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Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
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schlapp.
    Mit Papier und Stift bewaffnet, setzen wir uns an den Tisch und legen los. Nach dem zwölften Namen, nachdem ich mein Reservoir an Verwandten und den drei oder vier Playstation-Freunden ausgeschöpft habe, beginne ich zu schwächeln. Ich werfe einen Blick zu Claudio hinüber, der mir ein adäquater Gegner zu sein scheint, und bemerke, dass auch er langsamer wird. Fausto kritzelt noch immer wie ein Wilder Namen auf das Papier. Jetzt beschließe ich, mein Archiv anzuzapfen: In der sicheren Gewissheit, dass sie ohnehin nicht kommen werden, setze ich erst Kandidaten wie Oscar auf die Liste, dann alle übrigen Kollegen und in alphabetischer Reihenfolge meine Klassenkameraden aus dem Gymnasium. Diese fünfundzwanzig Namen bringen mir einen enormen Vorsprung vor Claudio ein, der mit erhobenem Stift untätig auf sein Blatt Papier starrt. Dann füge ich genüsslich die Namen einiger Exverlobten hinzu. Mir gefällt die Vorstellung, ihnen zeigen zu können, dass ich nicht mehr der unbedarfte Junge bin, sondern ein erwachsener Mann mit einem Projekt. Zu guter Letzt setze ich noch die Namen meiner Nachbarn auf die Liste, die einiger Kameraden vom Militärdienst und schließlich den eines Kerls, der mir einmal an der Ampel die Stoßstange eingedellt hat. Claudio leidet derweil Höllenqualen, als er nervös grinsend auf mein Blatt schielt und mit ansehen muss, wie ich die zweite Spalte abschließe, gespickt mit den Namen der Nachbarn meines Vaters. Aber das kann er ja nicht wissen. Alice’ Name schwirrt mir durch den Kopf. Sie hat mich seit dem letzten Mal nicht mehr angerufen – ein Zeichen, dass es ihr entweder sehr schlecht geht und sie keine Lust dazu hat, oder aber, dass es ihr bestens geht und sie mich bereits vergessen hat. Ich will mir keine Unannehmlichkeiten einhandeln, aber wenn es ums Geld geht, kann man nicht wählerisch sein. Vielleicht könnte ich ihr die Einladung indirekt zukommen lassen, indem ich alle ihre Freundinnen anschreibe.
    Eine weitere halbe Stunde vergeht, bis wir das Ergebnis zusammenzählen. Wir kommen auf zweihunderteinundneunzig Namen. Inklusive Alice.
    »Ich habe nur die auf die Liste gesetzt, die wirklich sicher sind«, meint Fausto entschuldigend.
    Rasch überfliegt er die Blätter.
    »Signora Fernanda, Signora Rosalba, Signora Maria … aber wer soll das sein?«, herrscht er Claudio an.
    »Die haben alle bei mir im Supermarkt eingekauft. Die Nachnamen weiß ich leider nicht, aber … ich kenne sie jedenfalls«, erwidert er.
    Es entbrennt eine kurze Diskussion darüber, wie wichtig es ist, diese Liste ernst zu nehmen, denn wie Fausto es formuliert: »Das Start-up eines Agriturismo ist von fundamentaler Bedeutung.« Während ich mit halbem Ohr ihrer Diskussion folge, fällt mein Blick auf einen der Namen auf Faustos Liste.
    »Cruise, Tom?«, frage ich.
    »Ja«, sagt Fausto beiläufig, als handle es sich um irgendeinen Namen.
    »Tom Cruise … auf einer Liste mit absolut sicheren Kandidaten?«, wiederhole ich.
    »Weißt du, Tom ist ein ganz unkomplizierter Typ. Wenn der nach Italien kommt, schaut er bestimmt auf einen Sprung bei uns vorbei.«
    Es macht mich wahnsinnig, dass er ihn beim Vornamen nennt. Bisher dachte ich immer, dass Dialoge dieser Art nur in billigen italienischen Filmkomödien vorkommen, aber stattdessen habe ich einen windigen Sprücheklopfer aus Fleisch und Blut vor mir sitzen. Eigentlich müsste ich ihn jetzt fragen: »Du kennst ihn tatsächlich?«, aber ich habe keine Lust auf dieses Schmierentheater.
    »Wie, du kennst ihn?«, fragt Claudio.
    »Wenn man beim Fernsehen ist, kennt man zwangsläufig fast jeden … Wir waren mal zusammen essen.«
    »Und du meinst, der erinnert sich an dich?«
    »Ich habe ihn mit einer römischen Spezialität vertraut gemacht, mit Artischocken auf jüdische Art …«, erwidert Fausto im Tonfall desjenigen, der damit alles gesagt hat.
    Nachdem wir beinahe zweihundert Mails und SMS verschickt haben, hätte ich eigentlich erwartet, mindestens zwanzig Antworten zu bekommen. Es treffen gerade mal drei bei uns ein, zwei mit vagen Glückwünschen, eine dritte Mail vom Server, der uns mitteilt, dass die Adresse nicht bekannt ist. Um nicht vollends den Mut zu verlieren, klappen wir den Computer zu und überlegen uns, wie wir die noch ausstehende Arbeit am besten verteilen.
    »Ich fahre zum Metzger ins Dorf hinunter, und du kümmerst dich inzwischen um das Brennholz«, schlägt Fausto vor. Wie immer schiebt er mir die lästigste Arbeit zu.
    Ich

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