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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nicht. In der Politik hat alles Bedeutung, von der Haarfarbe bis zur Gesinnung.«
    »Und finden Sie es moralisch vertretbar, diese Mechanismen zu seinen eigenen Gunsten auszunutzen?«
    Francesca Olsen zuckte mit den Schultern, aber sie hätte genauso gut antworten können, dass die politischen Spielregeln so sind, und das stimmte ja auch, dachte Dicte. Jeder hätte den Rückenwind für seinen eigenen Erfolg genutzt.
    »Aber können wir diese Sache jetzt bitte fallen lassen?«
    In ihrer Stimme war Irritation zu hören. Dicte hörte deutlich die Weigerung, die in der Frage verpackt war, und sah ein, dass sie hier jetzt nicht weiterkommen würde.
    »Bei Ihnen ist also eingebrochen worden, Ihr Auto wurde gestohlen und später in die Luft gesprengt. Das alles nur etwa eine Woche nach der Bekanntmachung, dass Sie die Kandidatin Ihrer Partei für den Bürgermeisterposten sind. Und nur vier Wochen nach den Ereignissen in Hasle. Haben Sie selbst eine Idee, wer dahinterstecken könnte?«
    Francesca Olsen saß einen Augenblick reglos da. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Politische Feinde? Private Gründe?«, hakte Dicte nach. »Ist Ihnen der Gedanke gekommen, dass Sie eigentlich in dem Wagen hätten sitzen sollen, als die Bombe detonierte?«
    »Nein, nein.« Die Antwort kam sehr schnell. »Das kann nicht sein.«
    »Warum nicht?«
    Dicte war sich hinterher nicht mehr sicher, ob es Tränen gewesen waren, die sie in den Augen der anderen gesehen hatte.
    »Die Erklärung wäre doch zu einfach, oder?«

KAPITEL 11
    »Kalt!«
    Die Stimme kam aus dem Nichts. Er öffnete die Augen und lauschte, aber da waren nur der Wind und die Vögel, die sich mittlerweile an ihn gewöhnt hatten.
    Er drehte sich auf die andere Seite, kroch noch tiefer in den Schlafsack und schlief weiter.
    »Kalt!«
    Das konnte nicht sein. Nicht hier. Nicht so schnell.
    Er setzte sich auf und lauschte erneut. In unmittelbarer Nähe hörte er das Knacken eines Astes und das Fiepen eines Hundes.
    Er öffnete den Reißverschluss des Zeltes und steckte den Kopf durch die Öffnung, wusste aber genau, was ihn da draußen erwartete und dass die Ruhe ab jetzt vorbei war.
    »My?«
    Der Hund zog sie an gespannter Leine hinter sich her, als wäre er der Besitzer.
    My trug eine Strickmütze auf dem Kopf, ihre mausgrauen Haare flatterten darunter im Wind. Der Anorak sah aus wie aus einem Second-Hand-Army-Shop und war mindestens fünf Nummern zu groß für den schmächtigen Körper. Ihr linkes Bein zuckte wie immer, wenn sie lief, und ihr Mund formte Wörter, von denen die wenigsten jemals zu hören waren. Einige aber drangen über die Lippen und bezeugten, dass sie an diesem Morgen beschlossen hatte, jemanden ordentlich auszuschimpfen:
    »Verdammt komisch … Kacke, Pisse … Bekloppter Busfahrer, meint, er ist sonst wer … Dumme Fragen … Kalt!«
    Das Letzte war keine Neuigkeit. My fror immer. Wenn es ihr nicht gerade so warm war, dass sie sich alle Kleider vom Leib riss, ohne darauf zu achten, wer in ihrer Nähe war.
    »Was zum Teufel tust du hier?«
    Er stolperte aus dem Zelt und wäre fast auf dem Gras ausgerutscht, das ganz glatt vom Morgentau war.
    »Wie hast du mich gefunden?«
    Das war total absurd. Er konnte sich vor allen verbergen, er kannte alle Tricks und wusste, wie man seine Spuren verwischte und lebte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Alle Spürhunde hatte er abgehängt: seine Feinde, die Polizei, die Behörden, aber er hatte My und Kaj nicht auf der Rechnung gehabt. Damit war sein Robinson-Crusoe-Traum vorerst gestorben.
    Er streichelte den Schäferhund am Kopf. Dann umarmte er den Militäranorak mit My darin.
    »Du bist verrückt, Mädchen. Was willst du hier? Du frierst dich doch tot?«
    Sie entspannte sich nicht in seinen Armen, weil sich My niemals entspannte. Sogar wenn sie schlief, zitterten ihre Augenbrauen, und man konnte förmlich den Film sehen, der auf ihrem inneren Augenlid lief, in dem sich Gut und Böse eine unerbittliche Jagd lieferten.
    Sie wand sich aus seiner Umarmung.
    »Cato«, sagte sie und formte ein paar weitere, lautlose Worte.
    »Was ist mit ihm?«
    Sie sah ihn an, in ihren Augen war Angst. Er hasste es, wenn sie Angst hatte. Er hasste es, dass er sie gefunden hatte.
    »Weg«, stieß My hervor und sah wütend aus. »Mitten in der Nacht. Zigaretten holen.«
    Das Letztere war natürlich als Witz gemeint, und sie verzog das Gesicht dabei.
    »Und?«
    Cato war schon länger weg, in vielerlei Hinsicht. Er hatte sich bis unter die Haarspitzen

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