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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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zweiten Tag ihren Rastplatz gewechselt. Grace fragt mich nach Finn und Zoe. Ich erzähle den anderen von Finns Gedächtnisverlust, Zoes wahrscheinliche Schwangerschaft lasse ich jedoch aus. Immerhin ist es nicht sicher. Ich habe sie danach nicht mehr gesehen.
     
    Obwohl ich die Nacht inmitten meiner Freunde verbringe, bekomme ich kaum ein Auge zu. Ich kann nicht glauben, dass Gustav mir tatsächlich die Schuld an Maries Tod gibt. Sie waren für mich beide zu einem Teil meiner kleinen Patchwork-Familie geworden. Als die Morgendämmerung einsetzt, bemerke ich, wie Gustav noch bei Nebel das Lager verlässt, und folge ihm. Er läuft querfeldein durch den Wald, jedoch scheint er ein Ziel vor Augen zu haben, denn seine Schritte sind sicher. Ich habe keinen Zweifel, dass er mich längst hinter sich weiß, doch er dreht sich nicht um und schickt mich nicht weg. Diese Tatsache fasse ich als Erlaubnis, ihm folgen zu dürfen, auf.
    Nach wenigen Gehminuten erreichen wir eine Lichtung. Die Morgensonne tanzt auf dem noch feuchten Gras und ich erkenne Gustavs Ziel. Er geht vor einem Holzkreuz auf die Knie. Hier haben sie Marie bestattet. Es ist ein schöner Ort. Es hätte ihr gefallen.
    An der Stelle, wo ihr Grab ausgehoben wurde, hebt sich die Erde dunkelbraun von der grünen Wiese ab.
    Als über Gustavs Wangen dicke Tränen laufen, spüre ich förmlich, wie sich mein Herz zusammenzieht. Ich beiße mir auf die Lippe, um nicht selbst zu weinen zu beginnen, und trete vorsichtig hinter Gustav.
    „ Es tut mir von Herzen leid, was Marie passiert ist.“
    Ich meine es ernst, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Auch wenn ich Mitleid mit ihm habe, kann ich das, was er gestern gesagt hat, nicht einfach so stehen lassen. „Es war die Tat der Legionsführer, aber die Bewohner der Sicherheitszone können nichts dafür. Sie wissen ja nicht einmal, dass die Rebellen überhaupt existieren.“
    Überraschenderweise zeigt sich Gustav einsichtig und nickt verständnisvoll. „Das weiß ich. Sie wissen weder von einer Strommauer noch von einem Leben außerhalb der Sicherheitszone. Sie wissen im Grunde gar nichts.“
    „ Es ist nicht ihre Schuld“, beteure ich erneut, doch Gustav scheint mir nicht länger zuzuhören. Er senkt seinen Blick auf Maries kahles Grab.
    „ Es wirkt so lieblos und ist ihrer nicht würdig. Hilfst du mir, es mit Blumen zu bepflanzen?“
    Ich freue mich über seine Bitte und stimme sofort zu. Es ist für mich eine Ehre, ihm dabei helfen zu dürfen. Gustav hat gestern Abend bereits eine Stelle im Wald entdeckt, an der Vergissmeinnicht wachsen, und will mich dorthin führen. Als wir die Lichtung hinter uns zurückgelassen haben, bittet er mich, im Wald vorzugehen, da er den Weg mit seinen Augen nicht mehr so gut erkennen kann.
    Ich zucke mit den Schultern und laufe vorwärts, immer dem schmalen Trampelpfad nach.
    Als nach wenigen Minuten immer noch keine Vergissmeinnicht in Sicht sind, halte ich inne. „Ist es noch weit?“
    In dem Moment trifft mich ein fester Schlag auf den Hinterkopf und zwingt mich in die Knie. Vor meinen Augen wird es schwarz.
     
    Doch bereits nur wenige Augenblicke später reißt mich ein scharfer Schmerz zurück aus der Bewusstlosigkeit. Alles um mich herum dreht sich und ich kann nur verschwommen sehen. Mein Oberkörper ist an einen Baumstamm gefesselt und die raue Rinde schneidet mir in den Rücken. Vor mir kniet Gustav und hält meine linke Hand umklammert, während er mir mit einem Messer den kleinen Finger abtrennt. Entsetzt muss ich mit ansehen, wie das Blut in Strömen herausfließt und auf den feuchten Waldboden tropft. Der Schmerz ist unbeschreiblich und nicht dem Schrei angemessen, der aus meiner Kehle dringt, bevor ich erneut das Bewusstsein verliere.
     
    „Cleo!“
    Langsam dringen Geräusche an mein Ohr. Sie sind gedämpft und scheinen aus weiter Ferne zu kommen.
    Ich spüre, wie die Fesseln, die mich gefangen halten, durchtrennt werden und mein Oberkörper nach vorne kippt, um direkt wieder aufgefangen zu werden.
    „ Cleo!“
    Dieses Mal ist die Stimme schon lauter. Mühsam öffne ich meine Augen und kneife sie sofort wieder zusammen. Es ist so hell und das Licht brennt in meinen Augen. Ein unsägliches Pochen in meiner linken Hand lässt mich kaum atmen. Als ich meine Augen erneut öffne, kann ich verschwommen über mir Gesichter erkennen. Mir ist flau im Magen und ich habe Angst, mich übergeben zu müssen.
    „ Wir haben dich schreien gehört. Wer hat dir das angetan?“
    Die

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