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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Sicherheitszone gewesen. Ein Stück Zuhause.
    Nachdem ich meinen ganzen Körper mit der Seife gereinigt habe und meine Haut sich wieder sauber anfühlt, was bei dem dämmrigen Licht nur schwer zu sehen ist, steige ich aus der Quelle und wickele das rosa Badetuch um meinen Körper.
    Dabei entgeht mir nicht der besorgte Blick , der sich auf Florances Gesicht legt, während sie meinen Körper heimlich betrachtet. „Du musst am Verhungern sein, aber vorher suchen wir dir erstmal etwas Hübsches zum anziehen.“, lenkt sie schnell ab und führt mich mit Iris durch das Höhlensystem bereits zum nächsten Raum.

    Das Zimmer ist kaum breiter als der schmale Flur, trotzdem ist er dicht bepackt. An einer Seite stapeln sich verschieden große Kartons und Kisten in einem Regal, während an der anderen Seite eine Stange angebracht ist, an der Kleider, Hosen und Jacken hängen. Darunter stehen in einer Reihe die unterschiedlichsten Schuhe in verschiedenen Größen. Die Auswahl ist unglaublich. Kein Wunder, dass alle so bunt herumlaufen.
    Florance beginnt bereits , einige Kisten aus dem Regal zu heben. „Was möchtest du gerne haben? Hast du eine Lieblingsfarbe oder möchtest du vielleicht ein Kleid?“
    Lieblingsfarbe… So etwas gibt es in der Sicherheitszone nicht. Jeder bekommt die Kleidung entsprechend seiner Zuordnung.
    „Hier darf jeder Weiß tragen und nicht nur die Legionsführer.“, freut sich Iris und dreht sich in ihrem Kleid, sodass der Rock munter hin und her schwingt.
    All das überfordert mich. Ich weiß weder , ob ich eine Farbe mehr mag als jede andere, noch ob ich mich in einem Kleid wohl fühlen würde. Ich sehne mich nach etwas Vertrautem, etwas, worüber ich die Kontrolle hab, etwas , das ich berechnen und verstehen kann.
    Florance bemerkt, dank ihres Feingefühls, meine Verunsicherung sofort und lässt die Kleider links liegen. „Vielleicht probieren wir es besser erstmal mit etwas Schlichtem . Aber wenn du später doch mal gerne ein Kleid oder einen Rock hättest, brauchst du es nur zu sagen und wir putzen dich richtig raus.“, zwinkert sie mir freundlich zu und reicht mir weiße Unterwäsche. Erleichtert lege ich das Handtuch ab und schlüpfe in die saubere Kleidung.
    Als nächstes gibt sie mir eine blaue Hose, die sie als „Jeans“ bezeichnet , und ein einfaches schwarzes Top. Dazu bekomme ich schwarze Stiefel, die mich sehr an meine eigenen aus der Sicherheitszone erinnern.
    Auch wenn die fremde Kleidung noch etwas ungewohnt ist, fühle ich mich wohl darin. So sehr unterscheidet sie sich gar nicht von meinem ehemaligen Anzug.
    „Willst du dich denn gar nicht ansehen?“, fragt Iris und zieht mich bereits ein Stück weiter in den kleinen Raum. Direkt neben dem Fenster steht ein großer Spiegel. Ich wollte immer wissen , wie ich aussehe. Ich dachte , wenn ich es wüsste, würde es mir helfen, zu erkennen , wer ich selber bin. Doch jetzt erschreckt mich mein eigener Anblick. Meine Haut ist bleich, so weiß wie Iris Kleid. Ich sehe aus wie eine der bleichen Leichen aus der Dokumentation.
    Umso auffälliger heben sich dafür die dunkelroten Striemen auf meinen Armen und in meinem Gesicht hervor. Unter dem schwarzen Top drücken sich bereits meine Rippen hervor. Ich bin schrecklich dünn.
    Meine Lippen sind rissig und gesprungen und meine Augen fleckig. Das Lichtblau wird von dunkelbraunen Flecken durchbrochen. Doch es lässt meine Augen nicht lebendiger wirken, sondern irgendwie dreckig. Auf meinem Kopf wächst genau wie bei Iris bereits dunkler Flaum.
    Neben mir steht Florance und lächelt. Sie neben mir zu sehen, macht sie nur noch hübscher. Ihre Haut strahlt golden in ihrem hellblauen Blumenkleid. Ich wünschte , ich hätte nie in den Spiegel geblickt, dann könnte ich mir jetzt vielleicht einreden , genau so schön wie Florance zu sein.
    Gegen meinen Willen bildet sich ein dicker Kloß in meinem Hals und schnürt mir die Luft ab, sodass ich zu schluchzen beginne. Dicke Tränen rollen über meine Wangen, zum ersten Mal in meinem Leben. In der Sicherheitszone war das Aussehen vollkommen unwichtig, weil wir alle gleich waren. Der Sinn dessen wird mir in diesem Moment stärker bewusst als je zuvor. Ich sehne mich so sehr nach meinem Zuhause, dass es in meinem Herzen weh tut. Alles, was mir vor einer Woche noch als Kontrolle und Ungerechtigkeit erschien, wirkt plötzlich sicher und schützend auf mich.
    Florance verzieht mitfühlend das Gesicht und drückt mich dicht an sich. Ihr Haar riecht nach der

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