Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)
Pause verdient“, zwinkert uns A350 zu. Es ist immer noch komisch für mich, sie so menschlich zu erleben, obwohl ich sie nur selten anders kennengelernt habe. Sie war schon immer anders als die anderen Legionsführer. Wärmer. Herzlicher.
Da Finn nicht da ist, setze ich mich mit zu den anderen in einen Kreis. Asha seufzt mit einem Blick in meine Richtung laut auf. „Du hast echt Glück, dass du von vorneherein eine hohe Platzierung hast. Bis ich deine Rangstufe überhaupt erst erreiche, muss ich bestimmt fünf Kämpfe gewinnen.“
Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll. Zu behaupten, ich würde mit ihr tauschen, wenn ich könnte, wäre gelogen. Aber gleichzeitig setzt mich meine hohe Stellung auch mächtig unter Druck. Es geht nicht einmal nur darum zu siegen, sondern auch A350 zu beweisen, dass ich ihre Unterstützung verdiene.
Zoe tippt mir vorsichtig in die Seite und deutet mit ihrem Kopf auf meinen verletzten Arm. „Hat es sehr wehgetan?“
Die Blutung hat mittlerweile aufgehört. „Im ersten Moment schon, aber im Kampf selber habe ich den Schmerz nicht mehr gespürt. Irgendwie hat er mir sogar geholfen, mich zu konzentrieren.“
„ Was würde eigentlich passieren, wenn jemand bei den Paarungskämpfen seinen Laser mit Absicht in den Kampfmodus schalten würde?“, will Asha plötzlich wissen.
„ Dieser jemand wäre ziemlich dumm, denn er würde den Rest seines Lebens auf der Krankenstation verbringen“, erwidert Ruby sofort mit einem drohenden Blick in Ashas Richtung. Diese hebt abwehrend die Arme. „War nur eine Frage…“
„ Ist es denn schon einmal vorgekommen?“, will nun auch Zoe neugierig wissen.
„ Nur einmal, aber nicht während eines Kampfes selbst“, erwidert Ruby abwehrend. Von sich aus wird sie uns nicht mehr Informationen geben.
Überraschenderweise mischt sich jedoch A350 in unser Gespräch ein. „Während der letzten Paarungskämpfe ist einer der Kämpfer durchgedreht und hat wild um sich geschossen. Nachdem er etliche von uns tödlich verletzt hatte, ist er geflohen.“
„ Konnte er gefasst werden?“
A350 schüttelt bedeutungsschwer den Kopf. Sie muss von Paul sprechen. Er ist der Einzige der Rebellen, dem wirklich die Flucht aus der westlichen Legion gelungen ist. Er muss aus derselben Generation wie Ruby stammen. Ob die beiden sich wohl kannten? Ich werfe einen verstohlenen Blick in ihre Richtung. Sie hat alles schon einmal durchgemacht. Sie ist bereits Mutter, ohne zu wissen von wem. Nach außen hin wirkt sie immer hart und unnahbar, so als könne ihr nichts und niemand etwas anhaben, aber wie sieht es in ihrem Inneren aus? Quält sie die Ungewissheit?
Zoe tippt mich erneut an und bedeutet mir, ihr außerhalb des Kreises zu folgen. Neugierig gehorche ich.
„ Was ist los?“
„ Kannst du mich heute Abend noch einmal zu meiner Mutter bringen?“
Ich weiß, wie wichtig es ihr ist, und ich hatte schon mit dieser Bitte gerechnet, umso schwerer fällt es mir, sie ihr abzuschlagen.
„ Das geht nicht. Nicht zwei Tage hintereinander. Ich kann nicht jeden Tag die Kameraaufnahmen austauschen. Heute Morgen wurde ich beinahe schon erwischt.“
„ Alle sind im Moment mit den Paarungskämpfen beschäftigt. Ich bin sicher, niemand schert sich um sie.“
Entschuldigend schüttle ich den Kopf. „A350 ist ohnehin schon misstrauisch. Sie hätte uns nicht für die Kämpfe trainieren müssen. Ich will sie nicht enttäuschen. Nicht jetzt.“
Zoe blickt misstrauisch in die Richtung von A350. „Und wenn sie es erlauben würde?“
„ Sie würde es niemals erlauben!“, stoße ich, ohne zu zögern, aus.
„ Das wollen wir doch mal sehen“, entgegnet mir Zoe und marschiert zielstrebig auf A350 zu. Mir bleibt vor Schreck beinahe die Luft weg, doch dann hechte ich ihr nach. Eigentlich, um sie aufzuhalten, aber ehe ich etwas sagen kann, spricht Zoe A350 bereits an.
„ Legionsführerin A350, ich habe eine Bitte an sie!“
Skeptisch blickt ihr A350 entgegen. „Noch eine?“
Sie meint damit die Erlaubnis, dass Zoe überhaupt mit uns trainieren darf. Zoe hat sie jedoch nie persönlich darum gebeten. Nicht einmal ich habe sie um ihre Erlaubnis gebeten. Wir haben sie schlicht mit der Idee überrumpelt.
„ Z318 ist meine Mutter und das wissen sie genauso gut wie ich. In der Legion mag es vielleicht nicht üblich sein, dass Eltern sich um das Wohl ihrer Kinder scheren, aber bei uns ist das anders. Ich liebe meine Mutter und sie liebt mich. Deshalb bitte ich sie, mich heute
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