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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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setzte mich an den Computer.
    Eine kombinierte Suche nach Ausweiden und Mord ergab eine erschütternd große Anzahl von über hunderttausend Treffern. Die meisten davon waren irrelevant, weil die Wörter in langen, komplizierten Sätzen vorkamen, in Songtexten von aus gutem Grund unbekannten Bands oder rhetorischen Übertreibungen von Hohlbloggern, die in ihrem Leben äußerstenfalls ein Stück Papier zerschlitzt hatten. (»Die aktuelle Regierung weidet die bürgerlichen Freiheiten aus und begeht damit vorsätzlichen Mord an den Freiheiten des Einzelnen mit der blutrünstigen Hingabe eines Serienmörders.«)
    Die tatsächlichen Morde, die ich fand, waren meist Einzelfälle: abscheuliche Gräueltaten, sexuelle Fantasien oder seit Langem schwelende Hassgefühle, angefacht zu einer Supernova der Gewalt, die in Verstümmelungen oder gar Kannibalismus Ausdruck fand. Die Verbrechen wurden zumeist in fahriger Hast ausgeführt und rasch gelöst. In manchen Fällen stellten sich die hochgradig psychotischen Täter sogar selbst. In einem Beispiel ließ der Mörder auf der Polizeiwache eine menschliche Leber auf den Schalter plumpsen und bat um seine Verhaftung, weil er etwas »Böses« getan habe.
    Die wenigen unaufgeklärten Fälle lagen weit zurück und hatten zumeist etwas mit Jack the Ripper zu tun.
    Der Schlitzer von London hatte sich ebenfalls auf Verstümmelungen des Unterleibs und Organdiebstahl spezialisiert, doch mit der penibel ausgeführten Ausweidung von Vita Berlin hatten seine Untaten wenig zu tun.
    Vitas provokante Persönlichkeit sprach dafür, dass es sich hier um einen Einzelfall handelte.
    Hoffentlich hatte es nichts mit dem Kind zu tun, das sie gedemütigt hatte.
    Ich surfte weiter, versuchte Unterleibsverstümmelungen , Organentnahme und Bauchverletzungen , war aber noch keinen Schritt weiter, als meine Telefonistin anrief.
    »Dr. Delaware, hier ist Louise. Gerade hat ein Dr. Shacker für Sie angerufen, auf Ihren Anruf hin.«
    »Danke.«
    »Er ist ein Kollege von Ihnen, nicht wahr? Auch ein Psychologe.«
    »Gut getippt, Louise.«
    »Ehrlich gesagt, Dr. Delaware, hab ich nicht getippt, sondern auf meine Intuition gehört. Ich mach das hier schon eine ganze Weile.«
    »Klingen wir denn alle gleich?«
    »In gewisser Weise schon«, sagte sie. »Das ist nicht böse gemeint. Sie klingen immer ruhig und geduldig. Chirurgen zum Beispiel klingen anders. Jedenfalls scheint er ein netter Typ zu sein. Einen schönen Tag noch, Dr. Delaware.«
    Eine angenehme, jungenhafte Stimme sagte: »Bern Shacker.«
    »Alex Delaware, danke für den Rückruf.«
    »Kein Problem«, sagte er. »Sie sagten, es ginge um Vita. Heißt das, Sie sind der Glückspilz, der sie jetzt in Behandlung hat?«
    »Ich fürchte, sie ist nicht mehr in Behandlung.«
    »Ach nein?«
    »Sie wurde ermordet.«
    »Mein Gott. Was ist passiert?«
    Ich nannte ihm die wichtigsten Fakten.
    Er sagte: »Das ist schrecklich, absolut schrecklich. Ermordet … und Sie wollten mich sprechen, weil …«
    Weil Vita ihn einen Quacksalber genannt hatte. »Wir haben Ihre Karte in ihrer Wohnung gefunden.«
    »Ist sie … in ihrer Wohnung? Ich bin ein bisschen – Sie sagten, Sie seien Psychologe. Was haben Sie in ihrer Wohnung gemacht? Und wie kommt es, dass Sie in einem Mordfall ermitteln?«
    »Ich arbeite für die Polizei, und der ermittelnde Detective hat mich gebeten, mit Ihnen zu reden. Von Seelenklempner zu Seelenklempner.«
    »Seelenklempner«, wiederholte er. »Ein unseliger Begriff … also, ich weiß nicht – ich hatte Vita nicht direkt langfristig in Behandlung … es ist alles ein bisschen kompliziert. Ich muss ein oder zwei Anrufe erledigen, bevor wir weiterreden können.«
    »Tod und Schweigepflicht«, sagte ich. »Die Gesetze ändern sich jedes Jahr.«
    »Das stimmt, doch darum geht es gar nicht«, erwiderte Shacker. »Vita war keine typische Patientin. Ich will jetzt nicht geheimnistuerisch klingen, aber ich muss erst in ein, zwei Dingen Klarheit haben, ehe ich mehr sagen kann. Wenn ich so weit bin, können wir uns gern unterhalten.«
    »Danke, Dr. Shacker.«
    »Mord«, sagte er. »Unfassbar. Von wo rufen Sie an?«
    »Westside.«
    »Ich bin in Beverly Hills. Hätten Sie was dagegen, wenn wir uns persönlich treffen würden? Dann könnte ich das Gespräch aufzeichnen.«
    »Das wäre kein Problem.«
    »Ich melde mich wieder bei Ihnen.«
    Dreiundvierzig Minuten später löste er sein Versprechen ein. »Alex? Hier Bern. Die Versicherung hat mir grünes Licht

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