Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt
schöne Summe aus im Jahr mit Versicherung und so. Wir haben die Angaben auf der Metallplatte überprüft, die Telefonnummer war die vom Handy der Toten, das wir nicht gefunden haben. Aber sie war nicht als Besitzerin des Hundes eingetragen.«
»Boutrup?«
»Ganz genau«, sagte der Kollege und klang fast erleichtert. »Ein Peter Boutrup, gemeldet im Staatsgefängnis in Horsens, hat in den vergangenen vier Jahren die Hundesteuer bezahlt.«
»Und welche Rasse ist der Hund?«
»Ein Schäferhund, ein Rüde. Sein Name ist Kaj.«
Wagner beendete das Gespräch und ging, ohne zu zögern, zu seinem Vorgesetzten. Im Hinterkopf klang Lena Lunds Vorwurf nach: Sie beschützen sie. Sie lassen sich von ihr blenden und täuschen.
»Verdammt, Svendsen«, murmelte er, während er den Gang hinunterlief, um zu Hartvigsens Büro zu gelangen. Dabei fragte er sich, ob er jemals für das, was er glaubte, was geschehen war, eine zufriedenstellende Antwort bekommen würde. »Was hast du nur wieder angestellt?«
Im Laufe der darauffolgenden, sehr kurzen Unterredung stellte er den Antrag auf einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss für Dicte Svendsens Haus.
KAPITEL 68
»Er muss hier weg. Jetzt, sofort.«
Bo wühlte in seiner Jacke, die auf dem Haken in der Garderobe hing. Kurz darauf zog er die Hand wieder heraus, an der ein Schlüssel baumelte. Dicte kannte diesen Schlüssel, und sie hatte ihn all die Jahre lang gehasst. War jetzt der Tag gekommen, an dem sie gezwungen war, ihn zu lieben?
Sie versuchte, sein Hilfsangebot abzuwenden: »Du gehst ein sehr großes Risiko ein. Wir können doch einen anderen Unterschlupf für ihn finden.«
Er nahm ihre Hand, drückte den Schlüssel in ihre Handfläche und schloss ihre Finger darum.
»Hör auf mit dem Quatsch. Die können jederzeit vor der Tür stehen mit ihrem Beschluss und das Haus durchsuchen.«
Der Schlüssel schnitt sich in ihre Haut, als sie die Hand zur Faust ballte. Es war der Schlüssel zu Bos Wohnung in der Stadtmitte, die er zur Hälfte als Fotoatelier nutzte. Er hatte von Anfang an darauf bestanden, sie zu behalten, und dies auch all die Jahre durchgezogen, seit sie zusammenlebten. Meistens verwendete er es als seinen Arbeitsplatz als freiberuflicher Fotograf, in Zeiten, wenn die Auftragslage für die
Avisen
schlecht aussah. Aber es war auch der Ort, an den er sich zurückzog, wenn es in ihrer Beziehung kriselte und die Worte zu messerscharfen Waffen wurden. Eine Einzimmerwohnung, die er sich zum Großteil aus den vielen Preisgeldern finanziert hatte, die er national und international für seine Fotos erhalten hatte, zuzüglich zu dem Ertrag aus dem Verkauf seines Hauses nach der Scheidung.
»Jetzt komm schon. Alles muss hier weg. Seine Sachen, seinHund. Keine Spur von ihm darf hier zu finden sein. Du fährst ihn hin, ich wisch zur Sicherheit alles ab.«
»Abwischen?«
Das Ganze entwickelte sich langsam zu einer Farce.
»Die Fingerabdrücke. Man kann nie wissen, worauf die so kommen.«
Sie sah ihn lange an, war sich des Geschenks bewusst, das er ihr machte. Würde sie bis in alle Ewigkeit dafür bezahlen müssen? Sie war nicht in der Lage, diese Frage zu formulieren, dafür aber konnte sie die Antwort in seinen Augen und seiner Körperhaltung lesen, die betont nonchalant war. Er erwartete keine Wiedergutmachung. Er wusste genau, dass sie auch nach dieser Episode die Wohnung weiterhin hassen würde. Er entschuldigte sich damit vielmehr für London und vielleicht auch für etwas anderes, worüber sie lieber nichts erfahren wollte. Aber er versprach wenigstens nicht, dass er sich ändern würde, denn was hätte das für einen Sinn?
Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange.
»Danke.«
Die Zunge des Hundes hing ihm aus dem Maul, er japste, als hätte er seit Stunden nichts zu trinken bekommen. Zwischendurch winselte er, während sie sich im Feierabendverkehr durch die Stadt schoben. Kajs Unruhe schien sich auf den Mann im Beifahrersitz zu übertragen, der ständig hin und her rutschte. Und auch sie blieb nicht unberührt, sondern behandelte die Kupplung von Bos Auto schlecht.
»Es ist nur eine Frage der Zeit«, sagte Peter B und streckte einen Arm nach hinten, um den Hund am Kopf zu streicheln. »Ich kann nicht verstehen, dass ihr darauf Bock habt.«
Verschlossen und ablehnend war er in der gesamten Zeit seines abrupten Auszugs aus Dictes Haus gewesen. Man hätte glauben können, er versuche mit seiner aufgesetzten Langsamkeit absichtlich seine Flucht zu
Weitere Kostenlose Bücher