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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Grauton an. Die Augen verdrehten sich nach oben, dann sank sie mit einem Krächzlaut rücklings in sich zusammen. Wir stürzten beide vor, packten jeweils einen Arm von ihr und bugsierten sie zurück in die Wohnung.
    Auf dem Weg zum nächsten Sessel kam sie wieder zu sich. Milo blieb bei ihr, und ich ging Wasser holen.
    Als ich ihr das Glas an die Lippen hielt, öffnete sich ihr Mund mechanisch, als wäre sie eine Marionette. Ich maß ihren Puls. Langsam, aber gleichmäßig.
    Ich flößte ihr noch mehr Wasser ein. Sie kleckerte. Legte ihren Kopf zurück. Die Augen verdrehten sich erneut.
    Nach ein paar Sekunden normalisierte sich ihr Puls wieder, und ihr Gesicht nahm Farbe an. Sie richtete den Blick auf uns. »Was …?«
    Milo hielt ihre Hand. »Ich bin Lieutenant Sturgis …«
    Sie sagte: »Ah, Sie. Also, wo ist Louie?«
    Ein paar weitere Minuten verstrichen, dann verfiel sie in Kummerstarre.
    Milo nahm ihre Hand, ich hielt ihr das Wasserglas an den Mund. Als sie sagte: »Nicht mehr«, brachte ich es zurück in die Küche.
    Es war eine große, sonnendurchflutete Küche mit glänzenden Oberflächen aus Granit und Edelstahl. Auch die übrige Wohnung war geschmackvoll eingerichtet, mit zeitlosen Möbeln, ein paar möglicherweise echten Antiquitäten und unspektakulären, dezenten Meeresansichten. Eine Doppelschiebetür bot um die Ecke herum einen Blick auf einen blauen Swimmingpool, der sich in den noch blaueren Pazifik zu ergießen schien. Der Himmel war klar, das Gras um den Pool sauber gemäht, Vögel schwirrten herum, ein Eichhörnchen kletterte flink an einer imposanten Kanarenkiefer hoch.
    Marlin Quigg, der Mann im mittleren Alter, hatte sich ein hübsches Nest geschaffen.
    Und zumindest ein Mensch trauerte um ihn. Natürlich durfte man so nicht denken, trotzdem machte das sein monströses Ende noch viel schlimmer als Vitas.
    Belle Quigg sagte: »Oh Gott, dann ist Louie wahrscheinlich … auch tot.«
    »Louie ist Ihr Hund?«, sagte Milo.
    »Er ist mehr Marlins Hund, die beiden waren wie … Er war früher Rettungshund, unser Louie, er liebte alle, aber am meisten liebte er Marlin. Ich habe Marlin geliebt. Britt und Sarah haben Marlin geliebt, alle haben Marlin geliebt.«
    Sie packte Milos Ärmel. »Wer würde ihm wehtun – ist er ausgeraubt worden?«
    »Danach sieht es nicht aus, Ma’am.«
    »Nach was dann? Was? Wer würde so was tun? Wer?«
    »Wir geben uns wirklich Mühe, das herauszufinden, Ma’am. Tut mir leid, dass ich der Überbringer der schlechten Nachricht sein musste, und ich weiß, dass das jetzt kein guter Zeitpunkt ist, aber darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Was für Fragen?«
    »Je mehr wir über Marlin wissen, umso besser können wir unsere Arbeit machen.«
    »Ich liebe Marlin. Wir sind seit sechsundzwanzig Jahren zusammen – oh Gott, nächste Woche haben wir Hochzeitstag. Ich hab schon einen Tisch reserviert. Was soll ich jetzt machen?«
    Zwei Schluchzanfälle später fragte Milo: »Hat Marlin gearbeitet?«
    »Ob er gearbeitet hat?«, sagte Belle Quigg. »Ja, er hat gearbeitet, natürlich hat er das, Marlin war ja kein Schnorrer – warum, hat ihn einer von den Schnorrern umgebracht?«
    »Schnorrer?«
    »Offiziell werden sie Obdachlose genannt, aber ich nenne sie Schnorrer, denn genau das sind sie. Man sieht sie betrunken auf dem Sunset Boulevard und auf dem Pacific Coast Highway herumtorkeln und betteln. Ich gebe ihnen nie was. Marlin hat ihnen immer was gegeben.«
    »Wieso kommen Sie darauf, dass es einer von ihnen gewesen sein könnte?«
    »Weil sie Schnorrer sind«, sagte Belle Quigg. »Ich habe Marlin das immer gesagt. Unterstütz das nicht auch noch. Aber er hatte ein weiches Herz.«
    »Das Verbrechen fand drüben im Temescal Canyon …«
    »Bei dem alten Sommer-Camp! Ich hatte Marlin so oft gesagt, dass er abends da nicht mit dem Hund spazieren gehen sollte! Das zeigt nur umso mehr, dass ich recht habe. Jeder kann da rein, also warum nicht auch die Schnorrer? Wenn Sie die finden wollen, müssen Sie nur zum Sunset und zum Pacific Coast Highway.«
    »Wir werden das auf jeden Fall überprüfen, Ma’am. Gibt es noch jemand anderen, den wir uns ansehen sollten?«
    »Was meinen Sie?«
    »Jemand, mit dem Marlin vielleicht Probleme hatte, vielleicht bei der Arbeit?«
    »Nie.«
    »Was hat er denn gearbeitet?«
    »Marlin war Steuerberater.«
    »Wo?«
    »Bei Peterson, Danville & Shapiro, drüben in Century City. Er hat einen Hauptkunden, die Happy-Boy-Supermarktkette. Sie waren mit

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