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Radau im Reihenhaus

Radau im Reihenhaus

Titel: Radau im Reihenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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sind mir auch jetzt noch unk-unklar, aber doch auf einer v-viel höheren Ebene.« Suchend sah er sich um. »W-wo ist Rolf?«
    »In der Küche.«
    »K-kocht er wieder? Dann helfe ich!« Nachdrücklich hämmerte er an die Tür. »Aufmachen! Ich w-will auch kochen! Oder soll ich b-backen? Ich kann p-prima backen!«
    Rolf öffnete die Tür und ließ Felix hineinschlüpfen. Eine Viertelstunde später flog er wieder raus. In der Hand balancierte er einen Teller mit zwei leicht verkohlten Teigstückchen, deren Belag von Fett triefte und sogar jetzt noch still vor sich hinbrutzelte.
    »Nur eine K-Kostprobe für meinen Freund Alex!« Felix steuerte die Wohnzimmertür an, erreichte sie auch genau in der Mitte und schaukelte durch.
    Ohne hinzusehen griff Brauer nach der Pizza und biß kräftig hinein. Im selben Moment brüllte er los: »Feuer!!!«, worauf Frau Brauer den Eiskübel holte und ihn samt seinem schon flüssigen Inhalt ihrem Mann über den Kopf stülpte.
    »Ich hab Rolf schon in der K-Küche gesagt, er soll nicht so v-viel Tabasco n-nehmen«, entschuldigte sich Felix, während er Brauer von seinem Helm befreite.
    »Nicht scharf! Heissss…«, jammerte Brauer.
    »Weiß ich«, freute sich Felix, »hab ich extra f-für dich in der Pfanne geb-backen. Mit richtigem Olivenöl. Im Herd d-dauert es viel zu lange.«
    Da Rolf ohnehin vergessen hatte, ihn einzuschalten, kamen wir in dieser Nacht nicht mehr in den Genuß seiner Mitternachtssnacks. Statt dessen kam Obermüller und wünschte uns ein fröhliches neues Jahr. Wir hatten den Jahreswechsel verpaßt!
    »Prosit Neujahr! Jetzt ist mein Auto wieder tausend Mark weniger wert, und die Kleider meiner Frau sind allesamt vom vorigen Jahr!« sagte Brauer.
    »Habt ihr jewußt, det Wittingers ‘ne Kellerbar hab’n?« dröhnte Obermüller, auch nicht mehr nüchtern, und schwenkte ein himmelblaues Papierhütchen. »Kommt doch mit rüber, da is ‘ne dolle Stimmung!«
    Mir reichte die hier schon, ich war ja gar nicht so vergnügungssüchtig! Frau Brauer blinzelte mir zu und deutete zur Küche. Heimlich verschwanden wir und verkrochen uns im Heizungskeller. Nebenan saßen die Schnecken – sympathisch nur tot, und dann mit Kräuterbutter!
    Das Versteckspiel wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn unsere Mannen zogen ab und kümmerten sich nicht mehr um uns.
    »Gott sei Dank, die sind weg!« sagte Frau Brauer erleichtert. »Hoffentlich sind die Kinder von dem Radau nicht aufgewacht.« Aber die schliefen fest, und auch Sven und Sascha rührten sich nicht, als ich vorsichtig in ihre Zimmer schlich. Am liebsten hätte ich mich dazugelegt.
    »Was jetzt?« fragte Frau Brauer. »Gehen wir noch in die Katakombe, oder sollen sich die Männer allein vollaufen lassen?«
    Frau Gundloff nahm uns die Entscheidung ab. Sie stand plötzlich vor uns, nur mit einem zitronengelben Babydoll und einem dazu passenden Mützchen bekleidet, und fiel mir um den Hals.
    »Prosit Neujahr, ihr Süßen, ich hab’ euch ja noch gar nicht gesehen! Bringt ihr Isabellchen zu den netten Männern zurück? Isabellchen weiß nicht mehr, wo die sind.«
    Isabellchen hatte entschieden zuviel getrunken! Aber ins Bett wollte sie noch nicht, obwohl sie schon danach angezogen war.
    »Bringen wir sie zurück, sonst holt sie sich noch eine doppelseitige Lungenentzündung!« entschied Frau Brauer.
    Wittingers Haustür stand sperrangelweit offen. Gelächter und Gesang zeigten uns, daß man hier tatsächlich im Keller feierte. Isabell hüpfte fröhlich die Treppe hinunter und wurde von einem vielstimmigen »Aahh!« begrüßt.
    »Unsere Venus ist wieder da!« grölte Brauer. »Komm her, Babydoll, ich habe schon immer für Rubens geschwärmt!«
    Vorsichtig schielte ich um die Treppenbiegung. Dort, wo bei uns Kartons, Kinderwagen und die große Truhe standen, die Rolf schon seit Jahren mit Bauernmalerei aufmöbeln wollte, hatten Wittingers eine komplette Bar eingerichtet mit Theke, Barhockern und wachsbekleckerten Chiantiflaschen, in denen flackernde Stearinkerzen qualmten. Nahezu die gesamte Siedlung hatte sich hier eingefunden, denn mit Ausnahme eines jungen Mannes im Smoking kannte ich alle, die mehr oder weniger (meistens mehr!) angeheitert durcheinanderquirlten. Rolf flirtete mit Frau Obermüller, ihr Mann fütterte Frau Wittinger mit Kartoffelchips, Felix schlief schon wieder, und nur Vogts saßen sittsam auf zwei Klappstühlen und drehten Papierschlangen zu kleinen Röllchen.
    Plötzlich entdeckte mich Herr Friese, und nun half

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