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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Glastür zum Kontrollraum finde ich A350 vor, die mit beiden Fäusten gegen die Tür hämmert.
    „ Mach sofort auf!“
    Gustav steht währenddessen seelenruhig vor dem Kontrollboard und scheint ihr Geschrei nicht einmal zu bemerken. Erschrocken fährt A350 zu mir herum. Als sie mich erkennt, drückt sie mich sofort erleichtert an sich.
    „ Zum Glück bist du wieder da.“
    Keine Vorwürfe, keine Anschuldigungen und keine Maßregelungen. Damit hätte ich nicht gerechnet.
    Als sie mich wieder von sich hält, sieht sie mit Entsetzen meine verbundene Hand. „Was ist passiert? Geht es dir gut?“
    „ Gustav hat meinen kleinen Finger als Schlüssel benutzt.“
    Voller Abscheu wendet sie ihren Blick erneut zu Gustav hinter der Glastür und hämmert wie wild gegen die Tür. „Du verdammter Mistkerl, mach sofort auf!“
    Würde er ihrem Befehl gehorchen, bin ich mir sicher, dass sie ihm höchstpersönlich alle Finger beider Hände mit den bloßen Zähnen abbeißen würde.
    „ Gustav!“, rufe ich nun laut und bestimmt gegen das Geschrei von A350 an. Erstaunlicherweise dreht er sich sofort um, woraufhin A350 überrascht verstummt.
    Er lächelt mir entschuldigend entgegen. „Tut mir leid wegen deines Finger. Es war nichts Persönliches. Ich hoffe, es tut nicht allzu weh.“
    Mit einer Entschuldigung hätte ich am wenigsten gerechnet, aber ich merke, dass ich in meinem Inneren trotz der Schmerzen keine Wut auf ihn verspüre. „Mein Finger ist jetzt egal. Du musst die Strommauer wieder hochfahren. Es gibt außerhalb der Mauer Sichtungen von anderen Wesen. Sie sind durch die radioaktive Strahlung mutiert und sehr gefährlich.“
    Für einen Moment wirkt Gustav ehrlich geschockt, doch blitzschnell fängt er sich wieder. „Dafür ist es zu spät. Ich habe mich entschlossen.“
    „ Du kannst es aufhalten!“
    Er schüttelt entschuldigend den Kopf. „Nein, es gibt keine Möglichkeit, den Prozess anzuhalten. Ich habe das System umprogrammiert für den Fall, dass mir etwas zustößt.“
    Er hat damit gerechnet, dass die anderen Legionsführer sich irgendwie Zugang zu dem Kontrollraum verschaffen, ihn töten und das System wieder hochfahren würden. Er war bereit, für seine Entscheidung zu sterben.
    A350 berührt ungeduldig meinen Oberarm. „Wir müssen sofort fliehen oder wir werden ausgeschlossen.“
    „ Wie viel Zeit bleibt uns noch?“
    „ Eine Stunde und fünfzehn Minuten“, antwortet Gustav.
    „ Öffne die Tür und komm mit uns“, fordere ich ihn auf. Ich kann ihm einfach nicht böse sein, nicht angesichts seines nahenden Todes.
    Doch Gustav legt seine Hände nur etwas fester auf das Kontrollboard. Weiß treten seine Fingerknöchel hervor. „Nein, es hat mit mir begonnen und so soll es auch mit mir enden.“ Sein ernster und bedrückter Gesichtsausdruck weicht einem sehnsüchtigen Lächeln. „Ich freue mich darauf, Marie wiederzusehen.“
    A350 verliert langsam die Geduld. Mit ihrer Hand umschließt sie mein Handgelenk und will mich bereits fortziehen. „Komm jetzt oder wir werden nicht nur von der Strommauer ausgeschlossen, sondern sterben direkt mit ihm.“
    „ Was meinst du damit?“
    „ Sobald die Strommauer abgeschaltet wird, zerstört sich die Legion selbst. Sie explodiert im wahrsten Sinne des Wortes.“
    Ungläubig blicke ich ihr entgegen, unfähig zu sprechen.
    „ Es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Flugzeugen. Wir müssen im Gebiet der Zentrallegion sein, bevor die Strommauer abschaltet.“
    „ Und was ist mit den Bewohnern der Sicherheitszone?“
    „ Es gibt nicht genügend Platz, um alle mitzunehmen. Der Platz reicht nur für die Legionsführer und wenige Auserwählte.“
    „ Aber jemand muss sie doch wenigstens warnen“, rufe ich fassungslos aus. Das ist wieder einmal so typisch für die Legion. Die Menschen der Sicherheitszone waren ihnen schon immer egal, nur ein Mittel zum Zweck. „Sie werden sonst alle sterben.“
    „ Das werden sie ohne den Schutz der Strommauer so oder so.“
    „ Aber sie haben ja nicht einmal eine Chance!“
    „Du wirst aber nicht diejenige sein, die sie warnt.“
    „ Glaubst du etwa, jemand anderes würde es tun?“, rufe ich schrill aus. Sie sollte mich mittlerweile besser kennen. „Entweder du hilfst mir oder du musst ohne mich gehen.“
    Komischerweise weiß ich, dass sie das nie tun würde.
    „ Damit habe ich bereits gerechnet, um so eiliger haben wir es jetzt.“
    Sie will bereits losstürmen, doch ich drehe mich erneut zu Gustav um. Er beachtet uns

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