Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
es hier nicht einmal einen Busch, hinter dem ich mich verstecken konnte.
Ich straffte die Schultern und marschierte weiter, denn eine andere Möglichkeit blieb mir nicht. Ich konnte nur hoffen, dass er einer vermeintlichen Magd, die ihrem Tagewerk nachging, keine besondere Beachtung schenken würde. Also senkte ich den Blick und ging weiter. Mittlerweile humpelte ich leicht, da mein Bein unerträglich schmerzte, was aber sicher kein Nachteil war.
Als er immer näher kam, begann mein Herz zu rasen und meine Hände, mit denen ich fest den Korb umklammerte, zitterten. Ich sah verstohlen zu ihm und stellte zu meiner Erleichterung fest, dass er tief in Gedanken versunken zu sein schien. Doch dann sah er mich plötzlich an. Schnell wandte ich den Blick ab und sah wieder zu Boden.
Wenige Sekunden später hatte er mich erreicht. Ich senkte unterwürfig den Kopf zum Gruß und konnte erkennen, dass auch Duncan knapp nickte und den Blick dann wieder von mir abwandte. Mit weichen Knien setzte ich meinen Weg fort und traute mich erst nach einiger Zeit, einen Blick über meine Schulter zu werfen. Duncan hatte sich bereits weit von mir entfernt. Ich schloss erleichtert die Augen und wäre um ein Haar gestolpert, als ich in ein Erdloch trat, doch im letzten Moment, fand ich mein Gleichgewicht wieder und konnte einen Sturz verhindern.
Entschlossen lief ich weiter, nur den Gedanken im Sinn, mich so weit wie möglich von Dunrobin-Castle zu entfernen. Die Burg hinter mir wurde immer kleiner und von Duncan war nichts mehr zu sehen. Wahrscheinlich hatte er sie bereits erreicht. Hoffentlich würde er nicht sofort nach mir suchen und feststellen, dass ich verschwunden war. Die Angst trieb mich an, noch schneller zu gehen. Schwer schnaufend stampfte ich einen Hügel nach oben. Das nasse Gras schmatzte unter meinen Schritten. Als ich oben angekommen war, sah ich den Wald und ein erleichtertes Schluchzen drang aus meiner Kehle. Er lag ungefähr einen Kilometer entfernt. Sobald ich den Schutz der Bäume erreicht hatte, würde ich mich sicherer fühlen. Denn dann konnte ich mich im Notfall verstecken.
Dort würde ich sicher auch einen Bach oder eine Quelle vorfinden, wo ich meinen Durst stillen konnte. Doch zuerst musste ich den Wald erreichen, damit ich überhaupt eine Chance hatte. Hier, in der unbewaldeten Hügellandschaft war ich leicht zu entdecken und es gab kaum einen Platz, an dem ich mich hätte verstecken können.
Caleb
Caleb zitterte vor Wut. Seamus legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter, doch sein Bruder schüttelte sie ungehalten ab. Er funkelte den Krieger, der das Burgtor von Trom-Castle bewachte, zornig an. Der Mann wurde unter Calebs finsterem Blick immer kleiner.
»Du willst mir also sagen, dass Lord Sutherland meine Frau entführt hat und ihr nur herumgestanden und tatenlos zugesehen habt?«, knurrte er.
»Nicht entführt, Herr«, antwortete der Krieger. »Er sagte er handle auf Euer Geheiß. Lord Sutherland behauptete, Ihr hättet entschieden, dass die Lady auf Dunrobin-Castle sicherer sei, und habt ihn deshalb gebeten, sie umgehend dorthin zu geleiten«, versuchte er sich zu verteidigen. Caleb schloss für einen kurzen Moment die Augen, um sich zu beruhigen. Er konnte nicht fassen, dass niemand Duncan daran gehindert hatte, Janet mit sich zu nehmen. Andererseits konnte er den Männern auch keinen Vorwurf machen, denn er selbst hatte ihnen aufgetragen, Duncans Befehlen Folge zu leisten. Das war nicht unüblich bei verbündeten Clans und Caleb wäre niemals auf die Idee gekommen, dass er diesen Befehl irgendwann einmal bereuen könnte.
»Malcolm und Kenneth sind mit meiner Frau geritten?«, fragte er knapp. Der Wachmann nickte eifrig.
»Ja, Mylord.« Ohne ein weiteres Wort drehte sich Caleb um und lief mit entschlossener Miene auf die Burg zu. Seamus, der nicht schnell genug reagiert hatte, musste einige Schritte laufen, um seinen Bruder einzuholen.
»Zumindest sind ihre Wachen bei ihr«, murmelte er. »Trotzdem will mir kein plausibler Grund einfallen, warum Duncan Janet mit nach Dunrobin-Castle genommen hat. Was sind seine Beweggründe?«, fügte er hinzu. Caleb blieb ruckartig stehen und sah seinem Bruder tief in die Augen.
»Seine Beweggründe interessieren mich keinen Deut. Er hat Janet ohne mein Wissen mit sich genommen und dafür wird er bezahlen, egal welche Ausreden er mir auftischt.« Seamus nickte, denn er konnte gut nachvollziehen, was Caleb gerade fühlte.
»Vielleicht solltest
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