Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
ich mich also weigern mit Duncan zu gehen, müsste ich noch länger auf die Rückkehr von Caleb warten. Ich sah auf und suchte in Duncans Augen nach irgendeinem Grund, ihm keinen Glauben schenken zu müssen, doch er sah mich offen und ehrlich an.
»Gut«, sagte ich schließlich und seufzte. »Wenn Caleb es so wünscht, werde ich dich begleiten. Wann brechen wir auf?« Malcolm und Kenneth wollten etwas einwenden, doch ich hob die Hand und richtete das Wort an die beiden Krieger. »Euer Chief hat Duncan sicher nicht ohne Grund gebeten, mich auf seine Burg zu bringen und wir müssen diese Entscheidung akzeptieren. Außerdem habe ich die zwei besten Krieger als Leibwache, die man sich wünschen kann«, stellte ich fest und sah, wie ein kurzer, stolzer Ausdruck über die Züge der beiden Wachen huschte.
»Wie Ihr wünscht«, sagte Malcolm und verfiel damit wieder in die höfliche Anrede, die ich so verabscheute. Duncan klatschte kurz in die Hände und grinste mich gutgelaunt an.
»Dann ist ja alles geklärt. Wenn es dir recht ist, werden wir am frühen Nachmittag losreiten. Bis dahin haben die Mägde genügend Zeit, alles zu packen, was du benötigst.«
Wie angekündigt machten wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg. Malcolm und Kenneth ritten an meiner Seite und ließen mich nicht aus den Augen. Duncan saß auf seinem schwarzen Hengst und führte den Reitertross an. Außer mir und meinen beiden Wachen begleiteten uns noch zwanzig von Duncans Männern.
Wir ritten Richtung Osten, wo Duncans Familiensitz lag. Ein Blick zum Himmel verriet mir, dass bald ein Unwetter aufziehen würde. Ich schloss meinen Umhang fester um mich und hoffte, dass wir noch vorher auf Dunrobin-Castle eintreffen würden.
Zum Glück war der Weg nicht weiter beschwerlich, da wir nicht in die Highlands ritten, sondern diese mit jedem Meter, den wir uns der Küste näherten, hinter uns ließen. Wir durchquerten riesige Wälder und machten mehrmals Rast. Als die Nacht hereinbrach, ließ Duncan ein großes Lagerfeuer entzünden und seine Männer schleppten einige morsche Baumstämme an das Feuer, damit wir uns setzen konnten.
Dort saßen wir eine lange Zeit und aßen einen einfachen Eintopf, den einer der Krieger zubereitet hatte. Duncan versuchte mehrmals ein Gespräch mit mir zu beginnen, doch er gab bald auf, da ich nur das Nötigste antwortete. Ich war zu sehr in meine eigenen Gedanken versunken und genoss die Ruhe und die Wärme des Feuers.
Als die Morgendämmerung hereinbrach, machten wir uns wieder auf den Weg. Am späten Vormittag änderte sich die Landschaft drastisch.
Die letzten Berge waren verschwunden und kleineren Hügeln gewichen. Anfangs roch die Luft noch nach Moos und diversen Kräutern, doch je weiter wir vorankamen, desto mehr veränderte sie sich.
Irgendwann kroch mir der einzigartige Duft des Meeres in die Nase, und als ich mir mit der Zunge über die Lippen fuhr, konnte ich die salzige Luft sogar schmecken. Ich war gespannt auf den prächtigen Bau, den ich aus einem Touristenführer her kannte. Dunrobin-Castle war eines der Ziele gewesen, die ich mir hatte ansehen wollen, als ich mich noch im 21. Jahrhundert befunden hatte.
Dann sahen wir die Burg und gleichzeitig vernahm ich das Rauschen des Meeres. Beim Anblick des Familiensitzes der Sutherlands verschlug es mir fast die Sprache. Es ähnelte kein bisschen der Version aus meiner Zeit, in der die ganze Burg eher einem Schloss glich, mit seinem zahlreichen spitzen Türmen und den edlen Verzierungen im Mauerwerk. Auch war es nicht ganz so groß, wie ich es aus dem Prospekt in Erinnerung hatte. Trotzdem war Dunrobin-Castle ein gigantischer Bau, der auf einer Anhöhe stand. Die Burg war klobig und hatte etwas Bedrohliches an sich. Sie wirkte wie eine uneinnehmbare Festung. Jetzt verstand ich, warum Caleb der Meinung war, das dies der sicherste Ort für mich sei.
»Gefällt dir mein kleines Anwesen?«, hörte ich Duncans belustigte Stimme neben mir. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er zu mir geritten war. Als ich den Blick von der Burg abwandte und ihn ansah, konnte ich den Stolz in seinem Gesicht erkennen.
»Anwesen ist meiner Meinung nach ein wenig untertrieben«, antwortete ich.
»Warte, bis du erst das Innere der Burg siehst«, erklärte er und setzte sein Pferd in Bewegung. Während wir in den Burghof ritten, betrachtete ich staunend das Bauwerk. Wie es schien, waren erst vor kurzem zwei neue Flügel angebaut worden. Auch meine beiden Begleiter sahen sich
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