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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Wohnung«, sagte ich.
    »Ich kann es nicht beschwören, aber nach seiner Kopfhaltung zu urteilen, sah es so aus. Ich fand das seltsam, weil Vita in der ganzen Zeit, die wir dort gewohnt haben, nie Besuch hatte. Vielleicht tagsüber, während wir bei der Arbeit waren, das kann schon sein. Aber auch wenn wir tagsüber zu Hause waren, haben wir nie jemanden gesehen.«
    »Eine Einzelgängerin«, sagte Sondra. »Kein Wunder.«
    »Wieso?«
    »Mit ihrer Art.«
    »Kratzbürstig, streitsüchtig, unerträglich, suchen Sie sich was aus«, sagte David. »Sie war oben, wir unten, wenn irgendjemand Tritte gehört hat, waren wir das. Aber wir haben uns nie beschwert, und glauben Sie mir, ihre Tritte waren schwer, sie war ja nicht gerade eine Elfe. Nach Nachtdiensten war es besonders schlimm, wenn sie uns auf dem Kopf rumgetrampelt ist.«
    Sondra sagte: »Wenn wir vom Nachtdienst nach Hause kamen, war es immer besonders schlimm.«
    »Glauben Sie, sie wollte Sie schikanieren?«, fragte Milo.
    »Das haben wir uns schon gefragt.«
    David sagte: »Aber zurück zum Thema. Wir hatten also noch nie einen Besucher gesehen, und jetzt stand da ein Kerl und sah zu ihrer Wohnung hoch.«
    Ich ergänzte: »Von der gegenüberliegenden Straßenseite aus.«
    »Als er mitkriegte, dass er beobachtet wurde, ging er weg.«
    »Wie sah er aus?«
    »Weiß, knapp eins achtzig. Ungewöhnlich fand ich, wie er angezogen war. Es war ein warmer Tag, aber er trug einen Mantel. Niemand in L. A. läuft mit Mantel herum, ich habe aus Philly einen mitgebracht, den habe ich noch gar nicht ausgepackt.«
    »Was für ein Mantel?«
    »Ein ziemlich dickes Ding. Vielleicht war er auch selbst dick und füllte ihn aus.«
    Sondra sagte: »Im Nachhinein betrachtet, hat er den voluminösen Mantel vielleicht auch benutzt, um eine Waffe zu verstecken. Wurde sie erschossen?«
    Milo sagte: »Sie wurde erstochen.«
    Sie klammerte sich an den Arm ihres Mannes. »Gott, selbst wenn wir da gewesen wären, hätte das vor unserer Nase passieren können, ohne dass wir etwas gehört hätten. Was für eine grausige Vorstellung.«
    Ich sagte: »Was fällt Ihnen zu dieser Person sonst noch ein, David?«
    »Nichts mehr, das war’s.«
    »Wie alt war er?«
    »Kann ich wirklich nicht sagen.«
    »Als er ging – wie hat er sich bewegt?«
    David dachte nach. »Er hinkte nicht, wenn es das ist, was Sie meinen … er bewegte sich nicht wie ein alter Mensch, war also wahrscheinlich auch noch nicht sehr alt. Ich war nicht nah genug dran, um Einzelheiten zu erkennen. Ich habe mir mehr Gedanken darüber gemacht, was er da treibt. In Wahrheit habe ich mir eigentlich gar keine Sorgen gemacht, ich war eher neugierig. Erst als er so plötzlich verschwand, wurde ich misstrauisch.«
    Milo sagte: »Was glauben Sie, war er jünger als fünfzig?«
    »Hm … gut möglich.«
    »Jünger als vierzig.«
    »So genau kann ich es nicht sagen.«
    »Wenn Sie schätzen sollten.«
    »Zwischen zwanzig und Ende dreißig«, sagte er. »Und ich weiß gar nicht so genau, wie ich darauf komme.«
    »Schon okay.« Milo wandte sich Sondra zu.
    Sie sagte: »Vor drei Wochen – ich weiß das so genau, weil ich zu der Zeit turnusmäßig in einer Klinik in Palmdale gearbeitet habe; das war zu weit zum Pendeln, also habe ich meist dort übernachtet. An dem Abend aber bin ich früher gegangen. David hatte Bereitschaftsdienst, und ich wollte die Wohnung putzen. Das war also ein, zwei Wochen, nachdem Davey ihn gesehen hat. Es war auch abends, so gegen neun, ich war um acht nach Hause gekommen, hatte gegessen, geduscht und ein bisschen die Wohnung aufgeräumt, das entspannt mich immer. Unter anderem hab ich den Abfall aus den Eimern in einen großen Sack gefüllt und rausgetragen.«
    Sie biss sich auf die Lippe. »Im Nachhinein war das ganz furchtbar.«
    Ich sagte: »Jemand war am Müllcontainer.«
    Sie nickte. »Nicht an unserem, sondern an dem vom Nachbarhaus. Ich muss ihn erschreckt haben, denn als ich bei unserem Container angekommen war, hörte ich Schritte. Dann sah ich ihn wegrennen. Ich war total panisch. Zum einen, weil er die ganze Zeit über da gewesen war, ohne dass ich ihn bemerkt hatte, zum anderen aber auch, weil er flüchtete. Das musste doch bedeuten, dass er irgendwas im Schilde führte, sonst hätte er ja nicht rennen müssen, oder? Er rannte schnell, in westlicher Richtung zwischen den Häusern hindurch. Manche von den Nachbarn lassen nachts am Haus das Licht brennen, so konnte ich ihm nachsehen, bis er verschwand. Sein

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