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Radau im Reihenhaus

Radau im Reihenhaus

Titel: Radau im Reihenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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nicht.«
    »Mir auch nicht. Reden wir also von etwas anderem. Was machen Sie heute abend?«
    »Kalte Umschläge!«
    »Die sind bestimmt nicht nötig. Solch eine kleine Schwellung klingt auch von allein ab.«
    »Ich rede nicht von mir, sondern von meinem verkaterten Mann und seinem nicht minder verkaterten Freund.«
    Mit einem resignierenden Lächeln klopfte Wolfgang die Pfeife aus. »Also treusorgende Ehefrau ohne Fehl und Tadel? Schade, aber ich hätte mir denken können, daß Sie einen sehr gefestigten Charakter haben.«
    (Die meisten Frauen sagen, wie kleine Kinder, gern nein. Und die meisten Männer nehmen das, wie Schwachsinnige, ernst.)
    Also sagte ich in edler Selbsterkenntnis: »So charakterfest bin ich gar nicht, ich bin nur ziemlich schmerzempfindlich. Und die schmerzhaftesten Wunden sind Gewissensbisse.«
    Er hatte verstanden. Zögernd stand er auf und gab mir die Hand.
    »Vielleicht sehen wir uns doch irgendwo einmal wieder?«
    »Möglich ist alles. In Zukunft werde ich mich an jedem Preisausschreiben beteiligen, das als Hauptgewinn eine Kreuzfahrt zu bieten hat.«
    »Gewinnen Sie oft?«
    »Nein, nie!«
    Er ging. Und mit ihm gingen ein paar beunruhigende Gedanken.
    Dann rief ich mich energisch zur Ordnung: Dumme Gans! Du bist kein sentimentaler Backfisch mehr, sondern zweiunddreißig Jahre alt, verheiratet, zweifache Mutter und überhaupt nicht unzufrieden. Und jetzt wirf endlich deinen Mann aus dem Bett!
    Was mir in Stunden nicht gelungen war, schaffte Alex in wenigen Minuten. Auf der Suche nach einem ebenbürtigen Gesprächspartner, mit dem er die gestrigen Ereignisse aus rein männlicher Sicht durchhecheln konnte, war er zuerst bei uns gelandet.
    »Rolf schläft noch?« hatte er ungläubig gefragt. »Das hat er aber die längste Zeit getan!«
    Unternehmungslustig stürmte er das Schlafzimmer (ich hinterher), sah sich suchend um, entfernte den Asternstrauß aus der Vase und kippte ihren Inhalt kurzerhand über Rolfs Kopf. Dann ging er schleunigst in Deckung. Folglich landete das klatschnasse Kissen in meinem Gesicht, wo es nach Rolfs Ansicht auch hingehörte. »Hier hört der Spaß eben auf!« donnerte er wütend.
    »Wasserscheu ist er auch noch!« feixte Alex.
    Mein Gatte wälzte sich fluchend von seiner feuchten Lagerstätte, angelte nach seinen Hausschuhen, fand sie nicht, suchte den Bademantel, fand ihn auch nicht, warf einen Blick in den Spiegel und schreckte zurück. »Ogottogott! Ich bezweifle, daß wir vom Affen abstammen, ich glaube eher, wir entwickeln uns dahin! – Wann bin ich eigentlich ins Bett gekommen?«
    Mit mürrischer Miene wandte er sich an Alex. »Wieso bist du um diese Zeit schon so unverschämt munter?«
    »Es ist halb zwei Uhr mittags, die Sonne scheint, die Vöglein singen, ich hab’ zwei Flaschen Bier gefrühstückt, Gulaschsuppe und eine Portion Krabbensalat. Mir geht’s großartig!«
    »Mir nicht«, sagte Rolf und schlurfte ins Bad. »Ist Felix schon auf?«
    »Nein.«
    »Hast du noch irgendwo eine Vase?« Alex war ausgesprochen tatendurstig.
    Die kalte Dusche blieb Felix erspart. Völlig verknautscht und verkatert, die weinrote Seidenkrawatte wie einen Henkerstrick um den Hals gewürgt, kam er durch die Tür geschlichen.
    »Seid ihr denn wahnsinnig? Wie könnt ihr zu so unchristlich früher Stunde solch einen Höllenspektakel machen?« Er schüttelte den Kopf und drehte sich wieder um. »Ich geh noch mal schlafen. Zum Essen könnt ihr mich ja wecken.«
    »Zu welchem?« fragte ich hinterhältig. »Nachmittagskaffee oder Abendbrot?«
    »Wieso?« Felix kratzte sich ratlos hinterm Ohr. »Wie spät ist es denn?«
    »Gleich zwei.«
    »Auch das noch!« stöhnte er entsetzt. »Um eins war ich mit Hannelore im Alten Turm verabredet. Was mache ich denn jetzt?«
    »Anrufen«, schlug ich vor. »Wenn du Glück hast, ist sie schon da. Für eine Frau ist es ja nie zu spät, eine Verabredung einzuhalten.«
    Wenig überzeugt stolperte Felix die Treppe hinunter. »Wo ist das Telefonbuch?«
    »Neben dem Apparat!«
    »Da ist es eben nicht«, klagte er.
    Mit einem maliziösen Lächeln bemerkte Alex: »Es wird wohl noch auf der Terrasse liegen.«
    »Und wie ist es dahin gekommen?« fragte ich verständnislos.
    »Weil dein Mann gestern im ›Watussi‹ anrufen und ein halbes Dutzend Barfrauen herbestellen wollte! Sie sollten unserer Party neuen Schwung geben!«
    »Was wollte ich?« Mit surrendem Rasierapparat stand Rolf hinter uns. »Sag das noch mal!«
    »Weißt du das wirklich nicht mehr?«

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