Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)
A350 und Asha in der Arena auf die anderen warte. Ich habe es satt, ständig irgendwelche Geheimnisse mit mir herumschleppen zu müssen. Erst der Tod von Marie, und als ob das nicht schlimm genug wäre, jetzt auch noch eine Bedrohung durch Mutanten. Die Legionsführer kommen nicht einmal auf die Idee, das Gespräch mit den Rebellen zu suchen. Vielleicht würden sie sich ja sogar mit uns zusammenschließen, wenn sie von den Mutanten wüssten. Aber zumindest könnten sie so verstehen, warum die Legion nicht einfach die Strommauer abschalten kann.
Die große Stahltür zu der Arena öffnet sich mit einem lauten Knarren, als Clyde in Begleitung von Ruby und Zoe eintritt. Kein Finn.
Zoe bemerkt sofort den fragenden Ausdruck in meinem Gesicht. Sie hebt entschuldigend die Schultern. „Er hat sich geweigert, noch einmal mitzukommen…“
„ Aber ihm war das Training doch so wichtig“, wende ich enttäuscht ein.
„ Er hält uns alle für Verräter“, entgegnet Zoe.
„ Womit er vielleicht nicht einmal so ganz unrecht hat“, mischt sich A350 mit genervtem Gesichtsausdruck ein. Ich denke an ihre Wut vom Vortag zurück, als sie Finn und mich bei unserem Kuss beobachtet hat, und frage mich, ob nicht sie etwas mit Finns Fernbleiben zu tun haben könnte. Ich weiß, er war wütend auf uns, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich deshalb eine Chance, zu trainieren, entgehen lassen würde. Erst am Vortag hatte er mir doch noch gesagt, wie wichtig es ihm sei, einen hohen Rangplatz zu erreichen. Oder bedeuteten seine Worte von gestern heute schon nichts mehr?
„ Sein Pech, wenn er nicht mittrainieren will. Wer nicht will, der hat schon“, schloss A350 kalt und ging zum Tagesablauf über. „Beginnen wir mit dem Training. Ich möchte heute, dass C515 gegen D523 kämpft und D560 gegen C403.“ Sie nickt in meine Richtung. „Und du trainierst mit mir.“
Bei ihrem herrischen Tonfall hört es sich mehr nach einer Bestrafung als nach einer Ehre an. Offensichtlich ist sie auch nach einer Nacht Schlaf noch nicht zufriedener mit meinen Leistungen.
Komischerweise hätte ich keine Angst davor gehabt, gegen einen der anderen anzutreten, aber A350 gegenüberzustehen, bringt meinen Herzschlag nun doch zum Beschleunigen. Ihr Gesicht ist dabei genauso ernst und verbissen wie am Vortag bei Asha. Wahrscheinlich wäre Asha in dieser Hinsicht die bessere Legionsführerin von uns beiden.
„ 3, 2, 1. Los!“
Ihr Schuss knallt in meine Richtung, sodass ich direkt lossprinte, um diesem auszuweichen. Aber anstatt mich von ihr durch die gesamte Arena jagen zu lassen, bleibe ich stehen, ducke mich und feuere zurück. Ohne zu treffen.
Wir spielen das Spiel noch eine Zeit lang weiter, bis meine Reaktionsgeschwindigkeit langsam abnimmt und mich ein Schuss von A350 schließlich streift und sie vor Frustration den Kampf abbricht.
„ Du gibst dir einfach keine Mühe!“, wirft sie mir erneut vor. „Ist es dir egal, was mit dir passiert?“
„ Nein!“, stoße ich entrüstet aus, füge dann aber kleinlaut hinzu: „Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich habe keine Chance zu siegen.“
„ Wenn du selber nicht daran glaubst, hast du das auch nicht“, stimmt sie mir resigniert zu. Mit etwas freundlicherem Gesicht kommt sie mir entgegen, bis sie direkt vor mir stehen bleibt und mir eindringlich in die Augen blickt. „Aber ich glaube an dich. Ich glaube, dass du alles schaffen kannst, wenn du es nur willst. Du bist viel stärker, als du denkst.“
Ihre Worte berühren mich. Wie so oft, weiß ich auch in diesem Moment nicht, womit ich ihr Vertrauen überhaupt verdient habe. Seien wir mal ehrlich, ich habe mich bisher als Legionsführerin nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ich halte mich kaum an Regeln und mache meistens genau das Gegenteil von dem, was man von mir erwartet.
„ Du musst außerdem verstehen, dass man als Legionsführerin auch eine bestimmte Leistung von dir erwartet. Zumal du die Erste bist, die außerhalb der Leistungstests ernannt wurde. Aufgrund deiner Klassifizierung erhältst du einen hohen Ranglistenplatz, den du verteidigen musst. Es wäre ein Skandal, wenn du wegen schlechter Kampfleistungen mit einem D-ler gepaart werden würdest. Vor allem jetzt, wo die Paarungspartner nicht länger anonym sind. Jeder würde annehmen, dass du deine neue Klassifizierung zu Unrecht erhalten hast. Dadurch könnte es zu Aufständen kommen, was wir unbedingt vermeiden müssen. Verstehst du das?“
Ich nicke schuldbewusst. So habe
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