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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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uns ins Schloss fällt.
    Der Raum, den wir betreten, ist lichtdurchflutet . Genau wie die Zelle besteht er aus rotem, unebenem Stein, doch ist er viel größer. Fast erinnert er mich an das Atrium, denn auch dieser Ort scheint eine Art Zentrum zu sein. Von hier führen verschiedene Gänge ab und neben unserer Zellentür gibt es noch weitere Türen. Sitzen hinter allen wohl Gefangene? Ich habe nicht einmal mehr Zeit , die Türen zu zählen, da schubst mich der Mann bereits in die nächste Zelle. Sie ist viel dunkler als die beiden vorherigen. Eine Solarlampe steht auf einem wackligen Holztisch und wirft flackerndes Licht in den schmalen Raum. An dem Tisch stehen zwei Stühle und auf einem davon sitzt der Mann mit den schönen Augen. Erleichterung durchflutet mich , als ich ihn erblicke. Er wird mir nichts tun, das spüre ich. Er ist freundlich, ganz anders als sein Kollege. Dieser schließt nun die Tür hinter uns und postiert sich bedrohlich vor dieser. Er verschränkt die Arme vor der Brust, was ihn noch breiter wirken lässt.
    „Setz dich mir gegenüber.“, fordert mich der Grünäugige freundlich auf und deutet mit seiner Hand auf den freien Stuhl. „Bitte.“
    Ich kenne das Wort und trotzdem hört es sich komisch in meinen Ohren an. In der Sicherheitszone benutzen wir es nur selten, da jeder nur seine Aufgabe erfüllt und niemand deshalb dem anderem zum Dank verpflichtet wäre. Wir kennen unsere Regeln und stellen keine Bitten. Trotzdem folge ich seiner Aufforderung und lasse mich auf dem knarrenden Stuhl nieder.
    „Hast du Durst? Möchtest du noch etwas trinken?“
    „Sie soll uns Antworten liefern und sich nicht den Bauch vollschlagen.“, kommt es sofort erbost von der Tür.
    „Mit trockenem Hals spricht es sich aber nicht gut.“, entgegnet er unbeeindruckt und schenkt mir einen Tonbecher voll Wasser ein. Zögernd nehme ich einen Schluck und spüre wie es kühl meinen Hals hinab rinnt. Ich blicke auf meine schmutzigen Finger und die dicke Dreckschicht unter meinen Nägeln. Es wäre so schön , jetzt unter die Dampfdusche steigen zu können.
    „Du brauchst keine Angst zu haben. Niemand wird dir hier wehtun.“, redet er mir weiter freundlich zu, doch automatisch taucht das Bild von der erhobenen Faust vor meinem inneren Auge wieder auf. Von wegen!
    „Wie ist dein Name?“
    „Meine Bezeichnung lautet D518.“ Name ist nur ein altes Wort für Bezeichnung.
    „Wo bist du eingesetzt, D518?“
    „In der Nahrungsverteilung.“
    Plötzlich wird es ganz still in der Zelle. Fast scheint es mir , als würden die beiden gleichzeitig die Luft anhalten.
    „Kennst du D523?“
    „Ja.“
    „Weißt du , wo sie ist?“
    Ich beschließe , lieber ehrlich zu sein. „In der Nacht, in der ihr uns entführt habt, waren D523 und ich eingeteilt. Kurz bevor uns die Wachen für einen Sondereinsatz abgeholt haben, musste D523 auf die Toilette. Als sie nicht da war, hat mir D375 befohlen , anstatt ihr mitzugehen.“
    „Nein!“, flucht es aufgebracht von der Tür. Als seine Faust gegen das Metall schlägt, zucke ich erschrocken zusammen.
    „Es ist ein blödes Missverständnis, nichts weiter. Ihr geht es gut.“, versucht der Grünäugige ihn zu beruhigen.
    „Gut? Sie steckt dort noch immer fest. Sie sollte hier sein und nicht DIE!“. Er deutet anklagend auf mich, während seine Augen wie bei F701 feucht glänzen.
    „Wir holen sie später raus.“
    „Wann später? Muss ich erst wieder zehn Jahre warten? Die Legion wird Nachforschungen anstellen und Köpfe rollen lassen.“
    „Die falschen Köpfe, wir haben alles gut geplant.“
    Anstatt ihm zu antworten, schießt er nun auf mich zu und packt mich an den Schultern. Wütend beginnt er an mir zu rütteln, sodass mein Kopf vor und zurück fliegt.
    „Rede endlich! Findest du das wirklich in Ordnung, dass Menschen gegen ihren Willen weggesperrt werden? Verdammt, sie war noch ein Kind!“
    Panisch schnappe ich nach Luft, erst da lässt er von mir ab und verlässt ohne ein weiteres Wort die Zelle. Der andere Mann seufzt einmal schwer, dann schließt er erneut die Tür und dreht sich zu mir herum.
    „Entschuldige seinen Ausbruch, er macht sich nur Sorgen.“
    Die Legionsführer machen sich auch Sorgen um die Kleinkinder, wenn sie sich nicht artgerecht entwickeln oder gegen Regeln verstoßen , und trotzdem werden sie nicht gewalttätig. Irgendwie weiß ich einfach, dass das nicht dasselbe ist. D523 muss dem Mann viel mehr bedeuten als wir den Legionsführern, deshalb ist er

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