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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Pelleter. Zwei Privatinsolvenzen in den letzten zehn Jahren, eine Zwangsvollstreckung in San Fernando, jede Menge einbehaltene Kreditkarten. Die zweite Seite enthielt Milos handgeschriebene Notizen: Samantha Pelleter war nicht vorbestraft und besaß keine Immobilien. Die Akten der Bezirksverwaltung verzeichneten eine Scheidung, sechs Monate bevor sie ihr Haus verloren hatte.
    »Ihre Jobbeschreibung ist der reinste Zungenbrecher«, sagte Milo. »›Qualification Consultant‹ schimpft sie sich. Sieht so aus, als hätte sie den Titel ganz dringend für ihr Ego gebraucht. Die Frau ist eindeutig auf dem absteigenden Ast, und ich frage mich, ob das nicht mit schwerwiegenden mentalen Problemen zusammenhängt.«
    »Ich habe sie auf einem Foto gesehen. Sie ist klein.«
    »Ich weiß, ich hab ihre Daten. Dann hat sie einen großen Freund. Vielleicht jemand aus der Firma, einer von denen, die Vita beschuldigt hat.«
    »Mord aus Rache?«
    »Das wäre dann ein klassisches Motiv.«
    »Schon möglich.«
    »Du vermutest was anderes.«
    »Ich weiß nicht genug, um irgendwas vermuten zu können.«
    Er lachte. »Als ob deine Maschine je aufhören würde.«
    Samantha Pelleter lebte in einer zweigeschossigen, einen gesamten Block umfassenden Wohnanlage unweit vom Sepulveda Boulevard. Der Putz hatte die Farbe von Tiefkühlhähnchen mit Gefrierbrand. Hereinkommende Flugzeuge, die in bedenklich steilem Winkel sanken, warfen furchterregende Schatten und ließen jedes Gespräch verstummen. Die Luft roch nach Kerosin. Weit und breit war kein Baum zu sehen.
    Samantha Pelleter bewohnte eine Parterrewohnung am westlichen Ende der Anlage. Die nur einen Sekundenbruchteil währende Zeitspanne zwischen Läuten und dem Summen des Türöffners verriet, dass sie uns bereits erwartete. Dem Ausdruck in ihren Augen und dem frisch abgenagten Daumennagel nach zu urteilen, war es keine entspannende Wartezeit gewesen.
    Milo stellte sich vor.
    Sie sagte: »Ja, ja, kommen Sie rein, bitte.«
    Die Wohnung war klein, dunkel, spärlich möbliert, Vita Berlins Bleibe nicht unähnlich.
    Die Frau, der Vita die Rädelsführung einer Mobbingkampagne angedichtet hatte, war ein kümmerliches Geschöpf mit zittriger Stimme und den resigniert hängenden Schultern eines Kindes, das mit Prügeln rechnet. Ihre wässrigen blauen Augen blickten traurig aus ihrem Gesicht. Das blonde Haar war fast vollständig ergraut. Sie trug es kurz und struppig, wahrscheinlich selbst geschnitten. Fahrig spielte sie mit dem Saum ihres ausgebleichten roten Sweatshirts. Ein unförmiger Glasanhänger, der an einem dünnen schwarzen Band von ihrem Hals baumelte, war ihr einziger Schmuck. Das Glas war an einem Ende gesplittert.
    Sie bot uns Klappstühle an, nachdem sie über deren Sitzfläche gewischt hatte, und hastete dann zu einer vollgestopften Kochnische, um mit einem Krug, zwei Tassen, einer Dose löslichen Kaffee, zwei Teebeuteln und Portionspäckchen Zucker und Süßstoff auf einem Plastiktablett wiederzukommen.
    »Heißes Wasser«, sagte sie. »So können Sie sich aussuchen, ob Sie Tee oder Kaffee möchten. Ich hab leider nur entkoffeinierten.«
    »Danke, Ms. Pelleter«, sagte Milo, ohne jedoch etwas auf dem Tablett anzurühren, genau wie ich.
    Sie sagte: »Oh, ich hab die Kekse vergessen«, und wandte sich wieder um.
    Milo legte ihr sanft eine Hand auf den Unterarm. Mehr brauchte es nicht, um sie erstarren zu lassen. Ihre blauen Augen weiteten sich.
    »Nicht nötig, Ms. Pelleter, trotzdem vielen Dank. Aber jetzt nehmen Sie bitte Platz, damit wir uns unterhalten können.«
    Sie zog an ihrem Zeigefinger, als wollte sie einen nicht vorhandenen Ring abstreifen, und fügte sich. »Über Vita? Ich versteh das nicht, das ist doch alles schon letztes Jahr gewesen und sollte längst vorbei sein.«
    »Das Gerichtsverfahren.«
    »Ich darf nicht darüber reden, tut mir leid.«
    Ich sagte: »Es muss ein Albtraum gewesen sein.«
    »Für sie nicht, sie ist damit reich geworden. Für uns Übrige – nein, nein, ich darf nichts darüber sagen.«
    »Waren ihre Anschuldigungen denn falsch?«
    »Von vorne bis hinten. Ich hab ihr nie etwas getan.«
    »Was war mit den Kollegen bei Well-Start?«
    »Ich – sie – Vita war die Schlimmste – tut mir leid, ich bin nicht befugt, darüber zu reden. Ganz und gar nicht.«
    Ich sagte: »Nach dem, was wir gehört haben, hatte Vita Probleme mit der Belegschaft.«
    »Wenn das mal nicht die beschissene Wahrheit ist«, sagte Samantha Pelleter und lief rot an. »Verzeihen

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