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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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dabei.“, fügt er schließlich noch viel leiser hinzu. Die Traurigkeit in seinen Worten schließt sich um mein Herz. In dem einen Moment dachte ich noch , er wäre der wütendste und grausamste Mensch, dem ich je begegnet bin . Im nächsten Moment tut er mir so leid, dass ich schreien möchte. Ich würde diesen Mann gerne sehen, der so viel Gefühl in sich trägt, doch meine Augen sind zu schwer und mein Kopf zu erschöpft. Der Schlaf umfängt mich erneut.

    Das Kratzen in meinem Hals lässt mich husten. Ganz trocken fühlt er sich an, während ein leises Wimmern an meine Ohren dringt. Mit der Zunge fahre ich über meine Lippen. Sie sind so trocken, dass meine Zunge an ihnen kleben bleibt, anstatt sie zu befeuchten. Ich räuspere mich und öffne vorsichtig die Augen. Es ist dunkel und ich bin mir sicher , noch nie an diesem Ort gewesen zu sein. Gab es einen Unfall?
    Mein Blick wandert durch den kleinen Raum und ich zähle neben mir sechs weitere erschlaffte Körper. Von oben fällt Licht in die kleine Zelle. Ich blicke nach oben und schirme meine Augen mit der Hand vor der Helligkeit ab. Es ist keine Deckenleuchte. Die Lampe ist rund, doch hat sie eckige Kanten, die keinem Muster zu folgen scheinen. Aber auch das Licht wirkt eigenartig. Es ist viel schwächer wie als sonst und von einer komischen Farbe, fast orange.
    Erneut berühren meine Hände den sandigen Boden. Im Lichtschein reibe ich ihn zwischen meinen Fingern. Er zerbricht und hinterlässt roten Staub auf meiner Haut, wie auch auf meinem braunen Anzug. Was ist das nur für ein eigenartiger Ort? Warum wurden wir hierher gebracht? Haben sie etwa bemerkt , wie ich die Nahrungsvergabe manipuliert habe?
    Erneut blicke ich zu den anderen. F701 hat ihre Knie an ihren Körper gezogen und wippt vor und zurück. Ihre Augen sind geweitet und sie zittert. Ich schaue zu den anderen, doch manche von ihnen schlafen noch und die anderen starren unbeteiligt vor sich auf den Boden.
    „Wo sind wir?“, dringt es aus meinem Mund, doch es hört sich mehr nach einem Kratzen als einer Stimme an.
    Meine Frage schwebt in der Luft, ohne eine Antwort zu finden. Nur F701 schaut mir hoffnungsvoll entgegen. Sie scheint froh zu sein, dass wieder jemand spricht, denn das Wippen hört auf. Stattdessen kommt sie von der gegenüberliegenden Seite des Raums zu mir gekrabbelt und lässt sich neben mir nieder. Ihr Mund beugt sich an mein Ohr, bevor sie flüstert: „Sie beobachten uns.“

Ich folge F701s Blick zu der großen Eisentür. Bisher habe ich sie nicht wahrgenommen, da sie für mich in dem roten Fels vollkommen untergegangen ist. Doch jetzt sehe ich das schwache Blinken eines elektronischen Lichts über der Tür. Vorsichtig stehe ich auf, wobei meine Beine so schwach sind, dass sie zittern und ich mich einen Moment an der Wand abstützen muss, um nicht wieder zu Boden zu sacken. Ganz flau fühlt sich mein Magen an. Wie lange ist unsere letzte Nahrungseinheit wohl her?
    Zwei Schritte bis zur Tür und ich strecke mich dem Blinken entgegen. Beim Näherkommen erkenne ich das Auge einer Kamera , wie bei der Essensvergabe.
    Wir sind nicht allein. Das ist doch gut, oder? Da ist jemand, der über uns wacht, aber warum hörte sich F701 dann so verstört an?
    Ich drehe mich zu ihr um. „Weißt du , wer uns beobachtet? Hast du sie gesehen?“
    Sie schüttelt den Kopf.
    „Vielleicht ist es ein Experiment, das den Schutz in der Sicherheitszone verbessern soll.“, versuche ich sie aufzumuntern, wobei es mir selber schwer fällt , an meine eigenen Worte zu glauben.
    Nun regt sich auch ein Mann der 2. Generation. Er hat mit mir in der Essensausgabe gearbeitet, D276.
    „Wir sind nicht in der Sicherheitszone.“ Es ist eine schlichte Feststellung, ohne jegliche Deutung oder Emotion.
    „Woher weißt du das?“
    „Schau dich doch um. Sieht dieser Ort wie Zuhause aus?“
    Der sandige Boden unter meinen Füßen knirscht , als ich mich zurück neben F701 setze. Das Licht wechselt von orange zu einer Mischung aus dunklem Blau.
    „Das ist freier Himmel.“, erklärt D276 , und wie zur Bestätigung fällt ein Regentropfen durch das Loch direkt auf meine Nasenspitze. Ich keuche erschrocken auf und wische den Tropfen weg. Als hätte ich Blut und nicht nur Wasser an meiner Hand , starre ich sie entsetzt an. Der zweite Tropfen fällt durch das Loch, dieses Mal auf meine Schulter. Panisch jage ich, gefolgt von F701 , zur anderen Seite, so weit wie möglich fort von dem Regen, der nun immer stärker wird.

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