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Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
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Auf dem Bildschirm betritt derweil eine schwarze Schöne die Szene und scheint sehr daran interessiert zu sein, wie der knallbunte Apparat funktioniert.
    »Also, können wir jetzt auf einen anderen Sender umschalten?«, bittet Claudio, jedes einzelne Wort betonend.
    »Sind dir Tote lieber als Muschis? Bist du vielleicht so einer?«
    Claudio schickt Fausto mit der entsprechenden Geste zum Teufel, schnaubt, steht auf und macht Anstalten, das Zimmer zu verlassen.
    »Komm schon, Claudio. Fausto hat recht!«, rufe ich ihm nach.
    »Lass ihn doch. Der ist nicht mehr zu retten!«, meint Fausto.
    Zum Trotz dreht er die Lautstärke bis zum Anschlag auf und erfüllt das Haus mit orgiastischem Stöhnen, das so unecht klingt, dass dies selbst ein Mann erkennt.
    »Und dann frag dich mal, warum dich deine Frau verlassen hat!«
    Ich versuche noch, ihn zu bremsen. »Fausto!«
    Claudio macht wutentbrannt auf dem Absatz kehrt. Ich springe auf, bereit, mich zwischen die Streithähne zu werfen. An der Tür zum Wohnraum bleibt Claudio stehen und fängt an, so hasserfüllt den Kopf zu schütteln, als würde er gleich platzen. Ich habe Angst, was er wohl als Nächstes tun könnte. Wütend deutet er mit einem Finger auf Fausto, verzieht voller Ekel den Mund und bewegt den Finger ruckartig hin und her wie einen Kolben. Dann dreht er sich um und geht.
    Fausto und ich schauen uns an und schütteln traurig den Kopf.

27
    Damit es mit dem Glücksspiel endlich losgehen kann, habe ich ein paar Rubbellose besorgt. Für den Anfang siebenundzwanzig. Naiv, wie ich bin, dachte ich mir, dass eine größere Menge Verdacht erregen könnte, aber dann bin ich dahintergekommen, dass der Tabakwarenladen im Dorf im Durchschnitt immer diese Mengen verkauft.
    Auf die Gewinne für unsere Gefangenen haben wir uns relativ schnell geeinigt. Fausto und Claudio glauben ohnehin nicht an den Sinn unseres Vorhabens und waren deshalb mit allen Vorschlägen einverstanden. Sie hatten auch nichts dagegen, dass wir außer den Geldgewinnen aus der Lotterie noch zusätzliche Preise in Form bestimmter Konsumgüter in Aussicht stellen. Ein kleiner Trick, um Frustration unter den Gefangenen zu vermeiden und um für wenig Geld ihre Zufriedenheit zu steigern.
    Als wir dieses Mal mit drei Tellern auf dem Tablett und drei Losen für jeden Gefangenen in den Keller hinuntersteigen, entschädigt uns allein der Anblick ihrer verblüfften Gesichter für unsere Investitionen. Das Sichelmesser in der Hand, erklärt Sergio den sprachlosen Gefangenen die Spielregeln. Die Geldgewinne sollen jeweils zur Hälfte an sie und an uns gehen. Diese Ankündigung löst zwar nur ironisches Grinsen aus, aber es genügt, dass Sergio kurz das Sichelmesser kreisen lässt. Schon kommen die drei zur Räson und halten es für mehr als gerecht, dass wir die Hälfte einstreichen, da wir ja schließlich auch die Lose finanzieren. Des Weiteren soll ihr Anteil am Gewinn in einer Kassette verstaut und an einem sicheren Ort im Haus aufbewahrt werden. Wieder ironisches Grinsen. Dies verschwindet jedoch, sobald die Burschen erfahren, dass sie jederzeit das Recht haben zu überprüfen, ob die Kassette an ihrem Platz und der Inhalt unangetastet ist. Und zwar ohne Vorankündigung. Saverio, der Schmächtige, will wissen, warum sie ihren Anteil nicht sofort erhalten. Das sei vollkommen unmöglich, erklärt Sergio, ohne zu zögern. Sie würden das Geld bestimmt sofort untereinander verzocken. Und das Risiko, dass es zu Streit kommen könnte, das wollen wir nicht eingehen. Die drei zucken mit keiner Wimper. Renato, der zweite Typ, fragt nach, ob wir im Fall eines Hauptgewinns tatsächlich fünfhunderttausend Euro in die Kassette legen werden.
    » Wenn ihr den Hauptgewinn zieht, bekommt ihr selbstverständlich eure fünfhunderttausend und seid frei«, erwidert Sergio.
    Ich bin ein wenig überrascht. Den Fall, dass sie den Hauptgewinn ziehen könnten, haben wir bisher noch gar nicht in Betracht gezogen. Die drei mustern uns einen Moment lang scharf. Dann schütteln sie ungläubig den Kopf, weil sie sich von uns diesen Bären haben aufbinden lassen. Ohne weiter auf Sergio zu achten, werfen sie sich auf ihr Bett, und ich frage mich, wie er es wohl anstellen wird, sie jetzt noch zu überzeugen. Aber Sergio unternimmt keinerlei Versuch. Als ob nichts gewesen wäre, zählt er die Zusatzprämien auf, die kinderleicht zu gewinnen sind: Bier, Freigänge an der frischen Luft, neue Spiele für die Playstation, eine halbe Stunde mit einer

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