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Rachewahn: Thriller

Rachewahn: Thriller

Titel: Rachewahn: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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hier in Göttingen?“
    „Ja.“
    „Wo genau?“
    „Das werde ich Ihnen garantiert nicht auf die Nase binden. Ich schätze, Sie verstehen das.“
    „Haben Sie etwa Angst, dass ich Ihnen nach dieser ganzen Sache einen Besuch abstatten könnte?“
    „Nein, denn nach dieser Sache werden Sie ganz sicher im Gefängnis schmoren. Aber es könnte sein, dass Sie jetzt auf die Idee kommen, mich zu meiner Unterkunft fahren zu lassen, um dort etwas Dummes anzustellen. Und da mache ich nicht mit.“
    „Sind Sie verheiratet?“ Anna hatte den Ehering an seinem Finger zwar schon beim Einsteigen bemerkt, doch sie wollte herausfinden, ob er sie bei einer solch persönlichen Frage anlog oder die Wahrheit sprach.
    Immerhin kann es nicht schaden, genau zu wissen, mit welchem Typus von Mensch man es zu tun hat. In diesem konkreten Fall ist das sogar entscheidend für den weiteren Verlauf des Tages.
    „Ja, ich bin verheiratet. Zum zweiten Mal.“
    „Wie lange schon?“
    Volker stöhnte: „Hören Sie zu. Ich habe generell nichts gegen einen kleinen Plausch einzuwenden. Aber diese Situation ist grotesk. Sie bedrohen die Fahrgäste und mich. Daher wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie diesen Smalltalk auf Kumpelebene lassen könnten, okay?“
    „Ich verstehe genau, was Sie meinen. Aber fragen Sie sich mal selbst, was Ihnen lieber ist: Eine Geiselnehmerin, die hysterisch herumschreit und Befehle gibt, oder eine Geiselnehmerin, die in der Lage ist, gepflegte Konversation zu betreiben? Bedenken Sie dabei die Dauer, die wir hier gemeinsam verbringen werden. Die Atmosphäre dürfte noch früh genug kippen.“
    Während Anna die übrigen Passagiere musterte, ließ Volker fassungslos den Kopf hängen. „Sie drücken sich einigermaßen gebildet aus und scheinen allgemein recht gefasst zu sein. Wieso veranstalten Sie also diesen Mist? Was soll das werden?“
    „Darüber brauchen Sie sich nicht Ihren Kopf zu zerbrechen. Sie bleiben einfach sitzen und bewegen den Bus erst dann von der Stelle, wenn ich es Ihnen sage. Sollten Sie dann allerdings nicht kooperieren, können Sie sich sicherlich denken, was passieren wird.“ Mit dem Kopf deutete Anna auf den Verwundeten, der mittlerweile die Augen geschlossen und sich zurückgelehnt hatte. Seine Frau kümmerte sich weiterhin so gut es ging um ihn.
    „Sie wollten den Mann erschießen, nicht wahr?“, fragte Volker in Annas Richtung.
    „Nein. Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass Sie mir diese Frage stellen. Ihnen sollte aufgrund meiner Fassung klar sein, dass ich genau dorthin geschossen habe, wo die Kugel den Mann treffen sollte. Hätte ich ihn töten wollen, dann wäre er jetzt tot. Ich bin eine sichere Schützin. Das können Sie mir glauben. Im Notfall beweise ich es Ihnen aber auch.“
    „Kann ich daraus schließen, dass Sie so etwas wie diese Geiselnahme schon einmal gemacht haben? Besitzen Sie Erfahrung in solchen Dingen?“
    „Das kann man so sagen.“
    „Schöne Scheiße.“ Volker wischte sich über seine Stirn. Ein leichter Schweißfilm hatte sich auf dieser gebildet. „Geht es hier um Geld? Wollen Sie einen Haufen Kohle für die Passagiere erpressen? Oder hat Ihnen die Buslinie etwas getan? Wurden Sie mal von einem Fahrzeug angefahren und wollen nun Schadensersatz?“
    „Ich muss schon sagen, dass Sie über reichlich Fantasie verfügen. Das hätte ich einem Busfahrer gar nicht zugetraut. Aber ich muss Sie enttäuschen. Über meine Motive und Ziele werde ich nicht mit Ihnen sprechen. Erstens könnten Sie sie sowieso nicht nachvollziehen. Zweitens spielen sie keine Rolle. Noch nicht.“
    „Sie wollen also in aller Ruhe hier mit uns im Bus bleiben und abwarten?“
    „Nicht ganz. Ich werde gleich einen Anruf tätigen. Dann sehen wir weiter. Ein wenig Abwechslung tut uns bestimmt ganz gut.“
    „Wen wollen Sie anrufen?“
    „Die Bullen natürlich.“

12
    Ein Tag zuvor
    „Wo steckt Mark nur? Ich begreife das nicht. Er muss doch irgendwo hier sein.“ Veronika stand ratlos auf der Terrasse ihrer Villa und ließ den Blick über die Gäste wandern. Matthias befand sich mit seiner Freundin Valerie neben ihr und hob die Schultern. „Ich weiß auch nicht, wo er sich aufhalten könnte. Hier im Garten scheint er jedenfalls nicht zu sein. Sonst hätten wir ihn bestimmt schon entdeckt. Auch die Leute, die ich bisher gefragt habe, konnten mir nicht helfen. Niemand hat ihn seit längerer Zeit gesehen.“
    „Vielleicht hält er sich im Haus auf“, mutmaßte Valerie. „Dort haben wir noch

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