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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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die du hast.“
    Was soll ich antworten? Dass ich mir irgendwo tief in meinem Inneren gewünscht habe , ein Teil der Rebellen zu sein? Ein Teil ihrer Familie.
    „Die Legion könnte mich erschießen.“
    „Sie sind zu sehr an deinen Informationen interessiert, um das zu tun.“
    „Vielleicht bringen sie mich um, wenn sie alles erfahren haben, was sie wissen wollten.“
    „Vielleicht.“
    Ihre Ehrlichkeit trifft mich. Sie stimmt dem einfach so zu, als wäre mein Tod bedeutungslos. Warum kann sie mir nicht einfach widersprechen? Warum kann sie nicht wenigstens so tun , als wäre ich wichtig?
    Tränen schnüren mir erneut die Kehle zu. Zittrig bringe ich hervor: „Ist euch das egal?“
    Marie reagiert bestürzt und streckt erschrocken ihre Arme nach mir aus. Ihre Fingerspitzen berühren meine kühle Haut. Fröstelnd zucke ich zurück.
    „Nein, Kleines. Es ist uns alles andere als egal. Wir wollen diese Möglichkeit nicht in Betracht ziehen. Es täte uns zu sehr weh , einen weiteren Teil unserer Gemeinschaft zu verlieren. Niemand möchte deinen Tod.“
    Zweifel wirbeln in meinem Kopf umher. Ich weiß nicht, ob ich ihr glauben soll. Marie ist ein herzensguter Mensch, das sieht man bereits auf den ersten Blick, aber würde sie mich vielleicht gerade deshalb belügen? Um mich nicht zu verletzen?
    „Manchmal , da schließt man jemanden in sein Herz, obwohl es für alle Beteiligten besser wäre , es nicht zu tun. Du bist so ein Mensch, Cleo. Wir vertrauen dir. Ich glaube an dich.“
    So etwas hat noch nie jemand zu mir gesagt. Ihre Worte treffen einen wunden Punkt in meinem Inneren. Schon immer habe ich mich nach Zuspruch und Anerkennung gesehnt. Der einzige Weg , zu so etwas in der Sicherheitszone zu gelangen, besteht aus Erfolg. Es tat so weh , in die Helferklasse eingruppiert zu werden, weil mir damit jeder Erfolg verwehrt wurde.
    „Wenn ich euch verrate, könntet ihr alle sterben.“
    „Genauso wie du sterben könntest, wenn du es nicht tust. Es ist ein Geben und Nehmen. Wir können beide gewinnen oder verlieren. Es ist wichtig, dass wir einander vertrauen.“
    Endlich traue ich mich , ihre ausgestreckten Hände zu ergreifen und zu drücken. Wie konnte ich nur an ihr zweifeln? Marie reicht ein bloßer Händedruck nicht und sie zieht mich in ihre Arme. Ihre Finger streichen beruhigend über meinen Rücken und diese Nähe bringt etwas in mir zum Einsturz. Ich kann mich nicht länger zusammenreißen und lasse meinen Tränen freien Lauf, während ich dazu kläglich schluchze. Es tut gut , die Gefühle zuzulassen, wenn auch nur für einen kurzen Moment.
    „Oh , Entschuldigung, ich wollte nicht stören“, höre ich hinter meinem Rücken. Ertappt fahre ich herum und blicke in Pauls verunsichertes Gesicht. Schnell wische ich die Tränen aus meinem Gesicht.
    „Du störst nicht. Tränen sind menschlich.“, erklärt Marie liebevoll, während sie ein letztes Mal meine Schulter drückt.
    „Eigentlich habe ich auch nur nach Finn gesucht. Wir wollten jagen gehen. Ihr habt ihn nicht zufällig gesehen?“
    Stumm schüttele ich den Kopf. Noch einer, der Finn sucht. Somit scheint sich seine Ignoranz wohl nicht nur auf mich zu beziehen. Wo er wohl ist?
    „Finn ist heute Morgen schon früh aus dem Haus gegangen, aber warum nimmst du nicht einfach Cleo mit?“
    „Mich?“, frage ich entsetzt. Allein der Gedanke , ein Tier zu töten, versetzt mich in Panik.
    „Du musst nicht mitkommen, ist nicht so ein Mädchending. Ich kann auch die Zwillinge fragen.“
    Aber dann denke ich an Iris und ihren versprochenen Geburtstag. Ihr würde es sicher gefallen , Fleisch über einem Feuer am Abend zu grillen, so wie die Menschen es früher getan haben. Zudem sollen die anderen sehen, dass ich nicht nur zum Spionieren geeignet bin. Na ja , eigentlich möchte ich es vor allem einer bestimmten Person beweisen. Also überlege ich es mir schnell anders.
    „Ich komme doch mit. Es wird Zeit, dass ich mich nützlich mache.“
    Paul hebt erstaunt seine linke Augenbraue.
    „Bist du sicher, dass dir Finn heute noch nicht über den Weg gelaufen ist? Der Satz hätte von ihm sein können.“
    „Er hat eben Recht“, wehre ich ab und ziehe mir den grünen Parka über. Ich werde nicht denselben Fehler wie am Tag zuvor machen und mit nackten Armen durch die Sonne marschieren, während meine Haut sich schält wie die einer Schlange.

    Bei Tageslicht wirkt der Wald noch viel beeindruckender als in der Nacht meiner Flucht. Anstatt des Regens und des Gewitters

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