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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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es, Leuten wehzutun.
    Er machte noch einen Schritt ins Zimmer. Seine tätowierten Arme bewegten sich wie losgelöst von seinem Körper, und seine massigen Schultern ließen keinen Platz für einen Hals.
    »Das ist weit genug«, warnte Tara ihn. Sie hatte Fitz losgelassen, der nach Luft ringend und mit blau angelaufenem Gesicht auf dem Massagetisch lag.
    Das Quietschen von Big Johnnys Flip-Flops auf den Bodenfliesen hörte auf. Er hob die Arme ein Stück, sodass sie sehen konnte, wie weit sich die Schweißringe unter den Ärmeln seines zeltartigen weißen T-Shirts ausgebreitet hatten. Dabei grinste er schief und zeigte kurz seine zu klein geratenen Zähne mit den doppelt so breiten Zahnfleischrändern.
    Tara hielt die Rasierklinge hoch, die sie sich aus der Damenumkleidekabine genommen hatte, und setzte sie an Fitz’ Kehle. Er gab ein hässliches Würgegeräusch von sich, als sie den ersten Schnitt machte. Ein winziges Rinnsal aus warmem Blut lief über den Stahl auf ihre Finger.
    Big Johnny starrte sie finster an. »Wenn du glaubst, dass du die Nummer hier mit PMS entschuldigen kannst, bist du schief gewickelt, Schätzchen.«
    »Mein kleiner Junge«, sagte Tara, ihre Stimme überlaut in der gespannten Stille. »Ich weiß, dass Imogen dahintersteckt, Imogen und Fitz, und ihr sollt wissen, dass ich vor nichts zurückschrecke, um ihn wiederzubekommen.«
    »Leg das blöde Ding weg, ehe du mich noch richtig sauer machst.«
    »Hol zuerst meinen Sohn.«
    »Du hast fünf Sekunden«, sagte Johnny.
    »Ich will Presley wiederhaben.«
    »Bevor du das hier angefangen hast, hast du auch nicht an dein Kind gedacht, oder? Ich zähle jetzt. Vier.«
    Tara sah ihn scharf an. »Was habe ich denn angefangen? Sie haben dir nicht erzählt, was in Marokko passiert ist, oder?«
    »Drei. Spiel nicht das Unschuldslamm, Süße. Du hast was, das nicht dir gehört, also ist es nur recht und billig, dass man dir auch was weggenommen hat, sozusagen als kleine Versicherung, damit du nicht auf noch mehr schlaue Ideen kommst. Besser ist das, auch für dich. Jetzt leg die Klinge weg. Schön ruhig und langsam … Zwei …« Johnny streckte die Hand aus.
    »Ich habe nichts weggenommen, noch nie. Das schwöre ich beim Leben meines Sohnes …«
    Fitz zappelte schwach.
    »Dein Wagen war voller Stoff«, sagte Big Johnny. »Marcus sollte ihn aus dem Klo bei der Tankstelle abholen, aber bei dem ganzen Bullenaufkommen wurde das Zeug stattdessen in deinem Auto deponiert, zur sicheren Aufbewahrung. Und damit du nicht auf dumme Gedanken kommst, haben sie deinen Jungen mitgenommen.«
    Tara schnappte nach Luft. »Aber die Polizei hat mein Auto beschlagnahmt!«
    Big Johnny machte einen Schritt auf sie zu. »Wenn du deine Klappe gehalten hättest, wäre das alles nicht passiert. Du willst deinen Jungen – dann sieh zu, dass du Fitz’ Stoff zurückholst. Das ist alles, was du zu tun brauchst. Eins.«
    Tara richtete sich auf und ließ die Rasierklinge fallen. »Okay, mein Auto steht auf dem Parkplatz der Wache. Ich hole es zurück. Aber ihr müsst mich Presley wenigstens vorher sehen lassen. Ich will zu meinem kleinen Jungen.« Sie fing an zu weinen.
    »Braves Mädchen«, sagte Big Johnny. »Jetzt komm zu Daddy.«

16
    Jo war nicht glücklich. Sie hatte Hassan gehen lassen und stand nun in ihrem Büro, wo sie versuchte, Tara auf dem Handy zu erreichen. Warum zum Teufel meldete sie sich nicht? Nachdem sie den Hörer aufgeknallt hatte, stöpselte sie den DVD -Player, den sie aus dem Vernehmungsraum »entliehen« hatte, in die Steckdose. Sie legte eines der Überwachungsvideos ein, schaltete den Fernseher an und drückte auf »Langsames Vorspulen«. Dann lehnte sie sich an die Schreibtischkante und blickte zwischen der Zeitangabe in der unteren rechten Ecke und dem Stapel Quittungen, den sie bei Hassan konfisziert hatte, hin und her. Er war gut acht Zentimeter dick, sodass es einige Minuten dauerte, bis sie alle Transaktionen, die zwischen 20.50 Uhr und 21.10 Uhr stattgefunden hatte, aussortiert hatte – fünfzehn insgesamt, zählte sie.
    Reger Betrieb an dem Abend , dachte sie.
    Sie setzte sich auf einen Drehstuhl, der vorher nicht da gewesen war, wie ihr auffiel, und ging, ein Auge nach wie vor auf den Bildschirm gerichtet, die Posten auf jedem Bon mit dem Finger durch, um zu sehen, ob jemand etwas Außergewöhnliches gekauft hatte. Einen, auf dem kein Benzin aufgeführt war, pickte sie gleich heraus. Es kam ihr merkwürdig vor, dass der Kunde nicht getankt, sondern

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