sind Sie hier irgendwo?“
Der Mörder zuckte zurück. Einige Beamte waren Thomas gefolgt. Sie kamen zu den Häusern und leuchteten mit ihren Taschenlampen umher.
„Da hast du noch einmal Glück gehabt“, zischte der Mörder in Tommys Richtung. „Vielleicht beim nächsten Mal, Scarface .“ Er steckte das Messer wieder ein und zog sich in die Dunkelheit zurück. Gerade noch rechtzeitig. Denn schon in den nächsten Sekunden tauchten die ersten Polizisten zwischen den Häusern auf. Sie begaben sich zu Tommy und beugten sich zu ihm herab. Nachdem einer von ihnen ihm leicht gegen die Wange geschlagen hatte, kam Thomas allmählich wieder zu sich.
„Was … was ist denn los? Was ist passiert?“
„Der Mörder muss Sie niedergeschlagen haben.“
Tommy fasste sich an seinen Kopf und verzog das Gesicht. Hämmernde Kopfschmerzen quälten ihn. Sein Blick war leicht getrübt. „So ein Mist. Ich hätte ihn schnappen können. Ich hätte ihn schnappen müssen ! Der Kerl war tatsächlich noch hier in der Nähe!“
„Seien Sie lieber froh, dass Sie noch leben.“
Thomas richtete sich auf. Dann nickte er zurückhaltend. Dasselbe hatte er dem
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