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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Sie werdenkeine Beweise finden. Ich war das nicht. Ich bin nicht der, nach dem Sie suchen.«
    Ihre Blicke trafen sich, und Wagner musste sich eingestehen, dass er soeben die zweite Lüge des Tages aufgetischt bekommen hatte, ohne irgendetwas dagegen ausrichten zu können.

KAPITEL 34
    Sein Gesicht war überall zu sehen, im Fernsehen, in den Zeitungen und Zeitschriften. Man konnte ihm nicht entkommen. Seine Augen – und dieser intensive Blick, der ihrem so glich – starrten sie von allen Seiten an und erinnerten sie an die wenigen Gespräche, die sie von Angesicht zu Angesicht gehabt hatten. Sie erinnerten sie an die kurzen Momente, in denen sich sein innerer Vorhang ein Stück gelüftet und sie die Hoffnung gehabt hatte, zu ihm durchzudringen. Um dann nur wieder erneut abgewiesen zu werden.
    Dicte parkte ihren Fiat und ging auf das Gebäude zu, in dem sich eine Holzhandlung befand. Wenigstens war sie in der Lage, die ganze Geschichte beiseitezuschieben, indem sie etwas unternahm. Sie war immer gut darin gewesen, Taten sprechen zu lassen. Ihre Taten waren zwar nicht immer sachdienlich, aber lieber so, als in einer Starre gefangen zu sein, in der sich nichts mehr bewegte, nicht einmal in die falsche Richtung.
    In der Auffahrt stand ein Lieferwagen mit der Aufschrift »Grenå Holzhandlung« in schwarzen Buchstaben auf weißem Grund. Die Holzhandlung bestand aus einem Wohngebäude, einer Halle und einer Garage. Die Halle schien menschenleer zu sein, dafür war sie voller Stapel von Holz, Spanplatten, Latten und Brettern, die den Raum mit dem Geruch von Wald erfüllten. Obwohl sie niemanden sah, betrat sie die Halle und bemerkte gleich, dass es im Schatten wesentlich kühler war als draußen in der Sonne. Auf Zehenspitzen schlich sie durch das Warenlager und sah sich suchend um, als plötzlich der ohrenbetäubendeLärm einer Motorsäge durch den Raum dröhnte. Er kam aus dem hintersten Teil der Halle, wo ein Mann mit einem Visier vor dem Gesicht Holzbretter zerteilte, dass die Späne nur so flogen. Das Sägemehl fiel neben seinen Füßen zu Boden wie frischgefallener Schnee.
    Er sah auf, als er nach einem neuen Stück Holz greifen wollte, und entdeckte sie. Er schaltete die Säge aus und klappte das Visier hoch.
    »Ja, bitte? Suchen Sie jemanden?«
    Sie stellte sich vor und zeigte ihm das Foto.
    »Ist das nicht dieser Mörder, nach dem sie fahnden? Sind Sie von der Polizei?«
    »Ich bin Journalistin. Und ich habe gehört, dass er früher in der Nähe von Grenå gewohnt und als Zimmerer gearbeitet haben soll.«
    Der Mann betrachtete das Foto eingehend, dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich kenne ihn nicht. Aber ich wohne auch noch nicht so lange hier. Sie sollten den Meister fragen, aber der ist unterwegs.«
    »Wann kommt er denn zurück?«
    »Ich rechne gegen Mittag mit ihm. Aber glauben Sie nicht, dass er mal was gesagt hätte, wenn er ihn kennt? Wir haben ihn ja alle im Fernsehen gesehen?«
    »Wo könnte ich noch fragen? Für wen kann er noch gearbeitet haben?«
    Der Mann griff nach einem Stück Holz und legte es auf seinen Sägebock. Dann schaltete er die Motorsäge wieder ein und rief ihr durch den Lärm zu:
    »Das kann ich nicht sagen. Für eine kleinere Firma vielleicht. Oder selbständig. Das tun viele, wenn sie fertiggelernt haben. Dann hat man keine Lust mehr, für andere zu arbeiten, und die Zeiten waren ja günstig dafür. Sind es immer noch.«
    Bevor sie von zu Hause losgefahren war, hatte sie mithilfe des Branchenverzeichnisses eine Liste möglicher Arbeitgeber zusammengestellt.Als sie wieder im Wagen saß, überflog sie die Namen und tippte die zweite Adresse ins Navi: Vagn’s Schreiner- und Handwerkerbedarf in Gjerrild. Sie fuhr den Mellemstrupvej entlang, vorbei an einem Reiterhof und durch eine Stadt mit Namen Veggerslev. Drei Kilometer vor Gjerrild passierte sie ein Wäldchen, das den Ort umgab. Das Nonnenkloster Maria Hjerte stand gleich am Ortseingang, unmittelbar hinter dem Schild »Willkommen in Gjerrild«. Dahinter wand sich die Stadt wie eine lange Schlange zwischen der Kirche und dem Ortsausgang, an dem sich ein Supermarkt befand. Sie folgte den Anweisungen der freundlichen Frauenstimme ihres Navigationsgeräts, bis ihr mitgeteilt wurde, dass sie ihr Ziel auf der rechten Seite erreicht habe. Das Problem war nur, dass sich auf der rechten Seite ein endloser Acker erstreckte. Vagn’s Handwerkerbedarf existierte offensichtlich nicht mehr oder war umgezogen.
    Sie entschied sich für einen dritten

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