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Rachesommer

Rachesommer

Titel: Rachesommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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hielt den Atem an.
    »Mein Vater ist tot, aber nicht nur das. Mittlerweile sind zwei weitere Passagiere von damals gestorben.« Greta betrat den Raum. »Irgendjemand möchte etwas ans Tageslicht bringen … keine Sorge, ich werde Sie nicht mehr anrufen. Passen Sie einfach nur auf sich auf.«
    Greta war im Begriff, zum Schreibtisch zu gehen, als ein Ruf durchs Haus hallte. Evelyn erkannte die Stimme des Technikers.
    »Was ist denn?« Genervt knallte Greta das Handy auf den Schreibtisch und drehte sich um. »Ich fasse es nicht, diese Idioten«, murmelte sie zu sich selbst.
    Evelyn hielt den Atem an.
    Greta trat in den Gang.
    »Wir sind so weit«, rief der Mann vom Wintergarten ins Haus 218
    »Wenn es diesmal wieder nicht klappt, schwöre ich bei Gott, dass ich Sie mitsamt Ihrem Krempel vor die Tür setze.« Greta warf die Tür hinter sich zu und marschierte mit schweren Schritten den Gang hinunter. Langsam kam Evelyn aus ihrem Versteck hervor. Wie viele Sekunden blieben ihr, das Haus zu verlassen?
    Ihr Blick fiel auf das Handy. Das Display leuchtete im Dämmerlicht. Sie trat näher und starrte auf die Digitalanzeige. Das letzte Gespräch hatte nicht einmal zwanzig Sekunden gedauert. Mit wem hatte Greta telefoniert? Evelyn betätigte das Menü und ging auf gewählte Rufnummern.
    Smolle! lautete der letzte Eintrag.
    Hastig griff sie nach einem Stift auf dem Schreibtisch und schrieb die Nummer auf ein Post-it. Anschließend steckte sie den Zettel ein und verließ die Menüfunktion wieder. Es wurde Zeit abzuhauen. Sie wandte sich zur Tür, als sie wieder Schritte im Gang hörte, die auf das Büro zuhielten. Sie hatte ihre Chance zu flüchten vermasselt… Hastig sah sie sich im Raum um. Es gab nur eine Möglichkeit, ihn zu verlassen.
    Sie rannte zum Fenster und riss es auf. Der Wind fuhr in den Raum und ließ die Jalousie klappern. Im gleichen Moment begann die Alarmanlage zu heulen. Evelyn erstarrte in der Bewegung.
    »Scheiße, verflucht noch mal!«, rief Greta im Korridor.
    »Nur ein Fehlalarm, das haben wir gleich!«
    Evelyn setzte sich auf das Fensterbrett und schwang die Beine ins Freie. Eineinhalb Meter unter ihr fiel die Böschung steil zur Wiese ab. Ohne lange zu überlegen, sprang sie hinunter.
    Beim Aufprall rutschten ihr die Beine davon, und sie überschlug sich, während sie den Hang hinunterkullerte, bis sie vor einem Gebüsch landete. Keuchend rappelte sie sich auf. Solange Greta und die Männer von Sicuro noch damit beschäftigt waren, die Ursache des Fehlalarms zu finden, hatte sie vielleicht eine Chance, unbemerkt zu entkommen. Gebückt lief sie hinter den Hecken zum Kiesweg.
    Sie rannte mit rasendem Herzen über den Schotterweg zum schmiedeeisernen Tor. Neben dem Eingang parkte ihr Wagen. Während der letzten Meter fingerte sie den Funkschlüssel aus der Hosentasche, dann öffnete sie die Autotür, riss sie auf und ließ sich hinters Lenkrad fallen.
    Keuchend sank ihr Kopf gegen die Nackenstütze. Bestimmt hatte sie sich bei dem Sturz einige blaue Flecken zugezogen. Sie beugte sich auf den Beifahrersitz und blickte durchs Seitenfenster. Soweit sie zwischen den Bäumen hinter dem Zaun erkennen konnte, befand sich niemand im Garten oder sah aus dem Fenster der Villa. Mit etwas Glück war ihre Flucht unbemerkt erfolgt… bis auf das offene Fenster im Arbeitszimmer.
    Sie kramte das Post-it hervor und nahm ihr Handy vom Beifahrersitz. Nachdem sie ihre eigene Telefonnummer unterdrückt hatte, wählte sie den unbekannten Anschluss. Gespannt hielt sie das Handy ans Ohr.
    Nach dem zweiten Läuten meldete sich eine raue, knarrende Männerstimme.
    »Ja?«
    Evelyns Puls raste. Sie würde sich hüten zu antworten. In Zeitlupe nahm sie das Handy herunter und unterbrach die Verbindung. Smolle war ein alter Mann. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und startete den Wagen.
     
    Evelyn fuhr die Straße hinunter, bis sie außer Sichtweite des Hauses gelangte. Dann bog sie in eine Seitengasse ein. Von dort lenkte sie den Wagen durch den Kurpark und die Villensiedlung zurück zum Döser Seedeich, auf dem sie hergekommen war.
    Ihre Hände zitterten immer noch. Im Moment hatte sie kein Auge für die Möwen, Segelboote und Fischrestaurants, die sie beim Herfahren bemerkt hatte. Zu viele Gedanken rasten ihr durch den Kopf. Im Prinzip hatte sie mehr herausgefunden, als sie eigentlich erhofft hatte. Und mit etwas Glück würde Greta nicht einmal bemerken, dass die Phantomzeichnung und die Passagierliste fehlten. Damit

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