Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
Boulevard, direkt gegenüber dem piekfeinen Brentwood Country Mart. Links davon war ein Restaurant, in dem der aktuell berühmteste Promi-Koch wirkte, und rechts ein Laden, der für vierstellige Summen die Krabbelkinder der Superreichen ausstattete.
Das Herrenmodengeschäft war mit fein gemasertem Geigen-Ahorn vertäfelt und mit schmalem Schwarzeichenparkett ausgelegt. Gedämpfte Technobeats pulsierten aus unsichtbaren Lautsprechern. Die Beleuchtung besorgte ein Schienensystem aus Edelstahl. Die wenigen dargebotenen Kleidungsstücke waren großzügig verteilt und wie Kunstwerke inszeniert. Anzüge, Jacketts, Kaschmir und Brokat auf kleinen Stahltischen, die aus dem Labor einer Pathologie hätten stammen können. Ein Wandregal präsentierte handgefertigte Schuhe, Stiefel und schwarze Wildlederslipper mit goldverzierter Kappe.
Kunden waren nicht zu sehen zwischen all dem Schick. Hinter einem Stahltresen saß ein Mann und machte Büroarbeit. Groß, fünfzig plus, mit breiten Schultern. Er hatte ein langes sonnenbankgebräuntes Gesicht mit einer breiten, fleischigen Nase. Ein stahlgrauer Julius-Cäsar-Pony versuchte vergeblich, den zurückweichenden Haaransatz zu kaschieren. Unter seinen schmalen Lippen spross ein buschiger weißer Kinnbart, steif und borstig, der an einen Eiszapfen erinnerte.
Er sah auf. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Wir möchten zu Jay Sloat.«
Seine Augen verengten sich, er stand auf und trat hinter dem Tresen hervor. Vitas Ex war groß, kaum kleiner als Milo mit seinen ein Meter neunzig, er trug ein verblichenes blaues Hemd mit Perlmuttknöpfen, offen, schwarze Röhrenjeans, graue Westernstiefel und einen Brillanten am linken Ohr. Zwischen Muskelpaketen zeigten sich altersgemäße weiche Polster.
»Macht euch keine Mühe, ich sehe auch so, dass ihr Cops seid. Ich hab nichts verbrochen, also was gibt’s?«
Breiter Tonfall, schwacher Anklang von Mittlerem Westen.
»Lieutenant Sturgis, Mr. Sloat.« Milo streckte die Hand aus. Sloat musterte sie einen Augenblick lang und ließ sich eine kurze Berührung gefallen, ehe er seine große Pranke wieder einholte. »Okay, nachdem wir uns jetzt besser kennen, würden Sie mir bitten sagen, was los ist?«
»Entschuldigen Sie bitte, wenn wir Ihnen Unannehmlichkeiten bereiten, Mr. Sloat. Das ist nicht unsere Absicht.«
»Oh, es bereitet mir keine Unannehmlichkeiten«, sagte Sloat. »Ich meine, ich mache mir persönlich keine Sorgen, weil ich weiß, dass ich nichts verbrochen habe. Ich kapier nur nicht, warum die Cops an meiner Arbeitsstätte auftauchen.« Er runzelte die Stirn. »Oh Mann, sagen Sie nicht, das hat was mit George zu tun. In dem Fall kann ich Ihnen nicht helfen, ich arbeite nur für ihn.«
Milo sagte nichts.
Jay Sloat presste seine Handflächen zusammen wie zum Gebet. »Sagen Sie mir bitte, dass das nicht so ist, ja? Ich brauche diesen Job.«
»Keine Sorge. George ist der Inhaber?«
Sloat atmete erleichtert aus. »Dann hat es also nichts damit zu tun. Sehr gut. Also, worum geht’s dann?«
Milo wiederholte seine Frage.
Sloat sagte: »Ja, er ist der Inhaber. George Hassan. Er ist wirklich okay.«
»Was sollten wir denn von ihm wollen?«
»Keine Ahnung.«
»Er war der Erste, an den Sie gedacht haben, und trotzdem haben Sie keine Ahnung?«
Sloats braune Augen verengten sich zu Schlitzen, und er musterte Milo, mich und dann wieder Milo. »George macht gerade eine komplizierte Scheidung durch, und seine Ex behauptet, er würde sie hintergehen. Sie droht damit, den Laden zu schließen, wenn er ihr keinen Einblick in seine Bücher gewährt. Letzte Woche hat sie einen Privatdetektiv geschickt, der sich als Kunde ausgegeben hat; angezogen wie der allerletzte Blödmann war der und fragt mich, ob wir noch mehr von diesen hübschen Kammgarn-Anzügen im Lager hätten. Kammgarn. Vollpfosten! Ich darauf: ›Hey, Sherlock Holmes, wenn Sie was anprobieren wollen, bitte, aber wenn das hier ein Spielchen ist, müssen Sie woanders hingehen.‹ Spürnase wird kreidebleich und verpisst sich.«
Sloat zwinkerte grinsend. Sein Bronzegesicht war jetzt glatter als zu Beginn. Offenbar machte ihn seine wiedergewonnene Souveränität wieder selbstsicherer.
Milo sagte: »Schon kapiert. Nun, das hier hat nichts mit George zu tun.«
»Womit denn dann?«
»Es geht um Ihre Exfrau.«
Sloats Kiefermuskeln traten hervor. Seine Pupillen weiteten sich. »Vita? Was ist mit ihr?«
»Sie ist tot.«
»Tot«, sagte Sloat. »Oh Mann. Was ist passiert?«
»Jemand hat sie
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