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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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gerade losfahren wollte, tauchte vor ihm ein Auto auf.
Ein goldener Wagen mit dem Aufleber einer Mietwagenfirma auf dem Armaturenbrett. Der Fahrer winkte und erkundigte sich nach dem Weg. Schließlich stieg er aus und breitete auf der Motorhaube eine Karte aus. Mit dem edlen Kaschmirsakko sah der Mann aus wie ein reicher Tourist. Vielleicht war er zu einem Polospiel in der Gegend. Irgendwie kam er ihm bekannt vor. Stu Pyle sprang aus seinem Wagen, um einen Blick auf die Karte zu werfen.
    Das war seine letzte gute Tat.
    Pyle war groß und schwer, aber der andere war schwerer. Und als der Beifahrer ausstieg, waren seine Gegner auch noch in der Überzahl. Sie packten ihn, schleiften ihn zum Heck seines Lieferwagens, rissen die Türen auf und schleuderten ihn auf die Ladefläche. Hier stank es besonders intensiv nach feuchtem Metall und Abwasser. Werkzeuge und Material lagen griffbereit.
    Sie nahmen die Spirale.
    Das Metallkabel vibrierte, als sie es auszogen. Es war aus Aluminium und früher einmal sauber und glänzend gewesen. Jetzt nicht mehr. Er trat um sich. Dichtungen und Armaturen flogen aus den Kästen im Laderaum. Schrauben, Rohre und Werkzeug wurden durch den Wagen geschleudert und landeten scheppernd. Er streckte die Hände nach dem Schraubenschlüssel aus, aber es war zu weit. Und so kämpfte er und schrie, aber es gab niemanden, der ihn hätte hören können. Sie hielten seinen Kopf fest und öffneten ihm den Mund.
    Dann räumten sie ihn aus.

19. Kapitel
    Ich erfuhr erst am nächsten Tag davon. Es war früh am Morgen. Ich hatte bei Jesse übernachtet und war zu einem langen, schnellen Lauf aufgebrochen, um Stress abzubauen. Nur noch vierzehn Stunden, dann war das Ultimatum abgelaufen.
    Strandläufer stoben vor den heranrollenden Brechern davon. Als ich die Landspitze umrundete, flammte vor mir die Küstenlinie auf. Wie eine goldene Schale ruhte das Hafenbecken unter der grünen Linie der Berge. Vor der Küste hoben sich die Channel Islands blau vom Horizont ab. Vom Rauschen der Wellen begleitet, rannte ich drei Kilometer und joggte dann im seichten Wasser zurück. Ich glühte vor Hitze. Jenseits der Brandung entdeckte ich Jesse im Meer. Sein Freistil wirkte völlig mühelos. Ich winkte.
    Dann sah ich die Männer in Anzügen auf der Sonnenterrasse am Haus stehen.
    Falsch. Zwei Männer standen, der dritte, FBI Special Agent Dale Van Heusen, saß in Jesses Rollstuhl.
    Ich ballte innerlich die Fäuste. Bewusst langsam schlenderte ich auf das Trio zu, obwohl ich Van Heusen am liebsten aus dem Stuhl geworfen und geohrfeigt hätte. Allerdings steht das FBI nicht auf solche Aktionen. Was er tat, war unverschämt und aufdringlich. Und seinem Grinsen nach wusste er das genau.

    Er legte die Hände auf die Räder. »Cooles Gefährt. Ultraleichter Rahmen, maßgefertigter Sitz – was kostet denn so was?«
    »Das ist kein Spielzeug, Agent Van Heusen, und zu verkaufen ist der Rollstuhl auch nicht. Stehen Sie bitte auf.«
    Er redete über die Schulter mit den anderen Männern. »Was meinen Sie, Rome? Fiori? Zweitausend?«
    Die beiden ragten steif hinter ihm auf, nur ihre Krawatten flatterten im Wind. Zu seiner Ehre musste ich sagen, dass Clayton Rome peinlich berührt wirkte. Van Heusen zuckte die Achseln und erhob sich gemächlich. Er musterte das Haus und rümpfte die Dachsnase.
    »Ihr Freund hat es aber nett hier.«
    »Was wollen Sie?«
    Rome stützte die Arme in die Hüften und musterte mich misstrauisch. Die goldenen Manschettenknöpfe und die Gürtelschnalle funkelten. »Stu Pyle wurde gestern ermordet.«
    »Die Killer haben ihn festgehalten und ihm eine Abflussspirale in den Hals gedrillt«, erklärte Van Heusen.
    »Wo waren Sie gestern um achtzehn Uhr?«, fragte Rome.
    Mein Magen schlug Purzelbäume, und mir drehte sich der Kopf. Dann wurde mir der Plural bewusst. Die Killer. Ich erklärte ihnen, bei welchem In-N-Out ich gewesen war. Zum Beweis fischte ich den Kassenzettel aus dem Aschenbecher des Explorers.
    »Kann das außer Mr. Blackburn noch jemand bestätigen?«
    »Taylor Boggs.« Ich schaute Van Heusen an. »Sie sind ihr neulich begegnet.«
    »Attraktive Blondine mit Augen, die sehr blau sind, fast …« Er suchte nach dem richtigen Adjektiv.

    »… violett«, ergänzte ich.
    Er nickte und zückte sein Notizbuch. Mit weichen Knien nannte ich ihm ihre Telefonnummer. Das war die Krönung. Plötzlich stand ich in Taylors Schuld und war ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ich brauchte sie, damit sie mein

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