Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
erwiderte. Fassungslosigkeit und Unglauben spiegelten sich in seinen Zügen. Der junge Zigeuner senkte wie in Zeitlupe den Kopf und sah mit schmerzverzerrtem Ausdruck auf seine Brust.
Caleb sah sofort das Einschussloch und musste hilflos zusehen, wie das weiße Hemd seines Freundes sich scharlachrot färbte. Er streckte die Hand aus, um Kalech zu stützen, doch bevor er ihn zu fassen bekam, kippte dieser zur Seite, fiel vom Pferd und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Waldboden.
Sofort war Caleb aus dem Sattel und kniete neben seinem Freund. Kalech begann zu husten und ein Schwall Blut lief aus seinem Mund, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass seine Lunge getroffen war. Er hob zitternd die Hand und Caleb ergriff sie.
»Pass auf meinen kleinen Bruder auf. Er ist noch so ungestüm und bringt sich immer wieder in Schwierigkeiten. Versprich mir ...« Kalech hustete erneut. Ihm war anzusehen, dass er all seine Kraft aufwenden musste, um diesen einen Satz zu beenden. »Versprich mir, dass du ein Auge auf ihn hast«, bat er und sah seinen Freund aus trüben Augen flehend an. Caleb erkannte, dass das Leben aus Kalech wich und er nickte.
»Ich verspreche es«, flüsterte er und drückte Kalechs Hand, um dieses Versprechen mit einer Geste zu untermauern. Der junge Zigeuner lächelte zufrieden, dann schloss er für immer die Augen.
Caleb verharrte noch einen kurzen Augenblick an Kalechs Seite, seine Hand noch immer fest umklammert. Im Geiste sprach er ein kurzes Gebet und bat die Götter, dass sie seinen Kameraden willkommen heißen würden.
Anschließend stand er ganz langsam auf, drehte sich zu Duncan, der die Szenerie lächelnd beobachtet hatte und stürmte auf seinen einstigen Freund zu. Bevor dieser oder einer seiner Männer reagieren konnte, hatte Caleb ausgeholt und dem blonden Krieger seine Faust mit aller Macht ins Gesicht gedonnert. Ein lautes Knirschen war zu hören, bevor Duncan in die Knie sank und sich stöhnend die blutige Nase hielt. Sofort waren zwei stämmige Männer bei Caleb, die ihn grob zu Boden warfen.
»Bringt ihn nicht um, lasst ihn am Leben«, befahl Duncan mit näselnder Stimme. Das Blut rann ihm übers Kinn, als er zu Caleb sah. In seinem Blick lagen Genugtuung und Abscheu. Caleb funkelte Duncan wütend an.
»Du solltest mich besser töten. Ansonsten werde ich dir, bei der nächstbesten Gelegenheit, die sich mir bietet, die Kehle aufschlitzen«, knurrte Caleb. Duncan rappelte sich auf und ging langsam zu Caleb, wobei er sich mit einem weißen Leinentuch das Blut vom Gesicht wischte. Er kniete sich neben den jungen Laird und beugte sich so weit hinunter, dass sein Mund direkt neben Calebs Ohr war.
»Wenn es nach mir ginge, würde ich dich auf der Stelle töten, aber ich habe versprochen, dich in einem Stück auszuliefern«, flüsterte er. Caleb drehte den Kopf, um den Chief der Sutherlands anzusehen. Er begriff nicht, was Duncan damit meinte. Genauso wenig wie er nicht verstand, dass sein ehemaliger Freund sich so zum Schlechten verändert hatte.
Jetzt war da nur noch Hass. Er konnte sie in Duncans Stimme hören und sie spiegelte sich in seinen Augen wider. Aber warum? Weshalb war da dieser Zorn? Was hatte Caleb ihm getan, dass er ihn so verabscheute? Es hatte Zeiten gegeben, wo die beiden Männer über alles geredet hatten, was sie beschäftigte. Duncan hatte Caleb immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden, genauso wie Caleb alles für seinen ehemaligen Freund getan hätte.
Er konnte sich keinen Reim darauf machen, was mit dem blonden Mann geschehen war und suchte verzweifelt nach einem Grund für sein Verhalten. Caleb war sich nicht bewusst etwas falsch gemacht zu haben, was die ganze Situation für ihn noch verworrener machte.
Duncan schnippte mit den Fingern zwei seiner Krieger herbei und deutete anschließend auf Caleb.
»Fesselt ihn, aber gebt Acht, dass ihr die Schnüre nicht zu locker bindet. Mein alter Freund hier ist ein wahrer Entfesselungskünstler«, befahl er. Sofort machten sich die Männer daran, Caleb die Hände auf dem Rücken zusammenzubinden. Dabei befolgten sie Duncans Befehl und zogen die Fesseln fester an, als es nötig gewesen wäre. Caleb verzog schmerzvoll das Gesicht, als die groben Schnüre in sein Fleisch schnitten.
»Dafür wirst du bezahlen«, zischte Caleb und riss an seinen Fesseln, die sich dadurch jedoch nur noch tiefer in sein Fleisch schnitten.
»Ich weiß«, seufzte Duncan belustigt. »Doch zuerst wirst du eine alte Bekannte
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