Rachespiel
wie die Mädchen überhaupt erst rekrutiert werden.«
»Wir könnten uns die Anzeigenleiter vornehmen; die Zei tungen verdienen schließlich indirekt an dem Geschäft mit.«
»Das müssten wir zuerst nachweisen, und dazu haben wir keine Zeit. Aishling?«
»Im Internet«, antwortete die junge Kollegin prompt.
Jo stand auf und schrieb es an die Tafel, mit einem seitlichen Pfeil daneben, der auf das Wort »Computer« wies. »Das bringt uns schon eher weiter.« Sie wandte sich an Dan. »Wir müssen die Computer des Triton beschlagnahmen.« Er nickte und ging hinaus. Zu dem Zweck brauchten sie einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss.
Lovett sah eingeschnappt aus, aber Jo konnte keine Rücksicht auf gekränkte Eitelkeiten nehmen. Sie zeichnete eine senkrechte Linie auf die Tafel, um eine zweite Spalte zu erhalten. »Ich bin also ein Zuhälter mit einer Schar exotischer Schönheiten, die ich im Internet aufgetan habe und hierher einfliegen lassen will. Wie kriege ich meine Mädchen ohne Arbeitsvisum ins Land?«
»Gar nicht«, sagte Aishling. »Sie gründen eine Scheinfirma, irgendetwas, das einen normalen, legalen Eindruck macht, verstehen Sie?«
»Fahren Sie fort«, bat Jo.
»Erinnern Sie sich an dieses Model in den Neunzigerjahren, Samantha Blandford Hutton?«, fragte Aishling.
»Hatte sie nicht einen Bruder, der ein berühmter Jockey war?«
»Genau, die meine ich. Also, sie wurde vom Model zur Edelnutte und machte irgendwann eine Reinigungsfirma auf, ließ sie ins Handelsregister eintragen, alles ganz nach Vorschrift. Dann trieb sie jede Menge Mädchen aus Brasilien auf, indem sie Anzeigen in den Zeitungen dort schaltete, und bekam die nötigen Arbeitsvisa abgestempelt. Sie brachte die Frauen herüber und nahm ihnen die Pässe ab, um sie dazu zu zwingen, anschaffen zu gehen. Als eines der Mädchen vermisst wurde, brachen ein paar der anderen ihr Schweigen, und so kam alles ans Licht. Eine Ausnahme allerdings.«
Jo dachte an die junge Philippinerin, die sie bei den Fitzmaurices gesehen hatte, und daran, dass Hassan gesagt hatte, der Fahrer des Hiace, der am Abend von Presleys Verschwinden die Tankstelle aufgesucht hatte, habe eine Spezial-Reinigungsfirma. Sie schrieb seinen Namen, mit einem Fragezeichen versehen, oben über die zweite Spalte. »Nach Auskunft des Finanzamts arbeitet Marcus Rankin für das Triton. Wir sollten den Namen seiner Reinigungsfirma herausfinden und ob er irgendwelche Angestellten hat. Falls ja, müssen wir deren Geschlecht, Alter und Natio nalität ermitteln.« Wieder zu Aishling: »Woher wissen Sie eigentlich so viel über zwielichtige Reinigungsunternehmen? Ich dachte, ihr Spezialgebiet wären Straßenprostituierte.«
»Samantha war früher meine Babysitterin. Wir wohnten nur ein paar Häuser auseinander. Ich könnte eine Doktorarbeit darüber schreiben, was in diesem Haus alles vor sich ging.«
Jo lachte. »Aber nur in Irland. Gut, wir müssen außerdem erkunden, ob das Triton ausländisches Personal für einfache Tätigkeiten, Kellnern oder Zimmerservice zum Beispiel, über eine eingetragene Firma angeworben hat«, fuhr sie fort und zog noch eine Linie für eine weitere Spalte über die Tafel. Darüber schrieb sie »Charles Fitzmaurice, Eigentümer des Triton.«
»Ich will über jeden Huster und Rülpser Bescheid wissen, den dieser Mann je von sich gegeben hat«, sagte sie. »Ich will wissen, ob er irgendwelche Vorstrafen hat, und wenn nicht, warum nicht. Falls er uns je angerufen hat, und sei es nur wegen einer Wegbeschreibung, will ich alle Einzelhei ten darüber. Nach der Pressekonferenz werde ich zum Triton fahren. Jede Kleinigkeit, die Sie mir für diese Vernehmung liefern, könnte die entscheidende Wende bringen.«
Sie listete die Namen der Fußballer in einer vierten Spalte auf. »Darüber hinaus möchte ich, dass Sie Kontakt mit Interpol, Europol und Scotland Yard aufnehmen und herausfinden, ob irgendetwas über einen oder mehrere dieser Männer bekannt ist, das mal die Alarmglocken schrillen ließ, egal ob nachgewiesen oder nicht.«
Aus dem Augenwinkel sah sie Foxy herbeieilen.
»Und zum Schluss, auch nicht unwichtig, können Sie bitte Hassan und seine Frau sowie Marcus Rankin noch einmal herbringen lassen? Vorläufig bitten wir diese Leute nur um ihre Mitarbeit. Ich will nicht, dass uns die Haftbefehle ausgehen, bevor ich Gelegenheit hatte, mit ihnen zu sprechen.«
Foxy hatte inzwischen ihr Büro erreicht und beugte sich keuchend vornüber, um zu Atem zu
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