Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
knapp und nickte dem blonden Krieger zu. Es war nicht zu übersehen, dass zwischen den beiden Männern eine gewisse Spannung herrschte. Duncan deutete ebenfalls ein kurzes Kopfnicken an, dann sah er wieder zu Caleb.
Aus dem Augenwinkel warf ich einen verstohlenen Blick auf Seamus und erkannte, dass er den Mund zu einer schmalen Linie zusammengepresst hatte, während er Duncan und Caleb abwechselnd ansah. Ich nahm mir fest vor, ihn bei nächster Gelegenheit zu fragen, was zwischen ihnen vorgefallen war.
Als Mistress Graham das Abendessen aufgetischt hatte, gingen wir alle in den Salon. Während Caleb und Duncan sich angeregt unterhielten und hin und wieder laut auflachten, saß Seamus mit einer äußerst mürrischen Miene am Tisch. Mehr als nur einmal versuchte ich mit ihm ein Gespräch zu beginnen, doch seine Antworten waren so knapp, dass ich bald jeden Versuch aufgab und mich wieder den anderen beiden Männern zuwandte.
An diesem Abend fühlte ich mich etwas unwohl und zog mich nach dem Abendessen auf mein Zimmer zurück. Es dauerte nicht lange, bis Caleb mir folgte und sich besorgt zu mir aufs Bett setzte.
»Ist alles in Ordnung mit dir, mein Liebling?«, fragte er und suchte in meinen Augen nach einer Antwort.
»Mir ist nur etwas unwohl, sonst nichts«, versuchte ich ihn zu beruhigen und unterstrich diese Aussage mit einem zaghaften Lächeln.
»Soll ich bei dir bleiben?«, fragte er nach. Ich schüttelte den Kopf. Sein Angebot rührte mich und ich hätte es nur zu gerne angenommen, doch ich hatte gesehen, wie viel Freude es ihm bereitete, sich mit Duncan zu unterhalten. Die beiden Männer schienen sich eine Menge zu erzählen zu haben und ich wollte ihn nicht davon abhalten. Ich runzelte die Stirn.
»Was ist los?«, wollte er wissen.
»Was ist das zwischen Seamus und Duncan? Sie scheinen sich nicht besonders zu mögen.« Caleb holte tief Luft und seufzte. Dabei machte er einen sichtlich gequälten Gesichtsausdruck.
»Eine lange Geschichte«, erklärte er. Ich sah ihn erwartungsvoll an. Er atmete erneut lautstark aus, als er begriff, dass ich auf weitere Einzelheiten wartete.
»Wie ich dir ja schon gesagt habe, sind Duncan und ich Freunde, seit wir Kinder waren. Seamus wurde die Aufgabe übertragen, uns zu beaufsichtigen und sicherzustellen, dass wir keinen Unfug trieben. Wie du weißt, ist er knapp zwei Jahre älter als ich. Irgendwie herrschte zwischen den beiden von Anfang an eine gewisse Spannung und ich konnte mir nicht erklären, warum das so war. Als wir älter waren, gingen sich die beiden meist aus dem Weg und sprachen nur das Nötigste miteinander. Seamus war damals noch der Erbe von Trom-Castle und trug schon in jungen Jahren eine große Verantwortung. Ich dagegen, als zweiter Sohn, konnte tun und lassen, was ich wollte. Mit mir war man nachsichtig, egal was ich anstellte. Als Seamus zwanzig Jahre alt war, beschloss mein Vater ihn zu vermählen. Als Braut hatte er die einzige Tochter des MacKenzie-Clans ausgewählt. Sie war damals sechzehn Jahre alt. Als Seamus sie das erste Mal sah, hat er sofort sein Herz verloren und verliebte sich auf Anhieb in Davina. Die beiden waren ein Herz und eine Seele, bis Duncan sich einmischte.«
»Wie hat er sich denn eingemischt?«, unterbrach ich Caleb, ahnte aber schon, was er sagen würde.
»Duncan wurde schon als sehr junger Mann von fast allen Frauen begehrt und hat dies dementsprechend ausgekostet. Anfangs hatte er sich auch nicht für Davina interessiert, doch als er feststellte, dass sie nur Augen für Seamus hatte und er ebenfalls abgöttisch in sie verliebt war, wurde sein Ehrgeiz geweckt. Plötzlich machte er ihr den Hof und nutzte jede Gelegenheit, um sie allein anzutreffen. Dieses Verhalten blieb Seamus nicht verborgen und er stellte Duncan zur Rede. Der jedoch stritt alles ab. Seamus behielt ihn aber im Auge, denn er traute ihm nicht. Schließlich kam der Tag, an dem wir mit unserem Vater auf die Jagd gingen. Duncan nahm nicht teil. Er sagte, er fühle sich nicht sehr gut und wollte auf der Burg bleiben, genau wie Davina.« Caleb nahm den Wasserkrug vom Tisch und füllte den Becher bis zum Rand. Er nahm einen großen Schluck und wandte sich wieder zu mir. Noch bevor er weitersprach, ahnte ich was er nun berichten würde.
»Mitten am Tag zog ein Unwetter auf, welches uns zwang, zurückzureiten. Als wir die Burg erreichten, regnete es bereits in Strömen. Seamus und ich brachten unsere Pferde in den Stall. Als wir dort ankamen, vernahmen wir
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