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Rachesommer

Rachesommer

Titel: Rachesommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Freie. »Vertrau mir. Du musst dicht hinter mir bleiben.«
    Sybil zitterte am ganzen Leib. Evelyn umarmte sie und drückte sie fest an sich. »Wir schaffen es! Komm!«
    Sie lief über die Steinstufen zur Wiese und schlich an der Hausmauer entlang zur Vorderseite des Grundstücks. Sybil folgte ihr. An der Ecke stoppte Evelyn. Sie spürte Sybil hinter sich. Vorsichtig spähte sie um die Mauer. Wenige Meter vor ihr stand Greta Hockinson mit dem Rücken zu ihnen auf der Treppe, die zum Haupteingang führte. Sie trug ein enges schwarzes Lederdress und schwere Motorradstiefel. Ihre Mähne war zu einem Zopf geflochten. Vor dem Haus parkten Boltens Mercedes und Evelyns Leihwagen. Dahinter stand ein metallicschwarzes Motorrad quer in der Auffahrt. Ein Vollvisierhelm hing am Lenker.
    Im Schein der Türbeleuchtung sah Evelyn, dass Greta tatsächlich die Armbrust in der Hand hielt, wobei sie den Kolben in die Hüfte stemmte. Sie hatte sogar ein Zielfernrohr aufgesteckt und trug fingerfreie Lederhandschuhe und einen Schutz am Handgelenk. Als sich Greta ein wenig zur Seite drehte, bemerkte Evelyn spitze Bolzen, die aus ihrer Brusttasche ragten.
    Evelyn rechnete damit, dass Greta sich jeden Moment umdrehen konnte. Was sollte sie tun? Solange Greta den Weg zum Auto versperrte, blieb ihnen nichts anderes übrig, als hier stehen zu bleiben und abzuwarten. Da Bolten ihr Handy zerstört hatte, konnte sie nicht einmal Hilfe holen.
    Sybil drängelte hinter ihr. Evelyn griff nach ihr und bekam ihre Hand zu fassen, während sie weiter nach vorne spähte. In diesem Moment zog Greta eine Fernbedienung aus der Tasche und betätigte eine Taste. Plötzlich flackerten die zahlreichen Lampen einer Flutlichtanlage rund ums Haus auf. Es wurde taghell.
    Evelyns Kopf zuckte wie im Reflex zurück. Einen Moment lang tanzten Lichtkreise vor ihren Augen. Neben ihr begann Sybil zu wimmern. Evelyn drehte sich zur Seite und legte ihr die Hand auf den Mund.
    »Leise!«, zischte sie ihr ins Ohr.
    Dann drängte sie das Mädchen an der Hausmauer zurück zu einer dichten Heckenreihe, die von der Villa weg quer durchs Grundstück verlief. Perfekt! Solange Greta in der Auffahrt stand, konnten sie sich hinter den Sträuchern verstecken.
    »Komm!« Evelyn ging in die Hocke und kroch im Schatten der Hecken über die Wiese. Das Gras war feucht, und Erde blieb an ihren Händen kleben. Schon bald spürte sie die Feuchtigkeit durch die Jeans.
    Sybil folgte ihr.
    In einigen Metern Entfernung vom Haus blieben sie hinter den Hecken liegen. Das Gesicht dicht am Boden, spähte Evelyn zwischen den Stämmen und Wurzeln zur Auffahrt. Greta ging zu Boltens Mercedes, zog den Zündschlüssel ab, schlug die Autotür zu und sperrte ab.
    »Ich nehme an, der Audi gehört Ihnen, Frau Meyers?«, rief sie in den Garten. Langsam marschierte sie um den Sixt-Leihwagen und warf einen Blick auf das Kennzeichen. »Sie hätten nach Hamburg zurückfahren sollen, wie Sie es gesagt haben, dann würden wir uns das jetzt ersparen.«
    Evelyns Atem beschleunigte sich. Zum Glück hatte sie den Autoschlüssel abgezogen und in die Tasche ihrer Jeans gesteckt.
    Greta beugte sich zum Fenster der Fahrerseite und blickte ins Wageninnere. Sie zog an der Tür. Abgeschlossen. Dann ging sie einige Schritte zurück und hob die Armbrust.
    Evelyn robbte näher an die Hecken, um mehr zu sehen. Greta war doch sicher nicht so verrückt, die Scheibe einzuschießen? Im nächsten Augenblick hörte sie das Klicken des Abzugs.
    Der Bolzen schoss los. Kurz darauf drang das Zischen des Autoreifens über die Wiese zu ihrem Versteck herüber.
    »Miststück!«, entfuhr es Evelyn.
    Neben ihr begann Sybil zu wimmern. Evelyn griff nach ihrer Hand. »Keine Sorge, wir kommen heil hier raus«, flüsterte sie.
    Währenddessen war Greta zur Rückseite des Wagens gegangen und hatte einen neuen Bolzen in die Vorrichtung eingelegt. Sie spannte die Armbrust und schoss einen zweiten Reifen platt. Die Luft zischte heraus, und der Wagen sackte zur Seite.
    Evelyn beobachtete, wie Greta erneut auf die Fernbedienung drückte, worauf sich die beiden Seiten des automatischen Gartentors schlossen. Anschließend zog sie ein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer.
    Eine Weile lang passierte nichts. Greta ging mit dem Handy am Ohr um den Wagen herum und spähte in den Garten, als ahnte sie, dass sich Evelyn in der Nähe versteckte.
    »Hallo?«, sagte sie endlich. »Hier spricht Greta Hockinson. Ein oder mehrere Einbrecher sind in mein Haus

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