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Radau im Reihenhaus

Radau im Reihenhaus

Titel: Radau im Reihenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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bei uns häuslich niedergelassen hatte. Soweit ich sehen konnte, tummelte sich momentan alles in den beiden vorderen Gärten.
    Ich hatte Wolfgang gerade unsere farbenprächtigen Dahlien gezeigt, weil er sich angeblich auch für Blumen interessierte, und stand noch mit ihm oben am Zaun, als ich im Halbdunkel ein paar Gestalten zur Terrasse schleichen sah.
    »Ist noch keiner da«, flüsterte die erste.
    »So schnell kommen die auch noch nicht«, antwortete die zweite, und das war Sven. In Sekundenschnelle hatte sich auch das übrige Jungvolk eingefunden, bewaffnet mit Pappbechern, die Michael jetzt eilig füllte.
    »Das Zeug schmeckt wirklich prima!« stellte er sachkundig fest.
    »Aber Cola is noch besser!« erklärte Sascha.
    »Viel besser!« pflichtete ein Brauer-Zwilling bei und schluckte tapfer die kalte Ente.
    Erstaunt hatte Wolfgang die Prozession beobachtet. »Wo kommen denn die ganzen Kinder her?« Er fühlte sich gestört. Ich mich auch. Wann wird man schon mal mit der majestätischen Grazie einer Dahlie verglichen?
    »Zwei davon gehören mir, die anderen sind nur Gefolgschaft.«
    »Sie haben schon Kinder? Ich dachte, Sie seien ein etwas reifer Backfisch.«
    »Kerzenlicht wirkt sich immer sehr schmeichelhaft auf Frauen aus! Es tut mir ja selber leid, ausgerechnet jetzt die schöne Illusion zu zerstören, aber ich muß unsere potentiellen Alkoholiker zur Räson bringen!«
    Vorsichtig schlich ich mich außen herum zur Haustür, schloß auf und schaltete das Wohnzimmerlicht ein. Strahlende Helle überflutete die Terrasse und fiel auf entsetzte Gesichter.
    »W-wo kommst du denn plötzlich her?« Sven sah mich völlig entgeistert an.
    »W-wir wollten bloß mal probieren!« beteuerte Hendrik sofort, »und wir haben auch gar nicht viel genommen.«
    »Natürlich nicht. Ihr habt bloß die halbe Bowle ausgetrunken. Und das auf nüchternen Magen!«
    »Nee, das stimmt nicht!« protestierte Michael. »Erst haben wir bei Wittingers gegessen. Aber das merkt keiner, weil wir alles ein bißchen auseinandergeschoben haben.«
    »Und dann waren wir noch bei uns, da steht nämlich lauter Kuchen«, piepste ein Zwilling.
    »Ihr müßt Mägen wie Mülleimer haben!« Unbemerkt war Wolfgang auf die Terrasse gekommen und wurde stürmisch von den Zwillingen begrüßt. »Onkel Wolfi, Onkel Wolfi!«
    Sascha gähnte.
    »Ab ins Bett!« kommandierte ich, »und du auch, Sven!«
    Er maulte zwar, aber als er sah, daß seine Trinkkumpane heimlich, still und leise das Feld geräumt hatten, meuterte er nur noch der Form halber.
    »Hoffentlich wird dir heute nacht gründlich schlecht! Das wäre die verdiente Strafe!«
    »Ich hab’ wirklich nur einen Becher voll getrunken und Sascha noch weniger. Uns hat das Zeug nämlich gar nicht richtig geschmeckt. Haste noch irgendwo ‘ne Cola?«
    »Sie werden es überleben«, lachte Wolfgang. »Geben Sie ihnen prophylaktisch eine Aspirintablette und ein Glas Selterswasser. Ich werde mich inzwischen um die Mädchen kümmern. Die gehören auch ins Bett. Haben Sie Karin irgendwo gesehen?«
    Wie sollte ich? Seit einer geschlagenen Stunde zog ich doch schon mit diesem Partymuffel herum.
    »Ich werde sie schon finden. Darf ich dann hier auf Sie warten?«
    Na, aber sicher! Rolf vermißte mich sowieso nicht, und ich hatte gar keine Lust, ihn zu suchen. Wahrscheinlich flirtete er wieder mit Babydoll und war froh, daß ich es nicht sah. Sollte er doch! Schließlich war ich auch emanzipiert, laut Gesetz gleichberechtigt – nur leider hoffnungslos altmodisch. Dazu war Wolfgang ja auch noch Pfeifenraucher.
    Ich brachte die Kinder ins Bett, frischte sorgfältig mein Make-up auf und begab mich wieder nach unten.
    Er hockte auf der Treppenstufe und stierte melancholisch in die kalte Ente.
    »Sie sitzen ja auf dem trocknen! Warum haben Sie denn noch nichts getrunken?«
    »Es ist kein Glas da!«
    Ein gelernter Junggeselle hätte die Kelle genommen! Demnach war er wohl immer wieder nur vorübergehend ein Single, ständig enttäuscht und weiter auf der Suche nach einer Frau, die genausogut über Sartre diskutieren wie Strümpfe stopfen konnte? Deshalb also die Vorliebe für Kreuzfahrten und die Abneigung gegen Cocktailpartys. Wer dahin geht, läßt Strümpfe stopfen!
    Ich holte Gläser, schenkte sie voll, und als ich mich gerade neben Wolfgang auf die Stufe setzen wollte, schwankte Alex um die Ecke.
    »Also hierher habt ihr euch verkrümelt? Dann will ich nicht weiter stören! Und wenn ich noch was zu trinken kriege, erzähle

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