Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
gefror zu Eis, als ich an Adelise dachte. Sie war auf dem Weg hierher um sich an mir zu rächen und Duncan steckte mit ihr unter einer Decke.
»Gut«, hörte ich ihn sagen. »Nach Einbruch der Dunkelheit werde ich sie am geplanten Treffpunkt übergeben«, sicherte er seinem Gegenüber zu. Der Mann sagte noch etwas, was ich aber nicht mehr verstand. Anschließend verließen die beiden Männer die Küche und ich blieb allein zurück.
Ich schnappte nach Luft, denn ich hatte die ganze Zeit den Atem angehalten, aus Angst, mich durch ein Geräusch zu verraten. Jetzt lehnte ich an der Wand und schloss die Augen, noch immer schockiert von dem, was ich eben gehört hatte.
Duncan wollte mich an Adelise ausliefern, damit sie sich an mir rächen konnte. Aus welchem Grund er das tat, musste ich mich nicht fragen, schließlich hatte ich erfahren, dass er einst unsterblich in sie verliebt war, oder besser gesagt, von ihr besessen gewesen war und daran hatte sich anscheinend nichts geändert. Aber ging diese Besessenheit so weit, dass er seine enge Freundschaft mit Caleb aufs Spiel setzte und das Bündnis, dass die beiden Clans geschlossen hatten? Es sah ganz danach aus. Ich beschloss, Malcolm und Kenneth alles zu erzählen, bis mir plötzlich wieder einfiel, dass die beiden Krieger auf der Jagd waren. Mit Schrecken stellte ich fest, dass sie erst übermorgen wieder zurückkommen würden und Duncan wollte mich schon am nächsten Abend zu Lady Adelise bringen.
Was sollte ich denn jetzt tun? Ich war ganz allein hier auf der Burg. Ich rieb mir über die Stirn und merkte dabei, dass meine Hand zitterte. Fieberhaft suchte ich nach einem Ausweg, denn ich hatte ganz sicher nicht vor, mich an Adelise ausliefern zu lassen.
Ich musste von Dunrobin-Castle verschwinden und das so schnell, wie möglich. Aber wie sollte ich das anstellen? An allen Ausgängen waren Wachen postiert, die mich entweder am Gehen hindern oder mein Verschwinden sofort Duncan melden würden. Mir wurde regelrecht schlecht bei dem Gedanken, hier zu bleiben.
Kurzentschlossen schnitt ich noch drei weitere Paar Würste ab und griff mir den restlichen Laib Brot. Außerdem stopfte ich mir noch vier Äpfel in die Taschen meines Umhangs. Sollte es mir gelingen die Burg unbemerkt zu verlassen, würde ich Proviant benötigen.
Ich wartete noch eine ganze Weile, bis ich mich aus der Vorratskammer herauswagte und sicher war, dass keiner der Männer zurückkommen würde. Ich schlich zur Küche hinaus auf den Gang und sah mich um. Mein Blick fiel auf die gegenüberliegende Tür. Dort befand sich die Waschküche, wie ich bereits wusste. Ich öffnete rasch die Tür und schlüpfte hinein.
In dem Raum war es dunkel und es herrschte eine hohe Luftfeuchtigkeit. Da ich rein gar nichts erkennen konnte, ging ich zurück auf den Gang, nahm eine der Fackeln aus der Halterung und schlich wieder zurück in die Waschküche. Im goldenen Schein der Fackel erkannte ich zwei große Holzbottiche, in denen die Bediensteten die Wäsche reinigten und neue Stoffe färbten. An der Wand standen mehrere Truhen nebeneinander. Ich steckte die Fackel in die Wandhalterung und öffnete die erste Truhe.
Sie war bis zum Rand voll mit Kleidern, welche die Mägde trugen. Ich nahm eines heraus und besah es mir näher. Es war braun und aus warmer Wolle gefertigt. Das zweite Gewand, das ich herauszog, war identisch mit dem ersten Kleid, nur um ein vielfaches größer. Ich beschloss beide mitzunehmen. In den anderen Truhen fand ich noch Schürzen und Hauben, die ich auch unter meinen Arm klemmte. Anschließend schlich ich so leise wie möglich zurück auf mein Zimmer.
Ich saß auf meinem Bett und zermarterte mir den Kopf, wie ich unbemerkt von der Burg verschwinden konnte. Neben mir auf der Decke lagen die Kleidungstücke aus der Waschküche und der Proviant.
Mein Blick huschte zum Fenster. Draußen war es noch stockdunkel, aber in ein paar Stunden würde die Sonne aufgehen. Ich knabberte auf meinen Fingernägeln herum, während ich fieberhaft überlegte, was ich nun tun sollte.
Wenn ich fliehen wollte, musste ich es so schnell wie möglich tun. Sollte es mir tatsächlich gelingen, musste ich mir einen Vorsprung erarbeiten, denn sobald Duncan bemerken würde, dass ich verschwunden war, würde er nach mir suchen. Bis dahin musste ich die flache Landschaft hinter mich gebracht haben, denn dort gab es wenig Möglichkeiten sich zu verstecken. Mehr Chancen hatte ich, wenn ich den Wald erreichen würde, der aber ein
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