Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
eben unseren nächsten Schritt besprochen haben?“
„Davon gehe ich aus. Er wird uns beobachtet haben.“
„Aber er hat deine Wohnung nicht verwanzt, oder? Er weiß nicht, was wir vorhaben?“
Thomas setzte sich in seinen Sessel und antwortete: „Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Aber es gab hier keine Einbruchspuren. Daher gehe ich nicht davon aus.“ Er stockte. „Jedoch war der Typ nach den Schüssen eben kurz in meiner Wohnung.“
„Dann hau sofort ab! Wer weiß, was er dort gemacht hat!“
Tommys Puls schoss in die Höhe. Womöglich hatte der Mörder neben der Handgranate an der Hauswand noch eine Sprengfalle in der Wohnung angebracht. Um auf Nummer sicher zu gehen.
Warum habe ich nicht sofort daran gedacht? Wie konnte ich so sorglos in meine Wohnung zurückgehen?
Mit einem Satz sprang Tommy auf und rannte zurück zum Flur. Dabei warf er einen ängstlichen Blick in die Küche. Konnte er etwas Auffälliges sehen? Befand sich dort ein Gegenstand, der in seiner Wohnung nichts zu suchen hatte?
Thomas konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Aber er wollte es auch nicht um jeden Preis herausfinden. Lieber hechtete er auf den Flur hinaus und brachte sich somit in Sicherheit. Als er wieder bei seinen Nachbarn ankam, atmete er durch. Dann hob er erneut das Handy an sein Ohr. „Bist du noch dran, Dorm?“
„Ja, ich bin noch hier.“
„Gut. Wir müssen uns jetzt in einer …“ Thomas erschrak. Am anderen Ende der Leitung ertönte ein markerschütternder Lärm. Es klang wie eine gewaltige Explosion. Kurz darauf war die Verbindung unterbrochen.
„Dorm? Hörst du mich? Dorm?!“
Sein Kollege meldete sich nicht mehr.
Die Leitung war tot.
Tommy sank auf die Knie. Vor seinem inneren Auge spielte sich ein Drama ab. Er ließ das Handy fallen und starrte auf die Wand neben sich.
Der Mörder war hier, als Dorm und ich unseren nächsten Schritt besprochen haben. Er konnte an Dorms Wagen gelangen. Und er konnte dort eine Bombe anbringen.
Thomas schloss die Augen.
Großer Gott.
Es ist alles vorbei.
31
Als Thomas fünf Minuten später in der Calsowstraße im Osten der Stadt eintraf, konnte er umgehend zwei Feuerwehrwagen sehen. Sie standen am Ende der Straße. Ein ausgebranntes Autowrack befand sich neben ihnen. Mehrere Zivilisten hielten sich in der Nähe auf. Wahrscheinlich waren sie durch die Explosion alarmiert worden und hatten die Feuerwehr angerufen. Diese war dann zwar so schnell wie möglich gekommen. Doch für Dorm wird es bereits zu spät gewesen sein.
Das blanke Grauen kroch Tommys Rücken hinauf. Er stellte sich vor, wie Dorm am Steuer gesessen und mit ihm telefoniert hatte, als der ganze Wagen in die Luft geflogen war.
Ich kann nur hoffen, dass er sofort tot war und wenigstens nicht leiden musste.
Thomas hielt sein Auto einige Meter vor der Absperrung der Feuerwehr, stieg aus und ging auf die Zivilisten zu. Er konnte sie diskutieren hören, ignorierte sie jedoch weitestgehend. Mit großen Schritten ließ er sie hinter sich und nahm Kurs auf einen Feuerwehrmann, der in der Nähe stand. Diesem zeigte er seinen Ausweis und fragte: „Können Sie mir schon sagen, was genau passiert ist? War es eine Sprengladung?“
„Ich weiß nur, dass der Fahrer kaum noch identifiziert werden kann. Den hat es buchstäblich zerfetzt.“
Thomas begann zu schnaufen. „Bei dem Fahrer handelte es sich um einen meiner Kollegen. Ich wäre Ihnen also dankbar, wenn Sie auf Ihre Worte achten würden.“
„Oh, tut mir leid. Ich wusste nicht, dass Sie das Opfer kennen. Leider kann ich Ihnen aber nichts zu diesem Vorfall sagen. Ich nehme an, dass Ihre Spurensicherung herausfinden wird, was die Explosion verursacht hat.“
Thomas trat vor und warf einen ersten Blick auf den ausgebrannten Wagen. Für ihn war es offensichtlich, dass eine Bombe explodiert war. Sie musste direkt unter dem Fahrersitz geklemmt haben. Denn der Unterboden des Fahrzeugs war an dieser Stelle völlig zerstört.
Tommys Blick wanderte weiter. Er konnte einen abgetrennten, verkohlten Unterarm auf dem Beifahrersitz sehen. Daneben lagen zwei einzelne Knochen. Zwei Meter vor dem Wagen wurde soeben der Reißverschluss eines Leichensacks geschlossen.
Ich halte das nicht aus. Das schaffe ich nicht.
Zum ersten Mal verspürte Thomas einen Brechreiz an einem Tatort. Nur mit Mühe konnte er es verhindern, sich auf die Straße zu übergeben. Er wandte sich ab und schritt einige Meter zurück. Dann stemmte er die Hände auf seine Knie und atmete tief
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