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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Sie meine Ausdrucksweise. Aber diese Frau … macht mich einfach fertig.«
    »Immer noch? Stehen Sie denn noch in Kontakt mit ihr?«
    »Hm? Oh nein, natürlich nicht. Ich habe sie seit damals nicht mehr gesehen. Und ich darf wirklich nicht darüber reden. Die Anwälte sagen, jeder, der etwas ausplaudert, sitzt sofort auf der Straße. Die ganze Sache sei die Firma schon teuer genug gekommen …« Sie legte einen Finger an die Lippen. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist, ich komme immer wieder darauf zurück.«
    »Die Sache wühlt Sie auf«, sagte ich.
    »Ja, trotzdem tut’s mir leid, ich darf nichts sagen. Ich brauche den Job wirklich dringend. Dabei haben sie uns auf fünfundzwanzig Wochenstunden runtergestuft. Also bitte. Entschuldigen Sie, wenn ich Ihre Zeit verschwendet habe. Aber ich darf nichts sagen.«
    »Wie wär’s, wenn wir das Verfahren mal außen vor lassen und nur so über Vita sprechen?«, schlug ich vor.
    »Aber ich weiß nichts über sie, was über das Verfahren hinausgeht. Was soll das Ganze überhaupt? Stellt sie schon wieder neue Forderungen? Ist sie nicht zufrieden mit dem, was sie bekommen hat? Wahnsinn, dabei ist sie die Einzige, die davon profitiert hat.«
    »Wurde ihretwegen jemand entlassen?«
    Samantha Pelleter schüttelte den Kopf. »Die Firma wollte nicht noch mehr Klagen provozieren. Dafür haben wir alle keine Prämie erhalten.«
    »Während Vita reich geworden ist.«
    »Das Miststück«, sagte sie. »Ich kapier immer noch nicht, worum es geht.«
    Ich wandte mich Milo zu.
    Er sagte: »Vita steckt in Schwierigkeiten.«
    »Oh«, machte Samantha Pelleter. »Oh, wow.« Ein neuer, verbesserter Versuch zu lächeln. Sie ging zu ihrer Kochnische und kam mit einer Packung Oreo-Keksen zurück, nahm einen heraus und fing an zu knabbern. »Wollen Sie sagen, sie hat noch mal versucht, jemanden mit falschen Anschuldigungen zu belasten, und wurde erwischt? Wollen Sie sagen, sie wurde als Betrügerin entlarvt? Ich würde Ihnen so gern helfen, aber ich kann nicht.«
    »Sie war eine notorische Lügnerin, was?«
    »Sie haben ja keine Vorstellung.«
    »Von dem Verfahren abgesehen, wann hat sie noch gelogen?«
    »Wir haben vorgegebene Texte, an die wir uns halten sollen. Hat Vita das interessiert? Nicht die Bohne.«
    »Sie hat also improvisiert.«
    »Und wie. Wenn zum Beispiel jemand mit einer Grippe anruft, lassen wir uns erst mal alle Symptome aufzählen. Dabei lassen wir uns Zeit, denn wenn die Sache nicht allzu schlimm ist, merken es die Leute beim Reden selbst und wollen dann vielleicht gar nicht mehr zum Arzt. Falls doch, schlagen wir rezeptfreie Medikamente vor. Und viel trinken – genau genommen reicht das in den meisten Fällen. Wenn sie stur sind oder noch mal anrufen, fragen wir, ob sie Fieber haben, und wenn nicht, sagen wir ihnen, dass es ihnen sowieso bald wieder besser gehen wird. Sollten sie wirklich einen Arzt brauchen, bieten wir ihnen einen Termin an, allerdings während der regulären Bürozeiten, sodass sie sich freinehmen müssen. Und erst nachdem sie mit einer Krankenschwester gesprochen haben. Wenn sie dann immer noch keine Ruhe geben, kommen sie auf die Rückrufliste der Krankenschwester. Das Ganze hat System, wissen Sie.«
    »Und Vita war damit nicht einverstanden.«
    »Vita hat sich immer selbst Dinge ausgedacht. Hat den Leuten Ratschläge gegeben. Zum Beispiel, denken Sie nicht mehr an Ihre Beschwerden. Konzentrieren Sie sich auf was anderes, die meisten Symptome sind stressbedingt, schauen Sie doch mal, wie das bei Ihnen ist. Einmal hab ich sie tatsächlich sagen hören, stellen Sie sich nicht so an, so eine Erkältung ist doch keine große Sache. Solche Dinge.«
    »Wie haben die Anrufer reagiert?«, hakte ich nach.
    »Denen hat das nicht gefallen. Manchmal hat Vita einfach aufgelegt, bevor sie überhaupt anfangen konnten, sich zu beschweren, manchmal ist sie drangeblieben und hat sie schimpfen lassen. Mit dem Telefon hier.« Sie streckte den Arm aus. »Weg vom Ohr, verstehen Sie. Man hörte Geräusche aus dem Hörer dringen, so krakrakra . Aber Vita grinste nur und ließ die Leute reden.«
    »Und hatte Spaß dabei.«
    »Sie ist einer der bösartigsten Menschen, denen ich je begegnet bin.«
    »Haben sich Versicherte über sie beschwert?«
    »Ich bin sicher, dass es manche versucht haben, aber das war ganz schön schwierig. Wir nennen unsere Namen nicht, und unsere Durchwahlen werden ständig geändert, damit nie jemand ein zweites Mal beim selben Ansprechpartner

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