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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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größte Sorge momentan ist Adam. Du hast sein Gesicht gesehen, als wir aus dem Polizeihauptquartier kamen.«
    »Als ob ihm die Schuldgefühle endgültig den Rest gegeben hätten«, sagte ich.
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Für ihn war mein Schicksal schon immer schwer zu ertragen. Jetzt wird es noch viel schlimmer werden.«
    Ich streichelte ihm langsam über den Arm.
    »Die halbe Zeit findet er es furchtbar, dass ich für den Rest meines Lebens ein Krüppel sein werde. Den Rest der Zeit wünscht er sich, ich wäre Isaac.« Jesse blickte in den Abgrund. »Na gut, ich kann nicht laufen, aber ich bin noch da.
Isaac nicht. Und ich kann Adam nur zustimmen. Ich bin unglaublich froh, dass ich noch am Leben bin. Aber wie könnte ich ihm das sagen?«
    Darauf hatte ich auch keine Antwort.
    »Halt bitte einfach die Ohren offen. Mit mir wird er nicht sprechen, aber vielleicht redet er mit dir.«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen.«
    »Evan, er liebt dich wie eine Schwester. Wusstest du das nicht? Weil du mich liebst. Du machst mich glücklich, und das wird er dir nie vergessen.«
    »Ach, Jesse.«
    Er strich mir übers Gesicht. »Das ist die reine Wahrheit.«
    Er hob den Arm und wischte sich die Augen am Ärmel seines T-Shirts ab.
    »Können wir das Gespräch vielleicht im Auto fortsetzen?«, fragte ich.
    »Zu viele Emotionen für einen Tag? Gut, einverstanden.«
    Als er die Bremsen löste, hielt ich automatisch die Hand vor seinen Rollstuhl. Er warf mir einen gequälten Blick zu.
    »Willst du dich vor die Räder werfen, falls ich mich in den Abgrund stürze?«
    »So ungefähr.«
    Er wendete abrupt. »Keine Sorge. Einmal reicht.«
    Als er die asphaltierte Fahrbahn erreicht hatte, war mir wohler zumute. Bis er sich mitten auf die Straße stellte.
    »Was soll denn das?«, fragte ich.
    Er blickte sich nach beiden Richtungen um. »Was siehst du?«
    »Dich, mitten auf der Straße. Falls ein Auto kommt, bist du geliefert.«
    »Genau.«

    Bergab verschwand die Straße hinter dem Hang. Bäume und Gebüsch verdeckten die Serpentinen bis zum Eingang des Canyons. Ich dachte an den Unfall, an Jesse und Isaac, die nach der Arbeit zu einer Trainingsfahrt über einsame Bergstraßen aufgebrochen waren.
    »Brand hat euch gejagt«, sagte ich.
    »Richtig. Aber woher wusste er, wo wir zu finden waren?«

11. Kapitel
    »Ich kümmere mich um den Rollstuhl«, sagte ich.
    Jesse wollte protestieren, merkte aber offenbar, dass ich mit den Nerven völlig am Ende war, und gab nach. Nachdem er sich auf den Fahrersitz gehievt hatte, verstaute ich den Rollstuhl im Fond. Ich war kaum eingestiegen, als er den Gang einlegte und losfuhr.
    »Brand ist uns gefolgt. Er hat uns gehetzt.« Wir bewegten uns weiter bergauf, weil wir an dieser Stelle nicht wenden konnten. »Wie? Hat Isaac in der Arbeit erwähnt, dass wir trainieren wollten? Vielleicht hat Brand bei Firedog angerufen, und irgendwer hat es ihm erzählt.«
    Die Straße schlängelte sich noch einen knappen halben Kilometer den Berg hinauf und endete dort. Jesse kehrte um.
    »Er muss sich Isaac gleich bei der Firma an die Fersen geheftet haben, aber er hat abgewartet, bis wir aus der Stadt heraus waren. In den Bergen gab es keine Augenzeugen.«
    Seine Stimme klang halbwegs normal, aber er ignorierte das Offensichtliche: Brand hatte die ganze Zeit gewusst, dass Jesse mit Isaac unterwegs war. Und es war ihm egal gewesen.
    »Und dann wäre da noch was, das ich nicht begreife.« Er warf mir einen knappen Blick zu.
    Ich erwiderte ihn. »Die Frau.«
    »So ist es.«

    Das größte Rätsel von allen. Wer war die Frau, die mit Franklin Brand im Auto gesessen hatte?
    »Was hat sie nach dem Unfall getan? Auf jeden Fall hat sie nicht versucht, uns zu helfen. Was sagt uns das?«, fragte er.
    Die Erleuchtung traf mich wie ein Blitzschlag. »Sie muss mit Brand unter einer Decke gesteckt haben.«
    »Und zwar von Anfang an.«
    In diesem Augenblick klingelte sein Handy. Ich fischte es aus dem Handschuhfach und meldete mich. »Apparat von Jesse Blackburn.«
    »Hier ist die Chefin von Jesse Blackburn«, sagte Lavonne Marks. »Jesse Blackburn müsste schon längst in der Arbeit sein.«
    Ich zuckte zusammen. »Ich geb ihn dir.«
    »Keine Zeit. Sag ihm, er soll seinen Hintern schleunigst in die Kanzlei bewegen.«
     
    Wir fuhren bei mir vorbei, und ich brachte ihm Hemd, Sakko und Krawatte ans Auto. Nachdem er schon vor zwei Stunden im Büro hätte sein sollen, war es zu spät, um bei ihm vorbeizufahren oder auch nur

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