Rachsucht
nachweisen.«
Jetzt hatte ich sein Interesse geweckt. »Wie?«
»Wenn Sie Ihr Wort halten und Jesse in Zukunft tatsächlich in Ruhe lassen, erzähle ich es Ihnen.«
Er blinzelte. »Ja, ja. Geht in Ordnung.«
»Nur damit wir uns nicht missverstehen: Ich habe das Video auf einem Computer gesehen, aufgezeichnet und per E-Mail an mehrere Personen versandt. Leute bei der Marine, der CIA …«
»Das haben Sie nicht.«
Hatte ich nicht, aber das brauchte ich Van Heusen ja nicht auf die Nase zu binden.
»Und vergessen Sie nicht, dass ich das Material jederzeit weiterverschicken kann. Zum Beispiel an einen gewissen Ed Eugene Boggs.«
Ich lächelte wissend. Er biss sich auf die Lippen.
»Yippie Yippie Yeah, Van Heusen.«
Dann schnitt ich ihn los.
29. Kapitel
Nachdem Van Heusen sich wieder anständig angezogen und seine Krawatte zurechtgerückt hatte, verschwand er blitzartig. Ich ließ mich erschöpft aufs Sofa fallen und überlegte, welche Aktionen ich mir geleistet hatte, die mich in nächster Zeit teuer zu stehen kommen konnten.
Die Liste war lang. Mein Einbruch in das Mako-Computersystem. Meine Expedition in Kenny Rudenskis Haus, bei der ich über seine finsteren Geheimnisse gestolpert war. Nicht zu vergessen Mari Diamond, die sich geschworen hatte, mich zu ruinieren. Und ein Dobermann, der vielleicht im Augenblick mit meinem Schuh im Maul durch die Straßen von Santa Barbara trottete und nach dem Fuß dazu suchte. Jax und Tim? Keine Ahnung, wie die beiden ins Bild passten. Auf jeden Fall stolperte ich ständig über sie.
Leider war das noch nicht alles. Das Lämpchen an meinem Anrufbeantworter blinkte. Adam hatte zwei Mal angerufen.
»Evan, es ist dringend. Ich brauche – ruf mich bitte zurück. Ich versuch es auf deinem Handy.«
Mein Akku war wieder einmal leer, aber ich steckte das Mobiltelefon am Ladegerät an und hörte meine Nachrichten ab. Adams Botschaft klang höchst beunruhigend.
»Evan, ich würde dich nie um so etwas bitten, aber es ist ein echter Notfall. Du musst mir Geld leihen. Bitte melde dich sofort, wenn du die Nachricht hörst.«
Was zum Teufel war los? Ich rief ihn zurück, aber er meldete sich weder zu Hause noch im Büro. Im Labor erwischte ich einen seiner Kollegen.
»Wissen Sie, was mit Adam los ist?«, fragte der. »Er war vorhin hier und wollte sich Geld leihen.«
Als ich auflegte, spürte ich das Blut in meinen Schläfen pochen.
Ich rief Jesse an. Seine Stimme klang schmerzlich kühl, aber damit musste ich im Augenblick leben.
»Hast du Adam in den letzten Stunden gesehen?«, fragte ich.
»Nein. Was ist los?«
»Ich glaube, I-Heist hat ihn im Visier.«
Ich erzählte ihm von den Autopsiefotos und den Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter.
»Verdammt«, sagte er. »Ich fahre zu seinem Haus.«
»Wir treffen uns da.«
Es war bereits dunkel, als ich bei Adam ankam. Sein Pick-up stand nicht in der Einfahrt, er öffnete nicht, und die Türen waren abgesperrt. Ich umrundete das Haus und versuchte es an der Terrassentür. Die Vorhänge waren offen, das Wohnzimmer lag verlassen. Ich wanderte von Fenster zu Fenster, stellte mich auf Zehenspitzen und spähte in verschiedene Zimmer. Als ich eine Autotür zufallen hörte, lief ich wieder nach vorne. Jesse rollte die Einfahrt herauf. Im Licht der Straßenlampe wirkte sein Gesicht sehr ernst.
»Das Haus ist abgeschlossen«, sagte ich. »Keine Spur von Adam.«
»Der Ersatzschlüssel liegt unter dem Blumenkasten am Küchenfenster.«
Ich holte den Schlüssel und sperrte auf. Wir gingen ins
Haus und suchten nach Adam. Er war nicht da, aber auf der Küchentheke entdeckten wir einen noch halbvollen Teller mit Suppe. Das Telefon steckte in seiner Halterung.
Das Lämpchen am Anrufbeantworter leuchtete. Ich drückte auf Play.
»Dr. Sandoval, wir kennen uns nicht, aber ich weiß, dass Sie im Augenblick brutal unter Druck gesetzt werden. Ich möchte Ihnen nur sagen, dass ich das nicht mehr mit …«
»Wer ist da?«
Mir sträubten sich die Nackenhaare. Cherry Lopez. Ich hörte weiter die Aufzeichnung ab und rief nach Jesse.
»Sie wollen ihn sich vorknöpfen? Da sind Sie nicht der Einzige. Was ist Ihnen das wert?«, sagte Lopez gerade, als er in die Küche kam.
Es folgte eine lange Pause. Dann sprach Adam. Er schien zu wissen, dass er sich auf dünnes Eis wagte.
»Sagen Sie mir, was Sie wollen. Was muss ich tun? Wollen Sie Geld?«
»Fünftausend.«
»Dollar?«
»In bar.«
Er atmete schwer ins Telefon. »Meine Bank öffnet morgen
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