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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Doch warum?
    Niemand antwortet ihm, was seine Verachtung uns gegenüber nur noch steigert.
    „Was ist los? Habt ihr eure Sprache verloren? So schwer kann das doch nicht sein.“, schimpft er aufgebracht und bringt F701 dadurch erneut zum Zittern. Obwohl sie selbst zuletzt die Stimme erhoben hat, kennt auch sie die Bedeutung der bedrohenden Worte. Es wird etwas Schreckliches passieren.
    „Lass sie. Sie können einander nicht unterscheiden. Für sie sind alle gleich.“, versucht der Grünäugige den jungen Mann zu beruhigen. Zum ersten Mal höre ich auch bei ihm die Verachtung und Enttäuschung aus der Stimme. Ich möchte ihm gerne sagen, dass das nicht stimmt, doch ich traue mich nicht.
    Der Blick des Wütenden wandert über uns und bleibt schließlich an mir hängen. Wahrscheinlich bemerkt er gerade, dass ich die Einzige aus der Generation von D523 bin. Seine Augen verengen sich zu Schlitzen.
    „Du! Wo ist sie?“
    Bedrohlich tritt er auf mich zu. Genau wie F701 neben mir, beginne ich nun auch vor Furcht zu zittern. Ich bin machtlos dagegen. Er wirkt so riesig, wie er sich vor mir aufbaut, während ich zusammengekauert an der Wand sitze.
    Nun tritt auch der andere Mann in die Zelle und legt dem anderen seine Hand auf die Schulter. Diese Geste scheint Menschen zu beruhigen, denn der junge Mann bleibt stehen, wobei seine Schultern jedoch gestrafft bleiben.
    „Sie haben Angst, siehst du das nicht? So sagen sie uns garantiert nichts. Würden wir doch auch nicht, oder?“, sagt der Grünäugige. Die Schultern des anderen lockern sich daraufhin etwas.
    „Dann bringen wir sie eben zum Reden!“, zischt er und lässt von mir ab. Sein Finger deutet auf D276. „Und mit dir fangen wir direkt an!“
    D276 schüttelt panisch den Kopf und drängt sich immer weiter gegen die raue Felswand, doch der junge Mann hat kein Erbarmen mit ihm und packt ihn grob an den Armen. Anstatt sich zu wehren, beginnt D276 verzweifelt zu schreien. „Nein, bitte nicht!“
    Das hat zur Folge, dass der Verstoßene nur noch grober und fester an ihm zerrt. Er schubst den alten Mann förmlich aus der Zelle, ohne das auch nur einer von uns ihm zur Hilfe eilen würde. Mit einem lauten Knall schließt sich die Tür. D456 hat sich geschockt die Hände auf die Ohren gelegt, um nichts von dem Geschrei hören zu müssen, während die anderen auf den Boden starren. Nur F701 kann sich nicht beruhigen. Sie japst nach Luft und gibt erneut dieses wimmernde, herzzerreißende Geräusch von sich. Wassertropfen dringen aus ihren Augen und ihrer Nase, die sie sich mit ihrer kleinen Hand abwischt. „Sie tun ihm weh“, jammert sie verzweifelt, während immer mehr Wasser aus ihren Augen quillt. Ganz rot und wund sind diese schon. Sie tut mir so leid und in meinem eigenen Hals bildet sich ein dicker Kloß, je länger ich ihre Augen betrachte. Als der Grünäugige dem Wütenden seine Hand auf die Schulter legte, beruhigte sich dieser . A ls ich das letzte Mal F701 berührt habe, hat sie sich auch beruhigt.
    Meine Hände legen sich vorsichtig um ihre bebenden Schultern, mehr braucht es nicht, da schmeißt sie sich mir bereits zitternd und bebend an die Brust. Ich spüre , wie die Feuchtigkeit aus ihren Augen sich gegen meinen schmutzigen Anzugstoff drückt und diesen durchweicht. Ihre Bewegungen dringen gegen meinen Körper und lassen mich ihre Angst fühlen. Meine Hände legen sich um ihre Schultern und ihren Kopf. So wie sie zuvor sich selbst, beginne ich nun, sie hin und her zu wiegen. „Alles wird gut“, flüstere ich ihr ins Ohr und F701 entspannt sich in meinen Armen. Nur noch leise dringt ihr Schluchzen zu mir durch. Ich weiß nicht, warum ich das zu ihr gesagt habe, aber ich werde uns nicht einfach so aufgeben. Diese Verstoßenen leben schließlich auch noch. Vielleicht gibt es für uns eine Chance.
    Die Tür öffnet sich erneut und ich bin erleichtert , als ich in schönes Grün blicke, doch meine Erleichterung wandelt sich bei seinen Worten in Entsetzen: „Ihr beide, mitkommen!“

F701 hält meine Hand fest umschlossen. Ihre kleinen Finger gehen in meinen fast unter, trotzdem gibt mir ihr fester Händedruck Kraft. Wir sind nicht alleine, immerhin haben wir einander.
    Unsere neue Zelle unterscheidet sich kaum von der davor. Die Steine sind etwas anders geformt und das Loch in der Decke sitzt weniger mittig, sondern eher in Richtung der Wand. Es fällt mir schwer zu sagen, wie lange wir nun schon von den anderen isoliert sind. 45 Minuten oder waren es nun

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