Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

ich das Ganze noch nie gesehen. Ich dachte immer, es ginge dabei nur um mich, aber meine Leistungen stehen für alle Legionsführer und insbesondere für A350. Da sie diejenige war, die sich für mich eingesetzt hat.
    „ Lass es mich noch einmal versuchen“, fordere ich deshalb A350 nun etwas euphorischer als zuvor auf. Sie nickt zufrieden und begibt sich wieder in ihre Startposition.
    „ 3, 2, 1. Los!“
    Dieses Mal bin ich es, die den ersten Schuss abgibt. A350 weicht diesem jedoch mühelos aus. Ich feure weiter, aber sie feuert genauso schnell zurück, sodass letztendlich doch wieder ich diejenige bin, die über das Kampffeld gescheucht wird. Obwohl ich eine gute Ausdauer habe, lässt auch diese nach einiger Zeit nach und A350 trifft mich in den Rücken. Ich habe verloren. Schon wieder.
    „ So wird das nichts!“, schimpft sie resigniert und blickt mich verzweifelt an. Offensichtlich weiß sie nun auch nicht mehr weiter. Nachdenklich blickt sie auf ihr Lasergerät am Handgelenk. „Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen“, murmelt sie vor sich hin und verändert die Einstellung des Geräts. Bisher war es auf bloße Strahlen gestellt, die nicht in der Lage sind, jemanden zu verletzen. Doch jetzt hat sie die Einstellung in einen Modus verändert, bei dem ich jede Berührung des Strahls spüren werde, ähnlich dem Schlag durch eine Peitsche. Das ist die Einstellung, mit der die Kämpfer die Legion verteidigen. Das Gerät hat auch noch eine tödliche Funktion, doch diese wird normalerweise nicht angewandt und wenn, dann nur im äußersten Notfall. Ob der Angriff auf den Schwarzmarkt damals ein äußerster Notfall war, sei dahingestellt.
    Ängstlich blicke ich A350 entgegen. „Muss das wirklich sein?“
    Sie bleibt hart und geht auf meine Angst gar nicht erst ein. „Vielleicht lernst du nur, wenn es wirklich um etwas geht.“
    Wir beginnen den Kampf erneut. „3, 2, 1. Los!“
    Bereits ihren ersten Schuss spüre ich schon deutlich. Zwar streift mich dieser nicht, aber ich kann fühlen, wie die Luft neben meinem Ohr vorbeizischt. Vor lauter Angst, von einem ihrer Strahlen getroffen zu werden, traue ich mich kaum noch selbst zu schießen, worauf A350 mit Anfeuerungsrufen reagiert. „Schießen, nicht nur flüchten!“
    Die hat leicht reden, meine Strahlen sind schließlich ungefährlich! Ich rolle mich gerade über den Boden ab, als der erste Strahl mich quer über meine Wirbelsäule streift. Am Anfang ist es nur ein brennender Schmerz, der fast erfrischend wirkt, doch zurück bleibt ein Stechen, dass es mir schier unmöglich macht, mich wieder aufzurichten. Ich ziehe scharf die Luft ein, da trifft mich bereits ihr nächster Schuss frontal in den Oberarm. Ich schreie vor Schmerz auf und renne gekrümmt weiter. Nur aus dem Augenwinkel erkenne ich, wie sich der weiße Stoff meines Anzugs rot verfärbt.
    A350 hat kein Mitleid mit mir und schießt unbarmherzig weiter. „Verteidige dich!“, fordert sie mich erbost auf. Genauso wütend wirbele ich herum und feuere einen Schuss in ihre Richtung ab. In diesem Moment wünsche ich mir, dass mein Strahl genauso verletzend wirken würde wie ihrer. Soll sie doch selbst spüren, wie sich das anfühlt! Vielleicht würde sie sich dann mit ihren Ratschlägen endlich einmal zurückhalten. Ich mache es nun ähnlich wie Clyde am Vortag und steuere geradewegs auf sie zu, wobei ich mich vor jedem ihrer Schüsse ducken und wenden muss. Bereits ihr nächster Schuss streift mich im Gesicht und versenkt mir die linke Augenbraue. Ich habe sie nun fast erreicht und lasse mich schwungvoll zu Boden gleiten. Im nächsten Moment stoße ich mit voller Kraft mein Bein gegen ihr rechtes Knie. Sie schreit vor Schmerz auf und knickt ein. Mein nächster Strahl landet direkt auf ihrem Herz. A350 hat verloren….UND ich habe GEWONNEN. Unglaublich!
    Anstatt sich über meinen Sieg zu ärgern, springt A350 fröhlich auf und schließt mich in ihre Arme. „Fantastisch! Endlich hast du den nötigen Kampfgeist bewiesen. Ich wusste, dass er irgendwo tief in dir steckt.“
    Ihr Lob lässt mich den Schmerz aus den offenen Wunden völlig vergessen und ich beginne, über das ganze Gesicht zu strahlen.
    „ Das war echt klasse“, lobt mich nun auch Clyde, der zusammen mit den anderen zu uns getreten ist.
    Zoe nickt mir anerkennend zu. „Das Schwierigste ist wirklich, alle Methoden gleichzeitig anzuwenden und sich nicht nur der Flucht zu widmen.“
    „ Ich denke, ihr habt euch jetzt eine