Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
Untersuchungsräume einen stämmigen Mann aus, der eine Krücke unter dem Arm hatte. Er machte ein paar freie Schritte, sah uns, stützte sich auf seine Gehhilfe und fing schwer an zu hinken.
»Dr. Ostrovine«, sagte er. »Ich brauche dringend noch mehr Bewegungsbäder.«
»Gut, gut«, sagte Ostrovine.
Als sich eine dritte Tür öffnete und eine junge Frau Anfang zwanzig herausgehüpft kam und dazu einen Gehstock aus Chrom schwenkte wie einen Cheerleaderstab, sagte Milo: »Könnten wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten?« Er stieß mich an. Du kennst dich doch mit Krankenhäusern aus, mach was .
Ostrovines Büro war ein beigefarbenes Rechteck mit Blick auf den Parkplatz. Im hinteren Teil des Krankenhauses befanden sich außerdem die Abteilungen Orthopädie, Nuklearmedizin, Physikalische und Rehabilitative Medizin, Anästhesie und Radiologie.
Kein einziges Bett.
Ich sagte: »Sie versorgen nur ambulant.«
»Wir arbeiten begleitend«, sagte Ostrovine und setzte sich an seinen Schreibtisch, auf dem außer einem Laptop nichts stand. Das Zimmer sah unbenutzt aus.
»Das heißt?«
»Wir füllen eine Nische.«
»Inwiefern?«
Ostrovine seufzte. »Wir sind besser ausgerüstet als eine Tagesklinik, aber auch stärker spezialisiert als größere Einrichtungen. Da wir keine Notfallambulanz haben, bleiben uns mehr Kapazitäten für andere Bereiche. Unser Spezialgebiet ist die Nachsorge: Schmerztherapie, Begutachtung von Arbeitsunfähigkeit, Umstellung von Lebensgewohnheiten.«
»Was war Dr. Usfels Fachgebiet?«
»Glenda hat die Nuklearmedizin geleitet. Das ist eine hochmoderne Technologie, die zeigt, was sich im Körper tatsächlich abspielt. Im Gegensatz zur konventionellen Radiologie, die im Wesentlichen statisch ist, nutzt die Nukmed Farben, Radionuklide, um laufende Vorgänge zu zeigen.«
Er schüttelte den Kopf, und das Toupet verrutschte. Ohne das geringste Anzeichen von Verlegenheit schob er es wieder an seinen Platz zurück. »Glenda war fantastisch. Es ist entsetzlich.«
Ich sagte: »Wie ist sie mit den Patienten und dem Personal klargekommen?«
»Hier kommen alle miteinander klar.«
»War sie ein umgänglicher Mensch?«
Ostrovines Kiefer mahlte und blieb etwas links von der Mitte stehen. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Wir haben gehört, dass sie manchmal ziemlich aufbrausend war.«
»Ich weiß nicht, was Sie gehört haben, aber mit ihrer Leistung hier hat das nichts zu tun.«
»Es werden uns also alle, die wir darauf ansprechen, versichern, wie umgänglich sie war.«
Er knöpfte sein Jackett auf, ließ den Bauch ein paar Zentimeter heraus, zog ihn wieder ein und schloss die Knöpfe wieder. »Glenda war professionell.«
»Eine gute Ärztin, aber nicht einfühlsam.«
»Sie hatte nie Probleme mit irgendjemandem.«
Ich sagte: »Ihnen fällt niemand ein, der etwas gegen sie gehabt haben könnte.«
»Nein.«
»Mit wem hier war sie enger befreundet?«
Er dachte nach. »Ich glaube, sie hat kaum Freundschaften unter den Kollegen geschlossen. Wir arbeiten hier ohnehin sehr zielorientiert. Unsere Belegschaft wechselt häufig.«
»Mit wem hat sie am engsten zusammengearbeitet?«
»Das dürften ihre technischen Assistentinnen gewesen sein.«
»Wir würden gern mit ihnen reden.«
Ostrovine klappte seinen Laptop auf und fing an zu tippen. »Dienst hat heute Cheryl Wannamaker. Sie ist ziemlich neu, kann Ihnen also wahrscheinlich nicht viel sagen.«
»Wir werden trotzdem mit ihr sprechen. Und geben Sie uns bitte auch die Namen der anderen.«
»Wie kommen Sie darauf, dass Glendas Arbeit etwas mit ihrem Tod zu tun haben könnte?«
»Wir müssen in alle Richtungen ermitteln.«
»Das ist mir klar«, sagte Ostrovine, »aber in diesem Fall dürfen Sie sich getrost außerhalb des Arbeitsumfeldes umsehen. Bei uns passiert nicht viel, wir sind hier nicht beim Film, sondern in einem Krankenhaus.«
»Wie sieht’s mit Versicherungsfällen aus?«
»Das Wellness- und Lifestyle-Geschäft finanziert sich häufig aus Drittmitteln, gewissermaßen.«
»Haben Sie viel mit Well-Start zu tun?«
»Wir arbeiten mit allen Versicherern.«
»Wenn ich Ihnen ein paar Namen nenne, könnten Sie nachsehen, ob sie unter Ihren Patienten sind?«
»Auf keinen Fall«, sagte Ostrovine. »Vertraulichkeit ist unser oberstes Gebot.«
»Wie wär’s, wenn Sie trotzdem nachsehen, und wenn Sie die Namen nicht finden, brauchen wir nicht mit einem Durchsuchungsbeschluss wiederzukommen.«
»Ich fürchte, das kann ich nicht tun.«
»Ich
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