Radau im Reihenhaus
Weihnachten kriegt, dann muß du Papi ganz vorsichtig sagen, was uns Mami gesagt hat, was wir Papi sagen sollen, was sie sich wünscht!«
Als Rolf endlich in Begleitung von Brauer und Obermüller zurückkam, hatten sie verspätetes Weihnachten oder verfrühten Jahreswechsel gefeiert, jedenfalls wurde die Installation der Waschmaschine erst einmal verschoben. Ich kochte Kaffee, gab Ofen seine Abendmahlzeit und ging schlafen. Vorher hatte ich schnell noch die Bettbezüge gewechselt, denn ich wollte doch gleich am nächsten Morgen die Maschine ausprobieren.
Da stand sie aber immer noch als Hindernis mitten im Flur, gekrönt von einem Dutzend leerer Bierflaschen und einem Hosenträger. Wütend scheuchte ich Rolf aus dem Schlaf.
»Ich denke, ihr wolltet die Maschine anschließen?«
»Aber doch nicht mitten in der Nacht!« brummte er ärgerlich.
»Die Nacht ist vorbei!« Ich riß das Fenster auf.
»Die anderen schlafen doch auch noch!« Er rollte sich wieder zusammen. »Mach das Fenster zu, hier ist geheizt!«
»Aber nicht mehr lange. Heute bist du dran! Ich habe Ofen lediglich das Frühstück serviert.«
»Wann war das?« Rolf blinzelte zum Wecker.
»Vor zwei Stunden!«
»Verdammtes vorsintflutliches Möbel!« fluchte der Gatte, erhob sich gähnend, angelte nach seinen Pantoffeln und wickelte sich in den Bademantel. »Au, mein Kopf!«
»Den brauchst du zum Heizen nicht!« Schadenfroh sah ich zu, wie Rolf mißmutig die Treppe hinunterschlappte. Sekunden später klirrte es.
»Welcher Idiot hat denn die ganzen Flaschen… Hier sieht es aus wie in einer Kneipe!« Und dann: »Kannst du diese blödsinnige Maschine nicht in die Küche stellen?«
»Nein!« sagte ich.
»Weiber!« sagte Rolf, bevor er im Keller verschwand.
Zwei Stunden später räumte ich den Kühlschrank aus, damit er unter den Tisch geschoben werden konnte, denn seinen Platz brauchte die Waschmaschine. Wieder einmal hatte sich gezeigt, daß Architekten nicht denken können und Logik ein Fremdwort für sie ist.
Mühelos hatte das prompt erschienene Transportkommando die Maschine in die Küche geschleppt, aber als sie in den Keller getragen werden sollte, stellte sich heraus, daß sie gar nicht durch die Tür paßte.
Die Tür zum Keller war zwanzig Zentimeter schmaler als die zum Flur und widerstand allen Bemühungen, die Maschine längs, quer, verkantet oder kopfstehend durchzubringen.
»Ist doch logisch!« Rolf klappte den Zollstock zusammen, »ein achtzig Zentimeter breiter Gegenstand kann nicht durch eine sechzig Zentimeter breite Tür gehen. Das ist eine feststehende physikalische Tatsache!«
»Wohl eher eine mathematische«, bemerkte Brauer, »aber sie stimmt trotzdem. Was nun?«
»Rauf ins Bad!« kommandierte Rolf.
»Kommt nicht in Frage, das ist mir zu gefährlich!« Im Geiste sah ich Sascha schon im Vorwaschgang durch die Trommel rollen. »Dann bleibt sie eben in der Küche!«
»Deshalb nun das ganze Theater! So weit bin ich gestern schon gewesen!« stöhnte mein Gatte und sah aufmerksam zu, wie Brauer und Obermüller die Maschine an ihren Standplatz schoben. Dann forderten sie Transportgebühren in der hierorts üblichen flüssigen Form.
Also war ich auf Sven und Michael angewiesen, und mit ihrer Hilfe zog und zerrte ich so lange an dieser verflixten Maschine, bis der Abflußschlauch endlich im Spülbecken hing. Den Zulauf schraubte Michael irgendwo hinter einem Gewirr von Rohren an, wo nach seiner fachmännischen Meinung ein Wasseranschluß saß. Bisher hatte ich mich noch nie für die Installationen interessiert. Sie waren hinter zwei Türen verborgen und kümmerten mich nicht.
»Ist in Ordnung!« verkündete Michael, nachdem er wieder aufgetaucht war. »Jetzt können Sie das Ding anstellen! Haben Sie etwas zum Waschen?«
Probehalber warf ich ein paar Geschirrtücher in die Trommel und drückte auf den Knopf. Es quirlte und strudelte auch ganz brav, die Trommel drehte sich linksrum und rechtsrum, nach einer Weile lief das Wasser ab, ich holte die Handtücher heraus und stellte fest, daß sie schmutziger waren als vorher.
»Irgendwas stimmt da nicht!« erklärte ich Sven, der als einziger genügend Interesse für unsere neue Errungenschaft aufgebracht hatte. Michael war samt Vater und zwei Mark Trinkgeld schon längst verschwunden.
»Muß da nich Waschpulver rein?« fragte mein Sohn.
»Natürlich muß Waschpulver hinein!« Ich war sehr erleichtert, daß nicht die Maschine erhebliche Mängel hatte, sondern nur ich.
Also holte
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