Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
landet.«
»Vollendeter Kundenservice«, bemerkte ich.
»Damit sollen die Kosten niedrig gehalten werden«, sagte sie. »Damit die Hilfe wirklich kranken Menschen zugutekommen kann.«
»Sie haben gesehen, wie Vita improvisiert hat. Das heißt, Sie saßen in ihrer Nähe.«
»Direkt neben ihr. Wenn ich schlau gewesen wäre, hätte ich meinen verflixten Mund gehalten. Aber es hat mich geärgert, dass sie ihr eigenes Ding gemacht hat, also hab ich was gesagt.«
»Was haben Sie gesagt?«
»›Vita, hören Sie, Sie sollten sich wirklich an den Text halten.‹« Sie fuhr zusammen.
»Und das hat sie nicht gut aufgenommen.«
»In Wahrheit hat sie getan, als wäre ich Luft. Ich hätte genauso gut mit der Wand reden können. Aber ein paar Tage später kam sie wutentbrannt zur Arbeit, da hatte sie es wahrscheinlich erfahren.«
»Was erfahren?«
Pelleter blickte zur Seite. »Ich war so dumm. Aber es war mir halt nicht egal.«
»Sie haben mit jemandem gesprochen.«
»Nicht mit einem Supervisor, nur mit einer Kollegin, und irgendjemand muss das weitergesagt haben, denn Vita wurde zum Supervisor gerufen, und als sie an ihren Platz zurückkam, hatte sie so einen irren Ausdruck in ihren Augen und kochte vor Wut. Bis zur ersten Pause passierte nichts, doch dann fiel sie plötzlich über mich her und beschimpfte mich. Ich – wir – würden sie mobben, und wir hätten sie von Anfang an wie den letzten Dreck behandelt und wollten sie von vorne bis hinten nur schikanieren.«
»Wie haben Sie reagiert?«
»Ich hab gar nichts gemacht, ich war total panisch. Aber ich darf darüber gar nicht sprechen. Bitte. Keine Fragen mehr.«
Milo beugte sich näher zu ihr. »Samantha, ich verspreche Ihnen, die Anwälte werden nichts erfahren.«
»Wie kann ich da sicher sein? Ich habe Vita wirklich nicht verpfiffen, aber sie behauptet, ich hätte es getan, und so hat der ganze Schlamassel angefangen.«
Er rückte vor, bis er fast ihr Knie berührte. »Wir wissen, wie man ein Geheimnis bewahrt, Samantha.«
»Sagen Sie … was hat sie sich denn diesmal geleistet?«
»Ich weiß, dass Sie sie nicht gemobbt haben, Samantha, aber hatte sie Probleme mit anderen aus der Belegschaft?«
»Niemand kann sie leiden. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.«
»Gab es eine besondere Feindschaft mit jemandem?«
»Alle gingen ihr aus dem Weg«, sagte sie. »Aber niemand hat sie gemobbt. Niemand. Was hat sie denn gemacht, dass Sie das alles wissen wollen?«
»Nichts.«
»Nichts? Sie sagten doch, sie wäre in Schwierigkeiten.«
»Das ist sie auch, Samantha. In den schlimmsten Schwierigkeiten, die man sich denken kann.«
»Versteh ich nicht.«
»Sie ist tot, Samantha.«
»Hm? Was? Wie?«
»Jemand hat sie ermordet.«
»Was reden Sie da! Das ist Wahnsinn!«
Milo sagte nichts darauf.
Sie schoss auf die Kochnische zu, starrte den Kühlschrank an und kam dann zurück, verzweifelt die Hände ringend. »Ermordet? Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott. Ermordet? Wirklich? Jemand hat sie umgebracht? Wer? Wann?«
»Wer, wissen wir nicht. Und wann? Vorletzte Nacht, Samantha.«
»Aber warum sind Sie dann – oh nein, nein, um Gottes willen, nicht das, Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich – nein, so war das nicht. Ich meine, ich – ich mochte sie nicht, aber so was? Nein, nein, nein, nein. Nein. Hm-hm. Nein .«
»Wir sprechen mit allen aus Vitas Vergangenheit.«
»Ich gehöre nicht in ihre Vergangenheit! Das halt ich nicht aus!«
»Entschuldigen Sie, wir wollten Sie nicht aus der Fassung bringen, Samantha …«
»Ich bin außer Fassung. Ich bin total außer Fassung. Dass Sie so was von mir denken! Dass Sie …«
»Bitte, setzen Sie sich wieder, Samantha, damit wir das klären können und Sie nicht länger belästigen müssen.«
Milo deutete auf ihren leeren Stuhl. Sie starrte ihn an und ließ sich dann darauf sinken. »Ich kann einfach nicht noch mehr Stress ertragen. So langsam bin ich echt am Ende – mein beschissener Ehemann hat mich mit der Frau betrogen, die ich für meine beschissene Freundin gehalten habe. Dann hat er mich mit einem Haufen Schulden sitzen lassen, von denen ich bis dahin nicht mal einen Schimmer hatte, und so kam mein Haus unter den Hammer. Wissen Sie, was ich früher mal alles hatte? Ich hatte ein großes Haus in Tujunga, ich hatte ein Pferd in Shadow Hills. Und ich hatte einen Jeep Wagoneer. Und jetzt kommen Sie daher und denken schreckliche Dinge über mich, und wenn Sie zu der Firma gehen und
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