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Radau im Reihenhaus

Radau im Reihenhaus

Titel: Radau im Reihenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Cha-Cha-Cha gelernt.«
    »Was hast du?« Ich hörte wohl nicht recht.
    »Jahrelang hast du dich beklagt, daß ich nicht tanzen kann. Jetzt hat Isabell es mir beigebracht. Hier, sieh mal!« Er hüpfte auf der Terrasse herum. »Eins, zwei, Cha-Cha-Cha eins, zwei, Cha-Cha-Cha. Wollen wir mal probieren?«
    »Mir ist schlecht. Außerdem kann ich doch gar keinen Cha-Cha-Cha.«
    »Ist egal, dann lernst du ihn jetzt!«
    Also lernte ich Cha-Cha-Cha. Dabei hätte ich viel lieber langsamen Walzer getanzt. Mit Wolfgang. Aber der hatte Karin Brauer im Arm. Ich konnte die beiden ganz deutlich erkennen. Die Plastikfolie hatte man endlich entfernt. Zu spät für mich. Scheiß-Party!
    Eine Gehirnerschütterung, und dann auch nur eine eventuelle, ist keine Krankheit. Folglich stand ich am nächsten Morgen wieder einsatzbereit am Kochtopf, während der Gemahl noch der wohlverdienten Ruhe pflegte. Am Abend vorher hatte er mich nach oben gebracht, mir eine Schlaftablette in die Hand gedrückt, damit ich meine Ruhe hätte, und sich erneut ins Vergnügen gestürzt. Es war schon hell gewesen, als er sich fröhlich singend ins Bett begeben hatte. Woher die Lippenstiftspuren auf dem Hemd stammten, würde er mir auch noch erklären müssen.
    Die lieben Kleinen waren schon auf Beutejagd. Sie tobten durch die noch stillen Gärten und fraßen auf, was sie fanden. Es mußte eine ganze Menge gewesen sein. Aufs Mittagessen verzichteten sie freiwillig, auf Kuchen hatten sie später auch keinen Appetit, und zum Abendessen verlangten sie Pfefferminztee. Noch zwei weitere Fastentage, und ich hätte die Kosten für meine Salate wieder drin! – Wo waren die überhaupt abgeblieben??
    Die erste Besucherin war Frau Heinze. Kaum hatte sie mich auf der Terrasse erspäht, als sie auch schon mit einer Thermoskanne über den Zaun stieg und sich erleichtert in den Schaukelstuhl fallen ließ.
    »Hier ist Kaffee. Frisch aufgebrüht. Bloß Tassen habe ich nicht mehr. Die Küche sieht noch aus wie ein Schlachtfeld, aber ich habe meinem Mann erklärt, daß ich nicht eher nach Hause komme, bis sie wieder in Ordnung ist. Er kämpft doch ständig um seine Gleichberechtigung – jetzt hat er sie!«
    »Verraten Sie mir doch mal, wie Sie Ihren Mann aus dem Bett gekriegt haben! Meiner schläft tief und fest, und das voraussichtlich noch die nächsten fünf Stunden.«
    Sie lachte schallend. »Ich habe drei Stück Hundekuchen unter seinem Kopfkissen versteckt und Conni ins Zimmer gelassen.«
    Ich holte Kaffeetassen und die Kognakflasche, weil Frau Heinze meinte, ich könnte jetzt einen gebrauchen und sie auch, und dann legte sie los:
    »Die halbe Siedlung ist miteinander verfeindet. Wittinger und Obermüller wollten sich sogar gegenseitig an die Kehle, und wenn dieser Freund von Alex nicht dazwischengegan- gen wäre, hätte es noch einen Mord gegeben. Babydoll hat bei Frieses in der Kellerbar einen Striptease aufs Parkett gelegt, in der Zwischenzeit hat ihr zwielichtiger Freund bei Brauers den kleinen Jade-Buddha geklaut und später wieder aus der Jackentasche verloren. Und als dann noch der Freund vom Otterbach mit meiner Nichte zu flirten anfing, gab es eine bühnenreife Eifersuchtsszene. Mein Mann hat den Otterbach rausgeschmissen, darauf hat der seinen Freund rausgeschmissen, und weil Babydoll ihren kriminellen Freund inzwischen auch an die Luft gesetzt hatte, hatte der Freund vom Otterbach freie Bahn und einen neuen Unterschlupf. Jetzt spricht Otterbach nicht mehr mit Babydoll, Roswitha Friese hat ihr das Haus verboten, Obermüller und Wittinger wollen vor’s Gericht ziehen – warum eigentlich, weiß ich nicht mal –, Vogts haben beschlossen, sich umgehend nach einem anderen Haus in einer anderen Gegend umzusehen, und ganz zum Schluß hat Alex sich noch mit seinem Freund geprügelt.«
    Das konnte ich mir nun überhaupt nicht vorstellen. »Großer Gott, weshalb denn?«
    »Alex war völlig betrunken und fing wieder an, seine Frau bloßzustellen. Wolfgang wollte ihn beschwichtigen, aber in diesem Zustand ist Alex ja unberechenbar. Er schlug einfach zu. Allerdings nur einmal. Dann saß er mitten in den Hagebutten. Wolfgang hat ihm noch einen Eimer Wasser ins Gesicht gekippt, und darauf zog Alex es vor, schleunigst zu verschwinden. Es wurde sowieso schon langsam hell. Zum Glück hat kaum jemand diesen effektvollen Ausklang mitgekriegt, weil die meisten schon schlafen gegangen waren. Um drei Uhr morgens hat Friese zusammen mit seinen Kegelbrüdern die hölzerne Kunigunde

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