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Radegunde von Thueringen

Radegunde von Thueringen

Titel: Radegunde von Thueringen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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ruhig. „Du bist Königin der Franken! Begreif das endlich! Du hast allein weder Stallungen noch Lager noch sonst etwas Ähnliches aufzusuchen!“
    Sie nickte zerknirscht.
    „Und schon gar nicht nachts!“
    „Ich weiß!“ Es klang kläglicher, als sie es wollte. Der Schmerz in ihrem rechten Arm brandete auf und ab wie die Wellen auf der See bei Sturm. Sie fühlte, wie ihr der Schweiß auf die Stirn trat und wie Übelkeit ihren Magen hob.
    „Hast du dort jemanden getroffen? Gesinde vielleicht?“ Seine Augen forschten in ihrem Gesicht.
    Die Übelkeit pulsierte im gleichen Rhythmus wie die Schmerzen und schob ihren Mageninhalt unaufhaltsam nach oben. Sie schüttelte den Kopf und presste die Lippen aufeinander.
    Er deutete das falsch und packte sie am Kinn. „Wen hast du gesehen?“
    Mit letzter Kraft riss sie sich los und spuckte ihm „Gorrick!“ vor die Füße, dicht gefolgt von halbverdautem Haferbrei.
    Er sprang zurück und brüllte nach den Sklaven. Erleichtert stellte sie fest, dass sie ihn wenigstens wieder normal hören konnte.
    Kurz darauf war sie umringt von hilfreichen Händen, die sie stützten und in ihr Gemach brachten. Dankbar erkannte sie Salomés freundliches Gesicht und schließlich Besas grimmige Miene über sich.
    „Was hat er mit dir gemacht?“, knurrte sie.
    „Mein Arm … Gorrick …“ Sie schrie auf, als Salomé vorsichtig ihren Ellenbogen abtastete.
    „Er ist gebrochen“, stellte die Sklavin fest.
    „Dieses hinterhältige Schwein!“
    „Sei still! Du redest dich um deinen Kopf!“ Salomé sah Besa tadelnd an.
    „Das soll er erst mal wagen!“ Besa tauchte einen Lappen in kaltes Wasser und tupfte ihr vorsichtig das Gesicht ab.
    Die dunkle Sklavin hielt inne. „Du weißt nicht, was du sagst! Er ist der König! Vergiss das nie. Und er wird zum Tier, wenn man ihn reizt.“ Sie warf einen vielsagenden Blick auf Radegunde.
    „Aber ist er auch schlau genug?“, raunzte Besa, der Lappen schwebte über Radegundes aufgeplatzten Lippen in der Luft.
    Salomé lächelte beredt. „Wenn du es herausfinden willst – bitte. Doch jetzt hilf mir, den Arm zu versorgen.“
    Am Abend kam Chlothar. Er trat ein, ohne zu klopfen, und setzte sich an ihr Lager. Er zog einen kleinen blonden Jungen hinter sich her, der sich schüchtern umsah. In der anderen Hand hielt er eine Rolle, die nach frischem Siegellack roch. „Du warst nicht zum Essen im Saal, geht es dir besser?“ Er klang so harmlos, als genese sie von einem kleinen Schnupfen.
    „Das ist übrigens Sigibert, mein Sohn. Er wollte dich kennen lernen.“ Der Junge verkroch sich hinter seinem Rücken.
    „Hallo Sigibert, ich bin Radegunde!“
    „Bist du krank?“, fragte der Kleine.
    „Ja, ein wenig. Und du, wie alt bist du?“
    Er zeigte ihr die Finger einer Hand und den Daumen der anderen dazu.
    „Sechs!“ Dann musste er der jüngste Sohn von Chlothar sein.
    Chlothar streifte mit einem kurzen Blick den dicken Verband an ihrem Arm und klopfte bedeutungsvoll auf die Rolle. „Die ist für dich, meine Liebe!“
    Er entrollte das Pergament und hielt es ihr so vor die Nase, dass sie es lesen konnte. Ihre Blicke eilten über die Zeilen und erfassten nur bruchstückhaft, was dort stand.
    … erteile ich, Chlothar, König der Franken, … Hof Saix, … Wittum der Radegunde, Königin …
    „Was ist das?“, fragte sie argwöhnisch.
    Er lächelte stolz. „Das ist die Überschreibungs-Urkunde für meinen Hof in Saix, er gehört jetzt dir!“
    „Er … – aber?“ Sie war verdutzt.
    „Ja, du kannst seine Einkünfte nutzen, ihn verwalten, wie du möchtest. Von mir aus kannst du wieder ein Waisenhaus draus machen.“ Er lachte zufrieden.
    „Aber ich kenne diesen Hof gar nicht.“
    „Du kannst dich auf den Verwalter dort verlassen, er ist ein fähiger Mann. Schreib ihm deine Vorstellungen.“
    Sie schwieg. Es fiel ihr schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie Macht über Menschen und Güter besaß. Ihr Anstand gebot ihr, sich zu bedanken, doch ihre geschwollenen Lippen und ihr schmerzender Arm hielten sie davon ab. Doch seine spendable Stimmung, die offensichtlich Zeichen seines schlechten Gewissens war, musste sie ausnutzen.
    „Würdet Ihr noch etwas für mich tun?“
    „Was?“
    „Es wäre gut, wenn ich einen eigenen Boten hätte, der für mich auf den Höfen nach dem Rechten sieht und dem ich vertrauen kann.“
    Er überlegte kurz und nickte dann. „Das ist kein Problem. Ich werde jemanden finden.“
    „Ich weiß schon, wer

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