Rachewahn: Thriller
Ansonsten habe ich nichts gemacht. Ehrenwort.“
„War sonst noch jemand in dem Büro?“ Albert sah auf die anderen Personen, die wie angewurzelt in der Eingangshalle standen. Sie alle schüttelten den Kopf.
„Gut. Wir müssen jetzt schnell handeln. Die anderen Gäste dürfen nicht erfahren, was hier passiert ist. Das würde eine Panik auslösen.“ Albert betrat das Büro und kniete sich vor Stefanie.
„Das wird aber kaum zu verhindern sein“, meinte Veronika, die völlig unter Schock stand und ihren Blick nicht von der Leiche abwenden konnte. „Dort draußen sind schließlich zweihundert Gäste. Die werden das erfahren. So oder so.“
„Wahrscheinlich hast du recht“, musste Albert nach einiger Überlegung zugeben. Dabei fiel sein Augenmerk auf den grässlichen Einstich in Stefanies Brust. Das Mordwerkzeug war allerdings nirgends zu sehen.
„Weiß … weiß Mark eigentlich schon Bescheid?“, hauchte Veronika.
Matthias hob die Schultern. „Ich glaube nicht. Zumindest habe ich ihn hier noch nicht gesehen. Aber er wird es sicherlich bald erfahren. Dort kommen nämlich schon die ersten Neugierigen.“ Er deutete in den Flur, aus dem einige Gäste herbeigeeilt kamen.
„Wir müssen diesen Raum absperren und dafür sorgen, dass niemand einen Blick auf die Leiche werfen kann. Sonst verlieren wir die Kontrolle über die Situation. Zudem könnten Spuren vernichtet werden.“ Albert erhob sich aus der knienden Position, schritt hinüber zu den beiden Fenstern und ließ die Rollladen herunter. „Zum Glück führen diese Fenster nicht zum Garten, sondern zur Straße hinaus. Wer weiß, wer die Leiche sonst schon alles entdeckt hätte. Das wäre nicht auszudenken gewesen.“
„Ich werde die Polizei alarmieren“, gab Veronika von sich. Sie betrat ebenfalls das Büro, schaltete das Deckenlicht ein und schritt im großen Bogen um die Leiche herum. Dann griff sie zum Telefon, das auf dem Schreibtisch stand, und wählte die Notrufnummer.
„Schließen Sie die Tür, Matthias“, befahl Albert dem jungen Mann, als er nach einiger Zeit wieder zu Stefanie trat. „Von außen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dafür sorgen könnten, dass niemand hereinkommt. Kriegen Sie das hin, bis die Polizei eintrifft?“
„Ja, das schaffe ich. Aber was ist denn nun mit Ihrem Sohn? Wer informiert ihn?“
„Wir warten noch ab, ehe wir ihn über die Ermordung in Kenntnis setzen. Sollte er es bereits vorher von jemandem erfahren, dann lassen Sie ihn herein.“
„Er sollte diese Tragödie nicht von irgendwem erfahren“, lenkte Veronika ein, die gerade ihren Notruf beendet hatte. „Diese Nachricht sollte er von uns erhalten. Das ist unsere Aufgabe.“
Matthias sah in den Flur. „Die Neugierigen werden jeden Augenblick einen Blick in das Zimmer werfen können. Entscheiden Sie sich. Schnell.“
Veronika trat wieder um den Schreibtisch herum und verließ das Zimmer. „Ich werde Mark suchen und es ihm sagen. Es ist meine Pflicht, das zu erledigen. Egal, wie schwer es mir fallen wird.“
„Ich werde Sie begleiten“, sagte Matthias. „Geht das in Ordnung, Herr Hortmann?“
Albert nickte. „Einverstanden. Ich passe hier selbst auf, indem ich mich von außen vor die Tür stelle. Die Polizei wird hoffentlich schnell herkommen.“ Er raufte sich die Haare und begutachtete ein letztes Mal den Leichnam. „Verdammt, welcher Psychopath macht so etwas nur? Ausgerechnet am Hochzeitstag? Das ist nicht auszuhalten! Es war alles so perfekt! Ich hatte alles so toll geplant!“
11
Samstag, 8. Juni 2013
„Und was soll jetzt geschehen? Bleiben wir einfach hier an Ort und Stelle stehen?“ Der Busfahrer sah Anna fragend an. In seinem Ton lag Verachtung. „Haben Sie überhaupt einen Plan? Haben Sie nachgedacht, bevor Sie diesen Bus mit Ihrem Sprengstoff und Ihrer Pistole betreten haben?“
„Wie heißen Sie?“, wollte die Geiselnehmerin wissen.
„Wie bitte?“
„Ich möchte wissen, wie Ihr Name ist. Schließlich werden wir hier einige Zeit zusammen verbringen. Und ich kann nicht von der Hand weisen, dass Sie die wichtigste Person in diesem Bus sind. Mit Ihnen steht und fällt das ganze Unterfangen. Ich hoffe, Sie sind sich über diese besondere Position bewusst. Falls nicht, dann sollten Sie mal anfangen, darüber nachzudenken.“
Der Mann zögerte. Er sah Anna skeptisch an. Nach einigen Sekunden antwortete er: „Mein Name ist Volker Graustein.“
„Wie alt sind Sie, Volker?“
„Ich bin 50 Jahre alt.“
„Wohnen Sie
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