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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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als Säugling weggegeben hatte.
    Bo streckte seine Hand aus und griff nach ihrer.
    »Wie ich schon sagte, eines ist jetzt wichtiger denn je: Du musst ihn finden, unbedingt.«
    Sie dachte an das Foto, das ab jetzt allen zur Verfügung stand. Es war keine gute Aufnahme, aber man konnte sein kantiges Gesicht, die hohen Wangenknochen und das schulterlange, fast weiße Haar erkennen. Bo hatte recht. Auch wenn der eigene Sohn das größte Verbrechen begangen hatte, würde man immer den Wunsch haben, seine Version der Geschichte zu hören. Und das traf offensichtlich auch zu, wenn dieser Sohn als Babyzur Adoption freigegeben wurde und schon längst die dreißig überschritten hatte. Sie hatte keine große Lust, Peter Boutrups Geschichte zu hören, wenn sie tatsächlich von Vergewaltigung und Mord handelte, zusätzlich zu der Tat, für die er im Gefängnis gesessen hatte. Aber sie musste das tun. Sie hatte auch keine Lust auf eine Konfrontation mit ihm. Sie wollte ihm nicht gegenübersitzen und als schlechte und unzuverlässige Mutter beschimpft werden, die ihr Kind im Stich gelassen hat. Sie wollte nicht in den Sumpf seines erbärmlichen Lebens gezogen werden und seiner Hartherzigkeit und seinem eiskalten Blick ausgesetzt sein. Aber sie musste das tun. Sie musste ihn unbedingt finden.
    Sie legte ihr Sandwich auf Bos Teller und stand auf.
    »Gehst du?«
    Sie griff nach ihrer Jacke, warf sich die Tasche über die Schulter und nickte.
    »Bon appetit.«
     
    Zurück in der Redaktion druckte sie Boutrups Foto aus und schrieb mithilfe der Angaben auf der Homepage der Polizei, so kurz und knapp es ging, ein paar Notizen über die Person des Gesuchten auf.
    Davidsen kam näher und sah ihr über die Schulter.
    »Also, so sieht dieser Penner aus. Wie doof kann man eigentlich sein? Kaum aus dem Knast raus und gleich das nächste Ding gedreht. Hat man so was schon mal gehört?«
    Eine sarkastische, verletzende Antwort lag ihr auf der Zunge, aber Dicte schluckte sie hinunter.
    »Schon komisch, man kann es ihm nicht ansehen!«
    Cecilies Neugier hatte sie einmal quer durch den Raum zu Dictes Schreibtisch getrieben.
    »Was ansehen?«, fragte Dicte.
    »Na, dass er pervers ist«, erklärte Cecilie, »und Spaß daran hat, eine wehrlose Frau zu vergewaltigen und sie hinterher auch noch zu töten. Das ist doch wohl pervers!«
    Dicte las ein letztes Mal ihren Artikel durch, drückte dann auf »Senden«, und steckte das Foto in ihre Tasche. Dann setzte sie sich ins Auto und machte sich auf den Weg nach Ry.

KAPITEL 29
    »Weißt du eigentlich, dass nach dir gefahndet wird?«
    Eine Hand streckte sich durch den Türspalt, packte ihn am Kragen und zog ihn in die Wohnung. My und Kaj folgten ungefragt nach.
    »Was soll das heißen, gefahndet?«
    Als gäbe es nicht schon genug Leute, die ihn suchten. Sollten sich die Bullen da jetzt auch noch einmischen?
    Die Hand ließ ihn los und legte sich auf seinen Arm. Lange, scharfe und knallrote Nägel bohrten sich durch die Jacke, und Lulus Körper presste sich gegen seinen. Sie hatte sich eine lange Strickjacke übergeworfen, aber er wusste genau, dass sie darunter ihre Arbeitskleidung trug: Korsage, Stringtanga, Strapse und halterlose Strumpfhosen. In der Regel in derselben Farbe wie ihr leuchtend roter Lippenstift.
    »Habe ich vor kurzem im Radio gehört. Die verdächtigen dich wegen Vergewaltigung und Mord. An dieser Toten da in der Stadt.«
    »Adda«, sagte My und tanzte auf einem Bein. »Das stimmt nicht. Hat keine Richtigkeit. Voll falscher Dampfer. Er tötet keine.«
    »Nee, klar …« Lulu sah dennoch skeptisch aus. »Das habe ich ja auch gar nicht gesagt. Die Bullen sagen das. Die Presse.«
    My verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse: »Presse. Pisspresse. Bekloppte Idioten. Können nicht bis zehn zählen oder richtig buchstabieren … KAMEL zum Beispiel …«
    »Kamel? Warum denn ausgerechnet Kamel?«, fragte Lulu, ohne auf eine Antwort zu warten und offensichtlich mit Mys Sprachlabyrinthen vertraut. »Ich habe gleich einen Kunden, ihrmüsst noch einen Augenblick warten. Aber in der Zwischenzeit: Im Badezimmer findest du allerlei Kram. Wenn ich du wäre, würde ich zusehen, ein bisschen Haare und Bart loszuwerden.«
    Sie legte den Kopf auf die Seite und musterte ihn kritisch.
    »Oder vielleicht nur eins von beiden. Die Haare, würde ich sagen.«
    »Kamel. Karamell. Camel«, sagte My auf und war so bei Catos Lieblingszigarettenmarke gelandet. Auf diese Weise hatte alles eine mystische Bedeutung, was aus

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