Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
dorthin sagte Milo: »Suff mit böser Überraschung bei Vita, eine Attacke aus dem Hinterhalt bei Marlin. Und jetzt ein sportliches junges Paar im Bett.«
    Ich sagte: »Im Grunde ist die Technik immer die gleiche. Das Überraschungsmoment war in diesem Fall die Dunkelheit. Barron war ein Risiko, deshalb wurde er zunächst nach draußen gelockt und erstochen. Dass unser Täter sich bei ihm das Ausweiden sparte, obwohl er später durchaus noch eine Chance gehabt hätte, kann nur bedeuten, dass Glenda sein Hauptziel war. Nachdem er Barron ausgeschaltet hatte, war sie leichte Beute. Außerdem hatte sie ihre Brille nicht auf, weil die beiden einen romantischen Abend geplant hatten. Sie konnte also nicht richtig sehen. Ehe sie begriff, was los war, hatte er sie schon überwältigt. Wir wissen, dass er seine ersten beiden Opfer ausspioniert hat. Mit Sicherheit hat er das hier auch getan.«
    »Du meinst also, es ging ihm gar nicht darum, seinen Spaß zu erhöhen?«
    »Eine zusätzliche Leiche war sicher ein willkommener Nebeneffekt für ihn, ich glaube aber, Barron war nur ein Hindernis auf dem Weg zu Glenda.«
    »Leventhal aufzusuchen ist also reine Zeitverschwendung.«
    »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.«
    Das Empfangspersonal der Kanzlei bestand aus einer alten Dame jenseits der Siebzig, die an einem mindestens hundert Jahre alten Schreibtisch saß. Ein Namensschild aus Messing wies sie als Miss Dorothy Band, pers. Sekr. von Mr. Wm. B. Leventhal aus. Eine IBM -Kugelkopf-Schreibmaschine nahm die Hälfte der Tischplatte ein. Neben der Maschine lag ein ordentlicher Stapel elegantes beigefarbenes Briefpapier, ein kleiner Stapel Durchschlagpapier und eine Gegensprechanlage aus Bakelit, ein echtes Vorkriegsmodell.
    Von unserem Auftritt gänzlich unbeeindruckt, drückte Miss Dorothy Band einen Knopf auf dem Apparat. »Mr. Leventhal, die Polizei wünscht Sie zu sprechen.«
    Das Gerät bellte zurück: »Ich habe alle Strafzettel bezahlt.«
    »Sie sagen, es geht um den Fall Cameron.«
    »Was ist damit?«
    »Sie sagen, sie möchten mit Ihnen persönlich sprechen.«
    »Das ist aber ein zivilrechtlicher Fall, das geht die gar nichts an.«
    »Sir …«
    »Schon gut. Schicken Sie sie rein.«
    Der Weg zu Leventhals Allerheiligstem führte uns an endlosen Regalmetern voller juristischer Fachliteratur entlang. Der Mann, der uns begrüßte, war mindestens zehn Jahre älter als Dorothy Band. Er war klein, dick und breitschultrig, hatte leuchtende braune Augen und schlohweißes Haar, das an manchen Stellen immer noch leicht rostrot war. Mit tiefer Stimme dröhnte er: »Polizei. Hah! Kommen Sie rein.«
    Leventhals geräumiges Büro war holzvertäfelt, mit hochflorigem Teppich ausgelegt und roch nach Dillgurken, modrigem Papier und moschuslastigem Rasierwasser. Aus einem Gitter im Boden strömte Hitze, die für tropische Temperaturen sorgte. William B. Leventhal trug einen klassischen Dreiteiler mit Fischgrätmuster aus schwerem Tweed, ein gestärktes weißes Hemd und eine Cowboy-Krawatte, deren Schnüre von einem riesigen Amethysten zusammengehalten wurden.
    Auf seinem plumpen Gesicht war kein Schweißtropfen zu sehen. Der Wollkobold ließ sich in einen quastenverzierten Sessel sinken, der auch für einen Pandabären groß genug gewesen wäre. »Das Mädchen hat mir gesagt, es gehe um Cameron.«
    Milo holte zu einer Erläuterung aus.
    »Mord?«, sagte Leventhal. »Hier werden Sie die Lösung nicht finden. Ich habe nie mit Parnell gesprochen, ich bin ihm nie begegnet. Hah!«
    »Sie haben ihm einen Brief geschickt …«
    »So wie jedem einzelnen Mitarbeiter dieser Firma. Der Fall liegt längst bei den Akten. Finis . Auf Wiedersehen.«
    »Was für eine Firma ist das, Sir?«
    »›Sir‹«, sagte Leventhal. »Ein junger Mann mit Manieren, das gefällt mir. Also gut, wenn Sie es unbedingt wissen wollen, die Schurken heißen Lakewood, Parriser & DiBono und schimpfen sich selbst Vermögensverwalter. Parnell war festangestellt, als Finanzexperte. Mit anderen Worten, meine Herren, er hat für reiche Leute Wertpapiere gekauft.«
    »Die Cameronsche Familienstiftung ist …«
    »Eine geniale Erfindung, die es zwei Generationen mittelmäßig begabter Camerons ermöglicht hat, sich um ehrliche Arbeit zu drücken.«
    »Parnells Investitionen liefen also nicht gut?«
    »Doch, doch«, sagte Leventhal. »Aber das hätte auch ein dressierter Wellensittich fertiggebracht. Wir reden hier über konservative AAA -Papiere, man wählt einfach aus einer

Weitere Kostenlose Bücher